Von: luk
St. Christina – Aleksander Aamodt Kilde ist der alles überragende Athlet der 53. Saslong Classic. Einen Tag nach seinem Triumph im Super-G legte der Norweger im Abfahrtsklassiker nach und raste zu seinem insgesamt dritten Sieg am Fuße des Langkofels. Italiens Speed-Spezialisten mussten sich bei ihrem Heimrennen mit der Statistenrolle zufriedengeben.
Kilde ließ bei strahlendem Sonnenschein die gesamte Konkurrenz hinter sich und schnappte sich mit der Zeit von 2.01,45 Minuten den ersten Platz. Mit seinem zweiten Abfahrtssieg in Gröden nach 2018 tritt der Gewinner des Gesamtweltcups 2019/20 in keine geringeren Fußstapfen als jene seines Landsmannes Aksel Lund Svindal: Der Saslong-Rekordmann hatte 2015 nämlich bei beiden Speed-Bewerben auf der Saslong triumphiert und war bis heute der einzige Fahrer, dem dieses Kunststück in ein und demselben Jahr gelang.
Hinter Kilde fuhr Ryan Cochran-Siegle sensationell auf den zweiten Platz. Der 28-jährige US-Amerikaner verlor nur 22 Hundertstel auf den Norweger und kletterte damit erstmals in seiner Karriere auf ein Weltcup-Podest. Zuvor war Cochran-Siegles bestes Resultat im Weltcup ein fünfter Rang bei der Alpinen Kombination von Bormio 2019. Kurios: Ryan Cochran-Siegles Mutter Barbara Ann Cochran hatte bei der Ski-WM 1970 in Gröden Silber im Slalom gewonnen, während sich seine Tante Marilyn vor 50 Jahren über Bronze in der Kombination hatte freuen dürfen. Das Podest bei der heutigen Abfahrt komplettierte der Schweizer Beat Feuz – für den letztjährigen Gewinner der Abfahrts-Kristallkugel war es die dritte Top-Drei-Platzierung in Gröden.
Italiener fahren hinterher
Den vierten Platz teilten sich Kjetil Jansrud aus Norwegen und US-Boy Bryce Bennett, die mit einem Rückstand von 62 Hundertstel ex aequo ins Ziel kamen. Mitfavorit und Gröden-Spezialist Jansrud verpasste damit nur knapp sein elftes Podest auf der Saslong. Hinter dem zeitgleichen Duo landete der Sieger des ersten Abfahrtstrainings, Jared Goldberg aus den USA, auf dem sechsten Rang.
Italiens Speed-Spezialisten mussten sich bei ihrem Heimrennen mit der Statistenrolle zufriedengeben. Als bester heimischer Athlet kam der Ultner Dominik Paris auf den 15. Platz. Neben Paris sammelte mit dem Gaiser Routinier Christof Innerhofer, der den 28. Rang belegte, lediglich ein weiterer Italiener Weltcup-Punkte. Der dritte Südtiroler im Bunde, Florian Schieder aus Kastelruth, kam nicht über Platz 48 hinaus.
Die Stimmen der Protagonisten
Aleksander Aamodt Kilde (NOR/Platz 1): „Ich habe in der Ciaslat etwas rausgenommen, ansonsten war mein Lauf von oben bis unten sehr gut. Es ist ein großartiges Gefühl, mit dem Doppelsieg in die Fußstapfen von Aksel Lund Svindal zu treten. Er war immer ein großes Idol für mich und hat mir viel beigebracht, deshalb sind meine Erfolge zum Teil auch sein Verdienst. Wir Norweger arbeiten viel mit den US-Amerikanern zusammen – die Resultate dieser Zusammenarbeit sieht man nun hier auf der Saslong. Ich möchte auch den Veranstaltern danken, die mit der DOLOMITES Val Gardena Südtirol Ski Trophy einen weiteren Sonderpreis organisiert haben – diese speziellen Trophäen und auch das ganze Rundherum machen Gröden zu einer einzigartigen Weltcup-Etappe.“
Ryan Cochran-Siegle (USA/2. Platz): „Mein Lauf war sehr ordentlich und größtenteils fehlerfrei. Ich bin gut gestartet und habe das umgesetzt, was ich mir im Vorfeld vorgenommen habe. Die Piste und die Bedingungen in Gröden sind immer spitze und kommen uns US-Amerikanern und Norwegern sehr entgegen. Wir Amerikaner haben ein sehr gutes Verhältnis zu unseren skandinavischen Freunden, auch heute teilten Kilde & Co. ihre Eindrücke von der Strecke mit uns und haben uns dadurch ordentlich weitergeholfen. Hoffentlich geht diese Partnerschaft noch lange weiter. Bereits morgen wartet in Alta Badia die nächste Aufgabe auf mich – dort werde ich wieder voll angreifen.“
Beat Feuz (SUI/3. Platz): „Ich hatte kein sonderlich gutes Gefühl während meiner Fahrt, daher kann ich mir den dritten Platz nicht so recht erklären. Ich war zwar besser unterwegs als im Training, aber dachte nicht, dass ich so viele Konkurrenten hinter mir lassen kann. Ich sehe das Ergebnis als ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk, denn ich hätte auch einen 13. Platz gut leben können. Auf dieser Piste muss man ohnehin aus Norwegen oder den USA kommen, dann ist man hier immer vorn dabei.“
Dominik Paris (ITA/15. Platz): „Ich habe in Gröden schon seit jeher Schwierigkeiten, obwohl ich mir das nur schwer erklären kann. Natürlich bin ich enttäuscht, da ich mir deutlich mehr vorgenommen habe. Schon der Start war nicht einwandfrei, dann habe ich ein paar weitere Fehler eingestreut – so kommt als Ergebnis der 15. Rang zustande. Wir müssen an uns arbeiten, damit wir in den kommenden Jahren auch dorthin kommen, wo die Norweger und US-Amerikaner bereits jetzt sind.“
Christof Innerhofer (ITA/28. Platz): „Der 28. Platz ist nicht das, was ich wollte. Jetzt gilt es, ruhig zu bleiben, positiv zu denken und nach vorne zu schauen. Die Strecke in Bormio kommt mir deutlich mehr entgegen, dort will ich deutlich bessere Resultate erzielen. Ich glaube nämlich nicht, dass ich nicht mehr das Zeug dazu habe, um in die Top-15 zu fahren.“