Jannik Sinner wünscht sich normales Leben, samt Fettuccine mit Kalbsragout – VIDEO

“In Monte Carlo eine Woche aktives Training”

Mittwoch, 10. April 2024 | 07:05 Uhr

Von: ka

Monaco/Monte Carlo – Jannik Sinner blickt entspannt auf die kommenden Wochen. Nach den Titelgewinnen in Australien und Miami hofft der Sextner, auch auf dem von ihm weniger geliebten Sand an diesen Erfolgen anknüpfen zu können. Dabei ist das prestigeträchtige ATP 1000 Rolex Monte Carlo Masters für ihn „nur“ der erste Meilenstein, der ihn zu den Saisonhöhepunkten – Roland Garros in Paris, Rom, Wimbledon und natürlich zu den Olympischen Spielen – führen soll. Im Interview mit dem Corriere della Sera blickt der Sextner Tennischampion nicht nur auf die heurige Wettkampfsaison, sondern gewährt auch einige Einblicke in sein Leben als Tennisprofi.

Der Jannik Sinner, der nun die Nummer 2 der ATP-Weltrangliste ist, ähnelt noch immer jenem jungen Spieler des letzten Jahres, der Novak Djokovic noch nicht dicht auf den Fersen war. Während insbesondere in Italien der Hype um den Tennissuperstar aus Südtirol immer bizarrere Formen annimmt, wünscht sich der 22-jährige Tennisprofi nichts lieber als ein ganz normales Leben.

„Ich mag den Druck, aber mir ist es wichtig, ein ganz normales Leben zu führen. Auf den schnellen Plätzen lief es sehr gut. Mal sehen, ob ich auf dem Sand daran anknüpfen kann“, so Jannik gegenüber dem Corriere della Sera.

Instagram/Jannik Sinner

Jenseits des Atlantiks vermochte der Sextner nicht nur sportliche Lorbeeren zu ernten. Die Bilder, die Jannik dabei zeigten, wie er einem Ballmädchen den Regenschirm hält, mit einem Kleinkind spielt oder einer Zuschauerin Wasser reicht, brachten ihm das Lob ein, ein Gentleman zu sein. „Mir schien es, als würde ich ganz normale Dinge tun. Auf dem Platz bin ich ernst und bereite mich sorgsam auf das Match vor, aber nach dem Spiel mache ich gerne Witze. Ich bin so, ich war schon immer so. Der Unterschied ist, dass jetzt mehr Kameras auf mich gerichtet sind und ich mehr Aufmerksamkeit bekomme“, meint Jannik, der hinzufügt, dass mit dem Lob übertrieben werde und er auch Fehler habe.

Instagram/Jannik Sinner

„Auch ich kann zornig werden und das ist auch richtig so. Es gibt eine Zeit, um zu scherzen, eine, um sich zu ärgern, eine, um ernst zu sein. Beim Tennis ist mein Fehler, dass es mir manchmal nicht schnell genug geht. Ich will sofort alles erlernen, aber ich habe gemerkt, dass ich, wenn ich mich hetze, die nötige Klarheit im Kopf verliere. Anstatt, dass es mich weiterbringt, schadet mir so etwas“, erklärt der 22-jährige Tennisprofi.

Instagram/Jannik Sinner

„Anscheinend bin ich gewachsen. Anstatt, wie auf der ATP-Webseite angegeben 1,88 Meter, bin ich 1,92 bis 1,93 Meter groß. Ich übertreibe es nicht mit den Gewichten, weil es viel zu riskant wäre. Im Fitnessstudio wissen nur ich und mein Team, wie viel ich trainiere. Das Ergebnis ist, dass es mir gut geht. Ich habe das ganze Jahr 2023 gespielt und habe bisher auch heuer keine Probleme. Und selbst wenn ich müde bin, erhole ich mich schneller. Auch taktisch habe ich mich weiterentwickelt. Ich kann jetzt spielen, ohne viel nachzudenken. Das Denken verzögert den Spielfluss, aber jetzt läuft alles viel natürlicher ab. Um das zu können, muss man seinem Körper und bestimmten Schlägen vertrauen können, was mir früher nicht so gut gelungen ist“, so der 22-Jährige.

Instagram/Jannik Sinner

Auf die Ansicht Novak Djokovics, dass Janniks große Veränderung gegenüber dem letzten Jahr darin bestehe, dass er nun die wichtigen Spiele gewinne, angesprochen, gibt sich der 22-jährige Sextner bescheiden. „Ja, aber ich kann nicht alles gewinnen, das ist unmöglich. Wie in Indian Wells geschehen, kann ich auch verlieren. Letztes Jahr konnte ich mich konstant verbessern. Auf schnellem Untergrund habe ich den letzten Schritt, der vorher gefehlt hatte, bereits getan. Auf dem Sand ändert sich alles. Ich habe schwierige, aber auch interessante Monate vor mir“, freut sich Jannik, der vier Kilogramm Muskelmasse zugelegt hat, auf die kommenden Wochen.

Wichtiger als die Siege ist ihm aber sein familiäres Umfeld und sein Freundeskreis. Einen seiner Freunde, die ihn noch von der Schulzeit her kennen, lud er sogar zum Turnier nach Indian Wells ein.

Instagram/Jannik Sinner

Auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, bei den Olympischen Spielen die Fahne zu tragen, zeigt Jannik Sinner seine ganze Bescheidenheit. „Ehrlich gesagt, sollte die Fahne von jemandem getragen werden, der seine sportliche Karriere auf die Olympischen Spiele gründet. Wenn sie sie mir übertragen wollen, bin ich glücklich, aber als Tennisspieler habe ich die vier Slams, die neun ATP Tour Masters 1000 und den Davis Cup. Für mich sind die Olympischen Spiele ein Turnier. Für andere hingegen sind sie das Turnier schlechthin. Usain Bolt sagte in einem Interview: ‚Ich trainiere vier Jahre, um hundert Meter in neun Sekunden zu laufen.‘ Das hat mich beeindruckt“, meint der Sextner.

APA/APA/GETTY IMAGES NORTH AMERICA/AL BELLO

Ist er mit seiner eigenen Leistung zufrieden, „belohnt“ sich Jannik mit Fettuccine mit Kalbsragout. „Jedes Mal, wenn er von Miami oder Australien zurückkehrt, kommt er am nächsten Abend zu uns, um die Fettuccine zu essen. Er isst bei uns entweder mit seiner Freundin oder mit einem Mitglied seines Teams“, so der Koch des Lokals. Die Nummer 2 der Tenniswelt will nichts lieber als ein normales Leben führen.

 

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