Von: ka
Benevent – Der FC Südtirol vollbringt auf dem neutralen Feld von Benevent und vor leeren Rängen in der dritten Runde der Coppa Italia wahrlich Großes, Erinnerungswürdiges, ja gar Historisches: Nachdem man am letzten Sonntag zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte mit Venezia eine Serie-B-Mannschaft schlagen konnte, legen die Weiß-Roten eine Woche später nochmal einen drauf und besiegen in Serie-A-Aufsteiger Frosinone ein Team aus der höchsten italienischen Spielklasse. Es ist somit ein märchenhafter Beginn in die neue Saison, fliegt das Team von Mister Zanetti doch dank der Treffer des neuen Sturmduos Costantino und Turchetta geradezu ins Sechzehntelfinale des Italienpokals, wo man am kommenden 5. Dezember im „Stadio Olimpico Grande Torino“ auf den FC Turin treffen wird. Für den Trainer der Weiß-Roten wird es ein ganz besonderes Spiel werden, steht Paolo Zanetti doch als Symbol für jenen Verein, bevor er als Trainer nach Bozen zu Kapitän Fink und Co. kam.
MATCH PREVIEW
Der FC Südtirol ist heute im Ciro Vigorito-Stadion von Benevent im Einsatz, wo man – in einem Geisterspiel auf neutralem Boden – auf Serie-A-Aufsteiger Frosinone trifft. Das Team aus dem Latium steht zwischen den Weiß-Roten und einem Platz im Sechzehntelfinale der Coppa Italia.
Der FCS bestreitet zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte ein offizielles Pflichtspiel gegen eine Serie-A-Mannschaft.
Die ersten beiden Runden der Coppa Italia haben Kapitän Fink und Co. mit Bravour überstanden: Zum Auftakt gab es im heimischen Drususstadion ein 2:1 gegen Albalonga (Serie D), letzten Sonntag siegte man auswärts im Pier Luigi Penzo-Stadion gegen Venezia dank des späten Siegtors von Alessandro Fabbri in der 89. Minute mit 1:0. Im Vigorito-Stadion muss Mister Zanetti auf die verletzten Crocchianti und Jamai verzichten. Die wiedergenesenen Tait und Della Giovanna starten von der Bank. Der Trainer der Weiß-Roten bestätigt neun Spieler jener Startelf, die in Venedig gewinnen konnte. Die beiden Neuheiten sind folgende: Berardocco startet für De Rose in der Spielmacherposition und Mazzocchi ersetzt Turchetta von Beginn an und bildet zusammen mit Costantino das Sturmduo.
LIVE MATCH
Das komplett leere Vigorito-Stadion – die Partie fand aufgrund der Strafe, die Frosinone im Serie-B-Play-Off-Finale aufgebrummt wurde, ohne Zuschauer und auf neutralem Boden statt – gab eine surreale Atmosphäre von sich, da dort ansonsten bis zu 20.000 Zuschauer ihren Platz finden. Frosinone hatte – wie zu erwarten war – in den Anfangsminuten mehr Ballbesitz, die Weiß-Roten stellten sich kompakt in der eigenen Hälfte zu.
Frosinone tat in dieser Anfangsviertelstunde mehr für das Spiel, jedoch fanden die Hausherren während ihrer langen Ballbesitzphasen zunächst kaum Lücken in der Vorwärtsbewegung, da sich der FCS äußerst geordnet im Feld präsentierte und dem Team von Longo keinen Raum in die Tiefe ließ.
Deshalb waren es die Weiß-Roten, die in der 18. Minute zur ersten Chance kamen: Fabbri schaltete sich mit seiner Geschwindigkeit auf der linken Seite ein, lief diese mit seinem explosiven Antritt entlang und brachte eine scharfe Flanke in die Mitte des Strafraums, wo Salamon in extremis vor Mazzocchi an den Ball kam und klären konnte.
Die Jungs von Mister Zanetti machten nun einige Meter gut und hatten aufgrund vieler präziser Pässe nun auch über eine längere Phase den Ball. Des Öfteren fanden die Weiß-Roten etwas Platz auf der linken Seite, wo das Trio Vinetot-Morosini-Fabbri in dieser ersten Hälfte sehr gut funktionierte.
In Minute 23 kam der FCS zum zweiten Mal der Führung nahe: Costantino legte das Spielgerät auf Mazzocchi ab, letzterer bediente ersteren per Doppelpass im Strafraum – die Nummer 9 der Weiß-Roten feuerte im Anschluss mit seinem schwächeren linken Fuß einen Diagonalschuss ab, der anderthalb Meter seitlich am Kasten von Sportiello vorbeiging.
Nur eine Zeigerumdrehung später wurde Frosinone zum ersten Mal gefährlich: Chibsah wurde per Lochpass in den Strafraum der Gäste in Szene gesetzt, doch Offredi stürmte klasse aus seinem Tor und wehrte den Abschluss des Mittelfeldspielers der Gastgeber aus unmittelbarer Distanz ab.
Das Team von Mister Zanetti stand äußerst gut auf dem Platz: Zum Einen kurz und kompakt, die Räume eng machend, zum Anderen fähig, den Ball zu gewinnen und diesen dann mit einem guten Spielfluss in den eigenen Reihen laufen zu lassen. Deshalb gingen die Weiß-Roten in der 40. Minute verdient in Führung: Der erneut stark aufspielende Morosini versuchte, das Spielgerät in den Strafraum der Gastgeber zu Mazzocchi zu bringen, Terranova war jedoch vor letzterem am Ball. Sein Klärversuch landete jedoch vor den Füßen von Costantino, der blitzschnell reagierte und auf der Höhe des Elfmeterpunktes zum 1:0 für die Weiß-Roten und seinem zweiten Treffer im Italienpokal einschoss. Nach zwei Minuten Nachspielzeit pfiff Schiri Maresca zum Pausentee. Die Weiß-Roten führten nach starken 45 Minuten verdient mit 1:0 in Benevent gegen Frosinone.
Beide Teams gingen zunächst unverändert in die zweite Hälfte. Frosinone versuchte, den Ausgleich zu erzwingen und erhöhte deshalb den Druck auf die Hintermannschaft der Weiß-Roten. Doch auch in Halbzeit zwei gehörte den Gästen die erste Möglichkeit: Costantino befreite sich an der Strafraumgrenze und befand sich so in aussichtsreicher Schussposition. Sein Abschluss ging jedoch drüber. Nach genau einer Stunde Spielzeit hatte selbiger Costantino die Riesenmöglichkeit, auf 2:0 zu erhöhen: Mazzocchi brachte einen Ball in den Strafraum und überraschte damit die Hintermannschaft von Frosinone, nicht jedoch Vinetot, der das Spielgerät mit der Brust kontrollierte und zu Costantino spielte. Die Nummer 9 des FCS legte das Leder jedoch aus unmittelbarer Distanz am leeren Tor vorbei.
Die Weiß-Roten hatten in der 81. Minute erneut die Möglichkeit zum zweiten Treffer: Turchetta hielt an der Grundlinie einen Ball im Spiel und setzte in der Mitte des Sechzehners Fink in Szene, der den K.O.-Schlag auf dem Fuß hatte, mit einem schwachen Schuss jedoch Salamon anschoss.
In der 86. Minute zeigte sich wieder einmal Frosinone in der Offensive und bereitete dem FCS einen kurzen Schrecken: Ciano mit der Flanke auf Perica, der – zwei Schritte vor Offredi – über die Querlatte zielte. Nur 60 Sekunden später parierte Offredi einen scharfen und platzierten Kopfstoß von Ciano herausragend. Zwei Minute vor Ende der regulären Spielzeit machte es Turchetta dann aber besser als seine Gegenüber und schaffte, was Costantino und Fink zuvor verpassten: Die Vorentscheidung zugunsten der Weiß-Roten. Nach einer Einwurfaktion tauchte der Neuzugang vor Sportiello auf und tunnelte letzteren zum 2:0.
Dann passierte nichts mehr. Die Partie endete mit einem wahren Triumph für die Mannen von Mister Zanetti, die zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte des FCS eine Serie-A-Mannschaft in einem offiziellen Pflichtspiel bezwangen und sich somit für das Sechzehntelfinale der Coppa Italia qualifizierte, wo man am kommenden 5. Dezember auf den FC Turin treffen wird. Und das Beste: Es ist alles wahr. Wunderschön und wahr.
FROSINONE – FC SÜDTIROL 0:2 (0:1)
FROSINONE (3-5-2): Sportiello; Goldaniga, Salamon, Terranova; Ghiglione, Chisbah, Maiello, Hallfreddson (67. Sammarco), Molinaro; Perica, Dionisi (58. Ciano)
Auf der Ersatzbank: Bardi, Iacobucci, Ariaudo, Krajnc, Brighenti, Beghetto, Crisetig, Besea, Matarese, Errico
Trainer: Moreno Longo
FC SÜDTIROL (5-3-2): Offredi; Oneto, Ierardi, Casale, Vinetot, Fabbri (89. Zanon); Fink, Berardocco (74. De Rose), Morosini; Costantino, Mazzocchi (63. Turchetta)
Auf der Ersatzbank: Ravaglia, Gentile, Tait, Della Giovanna, Antezza, Boccalari
Trainer: Paolo Zanetti
SCHIEDSRICHTER: Fabio Maresca aus Napoli (Die Assistenten: Fabrizio Posado aus Bari und Emanuele Prenna aus Molfetta)
TORE: 0:1 Costantino (40.), 0:2 Turchetta (88.)
ANMERKUNGEN: warmer, aber windiger Sommerabend.
Gelbe Karten: Morosini (25., FCS), Goldaniga (28., FRO), Terranova (76., FRO)