Thomas Jolly wehrt sich gegen Hass im Netz

Künstlerischer Leiter der Eröffnungsfeier klagt

Freitag, 02. August 2024 | 14:49 Uhr

Von: APA/AFP

Der künstlerische Direktor der Pariser Olympia-Eröffnungsfeier Thomas Jolly hat nach zahlreichen Hass-Kommentaren im Internet Klage eingereicht. Er sehe sich als Ziel von Todesdrohungen “wegen seiner sexuellen Orientierung und seiner fälschlich angenommenen israelischen Herkunft”, erklärte die Staatsanwaltschaft in Paris am Freitag. Nach ersten Ermittlungsergebnissen stammen zahlreiche der häufig auf Englisch abgefassten Kommentare aus dem Ausland.

Nähere Details wurden zunächst nicht bekannt. Jolly war für die fulminante Eröffnungszeremonie weithin gelobt worden. Mehrere Szenen hatten aber auch Kritik in konservativen und rechtsextremen Kreisen ausgelöst. Besonders umstritten ist eine Darstellung eines Banketts griechischer Götter, das zugleich an das berühmte Abendmahlsgemälde von Leonardo da Vinci erinnert. Darin treten mehrere Drag Queens, ein weitgehend nackter, blau angemalter Sänger und die französische DJ Barbara Butch auf, die für die Rechte von lesbischen und dicken Frauen eintritt.

Butch hatte ihrerseits angesichts von Hass-Kommentaren Klage wegen “homofeindlicher und dickenfeindlicher Beleidigungen” eingereicht. “Diejenigen, die Barbara Butch angreifen, ertragen es nicht, dass sie als lesbische, jüdische und dicke Frau Frankreich repräsentiert”, betonte ihre Anwältin Audrey Msellati.

Die Szene war in Frankreich, aber auch international kritisiert worden. Die französische Bischofskonferenz sprach von Szenen, “die sich über das Christentum lustig machen”. Die rechtsextreme Politikerin Marion Maréchal nannte den Auftritt eine “Drag-Queen-Parodie des Letzten Abendmahls”, die von einer linken Minderheit inszeniert worden sei. Ex-US-Präsident Donald Trump bezeichnete es als “Schande”.

Jolly, erklärte später, dass es sich um Gestalten der griechischen Mythologie gehandelt habe. Er habe keine religiösen Gefühle verletzen wollen. Die Szene habe eine Feier auf dem Götterberg Olymp dargestellt, der den Olympischen Spielen ihren Namen gab.

Rückendeckung erhielt Jolly u.a. von der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo. “Im Namen der Stadt Paris und auch in meinem eigenen Namen möchte ich Thomas Jolly nach den Drohungen und Schikanen, denen er in den letzten Tagen ausgesetzt war und die ihn dazu veranlasst haben, eine Beschwerde einzureichen, meine unerschütterliche Unterstützung aussprechen”, ließ Hidalgo in einem Statement verlauten.

Jolly habe während der Eröffnungsfeier die Werte Frankreichs hoch gehalten. Paris war stolz und geehrt, auf sein Talent zählen zu können… Gestern, heute und morgen wird Paris immer zu Künstlern, Kreativität und Freiheit stehen.”

Kommentare

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1 Kommentar auf "Künstlerischer Leiter der Eröffnungsfeier klagt"


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Kinig
29 Tage 14 h

Die Rechte schreckt vor keinerlei Instrumentalisierung zurück. Jeder Anlass wird wahrgenommen, um Europa in einen Kulturkampf hineinzuphantasieren. Und meistens würden zwei Klicks genügen, um die faulen Tricks zu entlarven

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