Von: apa
Als Trainer der ÖLV-Rekordler Lukas Weißhaidinger und Victoria Hudson hat Gregor Högler eine Doppelbelastung zu stemmen. Zwar gibt es Einheiten, die man gemeinsam absolvieren kann, aber in der Betreuung der Wurfathleten mit Diskus und Speer wird sehr viel auf die individuellen Bedürfnisse eingegangen. Nur so kann laut Högler die Qualität hochgehalten werden. Bei der EM in Rom zählen die heimischen Leichtathletik-Aushängeschilder zum Kreis der Medaillenanwärter.
“Ich denke nie darüber nach, was investiert man, sondern was kommt hinten raus. Das wichtigste Motto ist, dass nie jemand jammert, dann darf der Trainer schon gar nicht anfangen damit”, sagte Högler zu seinem Pensum und verweist auf sein “gutes und großes Team, in dem alle an einem Strang ziehen”. Im Vorjahr habe er es in Budapest geschafft, in zwei Disziplinen mit Mann und Frau in ein Finale bei einer WM zu kommen. So etwas komme freilich nicht so oft vor. “Aber am Schluss sind wir alle nur Erfüllungsgehilfen für die Athleten, dass sie eine möglichstbeste Leistung bringen.”
Weil “Mann und Frau nicht gleich” sind und jeder und jede einen anderen Charakter mitbringt, behandelt auch Högler Weißhaidinger und Hudson nicht gleich. Tendenziell würde er sagen, dass Frauen länger monoton belastbar sind als Männer, die in kurzen Momenten aber höhere Leistungen bringen können. Stimmungstechnisch bemerkt er, dass es bei Frauen schnell mal ins Positive, manchmal rasch aber auch ins Negative gehe. “Wie eine Sinuskurve”. Da müsse man verständnisvoller sein. “Bei Männer ist es wie so ein Plateau, wo sich eine Stimmung in eine bestimmte Richtung entwickelt. Da kann man dann gegenwirken.”
Lieber als über Unterschiede spricht Högler über Gemeinsamkeiten von Weißhaidinger mit seinen 145 Kilogramm und Hudson mit ihren 65. Was den Grad der Motivation betrifft, bemerke er keinen Unterschied. “Wir haben ein Ziel. Wir haben einen gemeinsamen Nenner, wie wollen immer die Besten sein. Das verbindet uns, das ist das Schöne.” Gestritten werde nicht oft, es halte sich alles im Rahmen.” Über sich selbst sagt er: “Ich bin ein eher relativ ein harter Trainer.”
Es gibt nicht nur individuelle Trainingspläne, sondern auch gezielte Solo-Betreuung in den Technikeinheiten. “Wir investieren so viel in eine Einheit, dass sie nicht mehr gewohnt sind, dass wer dazwischenredet. Wir sind schon auf einem Niveau, wo wirklich alles zählt, jeder Wurf”, erklärte Högler. Auch “Duelle” beim Krafttraining machen keinen Sinn, weil ganz andere Gewichte im Spiel seien. Sehr wohl möglich sind beispielsweise gemeinsamer Standweitsprung, Standhochsprung, Kugelwurf, Über-Hürden-Steigen oder Koordinationsläufe, das fördert das soziale Gefüge. Auch bei Schlechtwetter kämpft es sich besser gemeinsam gegen Regen und Wind.
Weißhaidinger ist Bronzemedaillengewinner bei Olympia (2021), WM (2019) und EM (2018), Hudson Dritte der European Games 2023, WM-Fünfte ebenfalls im vergangenen Jahr sowie Erste der europäischen Jahreswertung. Högler will, dass die beiden nicht vergessen, was sie erreicht haben. “Wenn ich was erarbeiten will, muss ich das Hirn vorbereiten. Mindset umstellen passiert jeden Tag die ganze Zeit. In der Halle hängt deshalb etwas für Lucky und Vicky. Damit sie sehen, was sie vollbracht haben. Ich will nicht, dass sie abheben, aber wir dürfen nicht vergessen, was wir können. Wir dürfen uns nicht kleiner machen, als wir sind, aber auch nicht goschert sein.”