HERO Südtirol Dolomites

Juri Ragnoli und Elena Gaddoni sind die HEROes 2017 

Samstag, 17. Juni 2017 | 16:50 Uhr

Von: mk

Wolkenstein – Juri Ragnoli und Elena Gaddoni dürfen sich nun auch offiziell „HEROes“ nennen. Sie haben heute den härtesten Mountainbike-Marathon der Welt gewonnen, den HERO Südtirol Dolomites. Beide waren auf der Strecke rund um Sellastock und Langkofel eine Klasse für sich, für beide ging mit ihrem Sieg – wie sie unisono bestätigten – ein Traum in Erfüllung. Den Begriff „Traum“ bemüht auch OK-Chef Gerhard Vanzi: „Nicht zuletzt wegen des Traumwetters, der einzigartigen Kulisse und einer reibungslosen Organisation war der HERO auch in diesem Jahr eine optimale Visitenkarte der Dolomitentäler und Südtirols.“

Mit einem italienischen Doppelsieg endete heute die 8. Auflage des HERO Südtirol Dolomites, der in diesem Jahr auch die Generalprobe für die in einer Woche in Singen stattfindende Weltmeisterschaft war. Sowohl für Juri Ragnoli als auch für Elena Gaddoni ist es der erste Sieg in Wolkenstein. „Ein Sieg beim HERO ist die Krönung einer Karriere“, so eine sichtlich gerührte Gaddoni. Auch Ragnoli hatte im Ziel mit den Tränen zu kämpfen: „Nach so einem Rennen kommen starke Gefühle hoch, es ist wie ein Traum.“

Ragnoli hatte heute früh offengelegt, was er sich auf der 86 Kilometer langen Strecke mit 4500 Höhenmetern vorgenommen hatte. Schon beim ersten Anstieg auf Dantercepies konnte sich der 29-Jährige mit dem belgischen Routinier Roel Paulissen vom Feld lösen, nach dem zweiten Anstieg auf den Campolongo-Pass hatten beide einen Vorsprung von fast drei Minuten. „Ich habe am Anfang gleich gemerkt, dass ich gute Beine habe“, erklärte Ragnoli nach dem Rennen. „Und meine Energien habe ich mir sehr gut eingeteilt.“

Auf dem Abschnitt zwischen Campolongo-Pass und Pordoijoch, auf dem auch der härteste Anstieg hinauf zum Sourasass zu bewältigen ist, musste Paulissen abreißen und auch den furios angreifenden HERO-Rekordsieger Paez vorbeiziehen lassen. Der Kolumbianer, vierfacher Sieger in Wolkenstein, hatte heute einen denkbar schlechten Start erwischt. „Es ging mir vor dem Start alles andere als gut, ich musste mich übergeben und habe mich auch noch verfahren“, so Paez. Schon wegen dieser schlechten Ausgangsposition sei er hochzufrieden mit dem zweiten Platz bei seinem Lieblingsrennen. Während nämlich Ragnoli an der Spitze einsam seine Kreise zog, konnte Vorjahressieger Paez den Drittplatzierten Daniele Mensi auf Distanz halten.

Mensi, schon im Vorjahr Dritter, hatte im Ziel gemischte Gefühle. Er habe, so der 28-Jährige aus Vicenza, heute mit mehr gerechnet, in der ersten Rennhälfte aber einige Zeit eingebüßt. „Ich konnte auf der Abfahrt nach Canazei zwar noch aufholen, Ragnoli und Paez waren da aber schon zu weit weg“, so Mensi, der doch ein zufriedenes Fazit zieht: „Bei diesem Rennen auf dem Podium zu stehen, ist immer ein gutes Gefühl, auch weil es bestätigt, dass ich in guter Verfassung zur WM fahre“, erklärte Mensi.

Zweifelsohne in Bestform ist der HERO 2017, Juri Ragnoli. Er versuche schon seit fünf, sechs Jahren, hier zu gewinnen, „irgendetwas ist aber immer schief gegangen“, so Ragnoli. Auf die Frage, was heute denn anders gelaufen sei, grinste der Sieger: „Ich heirate in zehn Tagen, vielleicht war das der Energieschub, den ich gebraucht habe.“

Während bei den Herren die 86-Kilometer-Königsdistanz für den UCI-Marathon-Weltcup gewertet wird, ist es bei den Damen die „kurze“ Variante über 60 Kilometer und 3200 Höhenmeter. Diese hatte heute keine so im Griff wie Elena Gaddoni, die das Rennen schon auf den ersten Kilometern für sich entscheiden konnte. Auf Dantercepies hatte Gaddoni – dort noch begleitet von Maria Cristina Nisi – das Feld bereits hinter sich gelassen, auf dem Pordoijoch hatte sie bereits fünf Minuten Vorsprung. Im Ziel blieben vier Minuten auf die Zweitplatzierte Österreicherin Christine Kollmann und sogar fast acht auf deren Landsfrau Carmen Buchacher auf Platz drei.

Für HERO-Siegerin Gaddoni war das heutige ein perfektes Rennen – „von Anfang bis zum Ende“. Zwar habe sie am Schluss noch leiden müssen, der herausgefahrene Vorsprung habe aber für den Sieg gereicht, den die 37-Jährige als größten Triumph ihrer 20-jährigen Karriere ansieht – auch wegen der Umstände: „Für mich ist ein Rennen auf einer solchen Höhe schwierig, weil ich auf Meereshöhe lebe“, so die Bikerin aus der Romagna. „Dabei liebe ich die Berge.“

Gaddoni, so bestätigte auch die zweitplatzierte Christina Kollmann sei heute eine Klasse für sich gewesen. Sie selbst habe nicht geglaubt, dass es so gut laufen könne, weil sie die Anstrengungen der gewonnenen Alpentour Trophy noch gespürt habe. „Ich habe mich deshalb gewundert, dass ich gegen Ende des Rennens immer besser in Schwung gekommen bin“, so Kollmann. Die bis dahin Zweitplatzierte Nisi habe sie in der schwierigen Abfahrt vom Pordoijoch überholt, gegen Gaddoni sei sie aber machtlos gewesen.

Die Alpentour Trophy hatte auch die drittplatzierte Österreicherin Carmen Buchacher noch in den Beinen. Weil sie in Südafrika lebe und trainiere, sei sie so steile Anstiege wie jene des

HERO nicht gewohnt. „Ich habe auf diesen Anstiegen immer zu leiden und bin froh, wenn ich einen zusätzlichen Gang habe“, so Buchacher, die sich vor allem auf den Abfahrten des HERO wohlfühlt. „Sie sind abwechslungsreich und technisch anspruchsvoll“, so die Klagenfurterin, die mit dem Ausgang des Rennens hoch zufrieden ist: „Es ist für mich sehr gut gelaufen, vor allem angesichts eines so starken Feldes.“

Wie stark das Feld letztendlich war, zeigt auch das angeschlagene Tempo. Bei optimalen äußeren Bedingungen kam Juri Ragnoli auf eine Durchschnittsgeschwindigkeit von über 19 Stundenkilometer, Elena Gaddoni auf knapp 15.

Obwohl etwas (oder zum Teil auch deutlich) langsamer, hat man heute in Wolkenstein auch den Rest des HERO-Feldes hochleben lassen. Mit 4017 Teilnehmern und damit so vielen wie noch nie wurde auch bei der 8. Auflage des HERO Südtirol Dolomites das Teilnehmerlimit ausgeschöpft. Der HERO ist damit nicht nur der härteste Mountainbike-Marathon der Welt, sondern auch einer der begehrtesten. „Die mehr als positive Entwicklung des HERO macht uns als Organisatoren natürlich große Freude“, so OK-Chef Gerhard Vanzi. Er kann für ein Zwischenfazit durchschnaufen: „Eine Veranstaltung dieser Größenordnung ist mit vielen Unwägbarkeiten verbunden, deshalb bin ich froh, dass alles gut gegangen ist: die Athleten sind heil im Ziel, das Wetter hat gepasst, die Zuschauer sind auf ihre Kosten gekommen“, so Vanzi, der den HERO als„optimale Visitenkarte“ bezeichnet. „Die Dolomitentäler und Südtirol können sich dank der Mitarbeit hunderter engagierter Freiwilliger von ihrer besten Seite zeigen.“

Kuriosum am Rande: Mit dem Südtiroler Klaus Fontana (Olang) setzte sich heute über 60 Kilometer ein ehemaliger HERO durch. Fontana ist damit der erste, der sowohl auf der langen (2010) als auch auf der kurzen Strecke gewonnen hat.

Rangliste HERO Südtirol Dolomites 2017 Herren (86 Kilometer)

1.    Juri Ragnoli (ITA)                                    4:29.30,4

2.    Hector Leonardo Paez Leon (COL)        4:36.23,3

3.    Daniele Mensi (ITA)                                4:41.00,8

4.    Uwe Hochenwarter (AUT)                      4:42.20,2

5.    Tony Longo (ITA)                                    4:42.48,8

6.    Markus Kaufmann (GER)                       4:43.59,6

7.    Cristian Cominelli (ITA)                           4:46.01,0

8.    Urs Huber (SUI)                                      4:51.34,2

9.    Luca Ronchi (ITA)                                   4:52.10,6

10.  Cristiano Salerno (ITA)                            4:53.20,2

Rangliste HERO Südtirol Dolomites 2017 Damen (60 Kilometer)

1.    Elena Gaddoni (ITA)                    4:03.21,8

2.    Christina Kollmann (AUT)           4:07.24,4

3.    Carmen Buchacher (AUT)          4:11.29,1

4.    Maria Cristina Nisi (ITA)              4:14.00,3

5.    Costanza Fasolis (ITA)                4:14.19,4

6.    Sabine Sommer (AUT)               4:15.40,9

7.    Andrea Böttger (AUT)                 4:16.24,8

8.    Elisa Gastaldi (ITA)                      4:22.21,9

9.    Elisabeth Steger (ITA)                 4:28.57,0

10.  Katrin Schwing (GER)                 4:33.19,3

Die vollständigen Ranglisten und alle Teilzeiten finden sich unter: www.herodolomites.com/de/race/sellaronda-hero-marathon

 

Bezirk: Salten/Schlern