Kühner vergab am letzten Hindernis die Medaillenchance

Kühner im Springreiterfinale auf Platz sieben

Dienstag, 06. August 2024 | 12:23 Uhr

Von: apa

Ein Abwurf am finalen Hindernis hat Max Kühner mit Elektric Blue im olympischen Springreiterfinale die Chance auf eine Medaille gekostet. Im Schlosspark von Versailles zeigte das Duo am Dienstag auf dem Parcours mit 15 Hindernissen eine bis kurz vor dem Ende makellose Vorstellung, auch die Zeit war mit 81,29 Sekunden flott. Kühner landete auf Platz sieben. Christian Kukuk (D) auf Checker 47 holte sich im Stechen Gold vor Steve Guerdat (SUI) und Maikel van der Vleuten (NED).

Nur diese drei Pferd-Reiter-Paare waren fehlerfrei geblieben. Unter den zwei Reitern, die von ihrem Pferd abgeworfen wurden, war auch der schwedische Weltranglisten-Erste Henrik von Eckermann. “Es war schwer, aber nicht unfair”, resümierte Kühner den Parcours, der mit vielen optischen Details und Paris-Anspielungen vom Eiffelturm bis zur Metro-Station auch wunderbar anzusehen war. “Gut, aber nicht gut genug”, sei sein Ritt gewesen, meinte Kühner danach.

“Als Sportler sind wir ja gewohnt, mit Misserfolg umzugehen. Wenn ich nicht den Misserfolg in irgendeiner Art und Weise lieben würde, dann wäre ich kein Sportler, denn wir haben viel mehr Misserfolge als Erfolge. Ich finde, wir haben das gut gemacht hier, und Blue hat das gut gemacht. Ich weiß nicht, was ich anders machen hätte sollen – auch beim letzten Sprung nicht”, erklärte Kühner. “Wir haben oft Siege, wo wir sagen, hm, das war jetzt nicht so gut, aber es ist geglückt, und manchmal haben wir alles so gemacht, wie wir es können, und es ist trotzdem ein Fehler passiert.”

Dieser passierte ausgerechnet am abschließenden Oxer, der bereits auf die kommenden Olympischen Spiele in Los Angeles 2028 verwies. Bis dahin sei alles im Grünen Bereich gewesen, so der Weltranglisten-Dritte, dem eine Medaille zugetraut worden war. “Es hat sich am Anfang richtig gut angefühlt. Die Dreifache ist Blue ganz einfach und locker gesprungen. Ich bin leicht schräg auf den letzten Sprung zu. Es gab sehr viele Sprünge, zwei, drei Sprünge mehr, als wir sonst im Grand Prix haben. Irgendwie war dann die letzte Luft raus.”

Für Österreichs Springreiter-Equipe heißt es damit weiter warten auf das erste Edelmetall seit 1992 (Silber im Team). Eine Einzelmedaille gab es noch nie. Klar wäre eine Medaille schön gewesen, sagte Kühner, wichtig sei aber auch: “Blue fährt motiviert, mir Freude an dem Sport und kerngesund wieder nach Hause. Das war ja auch ein wichtiges Ziel.”

Für Kühner waren es außergewöhnliche Tage auf einem außergewöhnlich schönen und bestens organisierten Venue: “Olympia ist etwas völlig anderes wie sonst, es war auch eine völlig neue Erfahrung für mich. Das macht auch mit uns Menschen etwas Besonderes – in alle Richtungen”, erinnerte er sich an eine Sturmwarnung bei 35 Grad und tiefblauem Himmel, die alle in Versailles in Aufregung versetzt habe. “Für mich war die Anspannung am Anfang am Höchsten. Die hat sich dann sukzessive abgebaut. Ich habe mich gestern und heute wieder ein bisschen in meinem Modus wiedergefunden, den ich sonst kenne.”

Ob sein Scheitern ausgerechnet am Los Angeles-Hindernis in Hinweis darauf sein könnte, dass er bei Olympia 2028 noch besser sein wolle? “Das hoffe ich doch. Ich bin so lange zufrieden, solange ich das Gefühl habe, dass wir immer besser werden, dass ich die Pferde und den Sport immer besser verstehe. Eigentlich finde ich, dass wir da auf einem guten Weg sind, die letzten Jahre. Ich hoffe, dass wir in vier Jahren noch besser zurückkommen.” Ob sein Pferd Elektric Blue dann ebenfalls sein Sportpartner sein werde, “kann nur die Zeit sagen”, sagt Kühner: “Dann wäre er 17. Das wird man sehen, wo er dann steht.”

Insgesamt mache der Reitsport eine rasante Entwicklung durch: “Der Sport wird alle zwei, drei Jahre eine Stufe besser, und er verändert sich so schnell. Der Sport, den wir vor 20,30 Jahren hatten, hat nichts mehr zu tun mit dem, wie wir ihn heute haben. Er ist in so einer enormen Entwicklung. Die Zucht, die Pferde werden so viele besser, die Reiter, die Ausbildung, das Verständnis für die Pferde wird so viel besser.” Doch auch in Österreich sieht er eine Zukunft für den Reitsport: “Wir haben einige Pferd-Reiter-Kombinationen, wo Potenzial vorhanden ist.”

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