Ursachenforschung bei Ten Hag und Höjlund

Manchester bangt nach 3:4 in Kopenhagen um CL-Verbleib

Donnerstag, 09. November 2023 | 11:57 Uhr

Von: APA/Reuters/dpa

Statt sich mit Bayern München um den Gruppensieg zu duellieren, bangt Manchester United nach einer wilden Partie um den Verbleib in der Champions League. Beim 3:4 gegen den FC Kopenhagen gab der englische Fußball-Rekordmeister am Mittwoch ein 2:0 aus der Hand, kassierte eine Rote Karte, ging erneut in Führung und verlor die Partie nach zwei Gegentoren im Finish doch noch. “Kopenhagener Katastrophe”, titelte die Zeitung The Times, der Telegraph sah einen “United meltdown.”

“Wir haben jetzt einen Berg vor uns, also müssen wir klettern”, sagte United-Kapitän Bruno Fernandes. Der Portugiese wusste um die Ausgangslage in den anstehenden Partien. “Wir haben zwei Spiele und wir müssen diese beiden Spiele gewinnen.” Nach dem Auswärtsspiel bei Galatasaray Istanbul empfängt United am letzten Spieltag der Gruppe A den FC Bayern im Old Trafford. Die Münchner halten bei vier Siegen aus vier Spielen und stehen schon fix im Achtelfinale.

Der beim FC Kopenhagen ausgebildete, ehemalige Sturm-Graz-Torjäger Rasmus Höjlund brachte United zunächst mit seinen beiden Treffern (3., 28.) komfortabel in Führung. Nach der Roten Karte gegen Marcus Rashford, die erst durch Eingreifen des VAR gegeben wurde (42.), kippte die Partie allerdings.

In der 45. Minute erzielte Mohamed Elyounoussi den Anschlusstreffer, in der 9. von 13 Minuten Nachspielzeit der ersten Halbzeit markierte Diogo Goncalves per Handelfmeter den Ausgleich. Ebenfalls per Handelfer brachte Bruno Fernandes Manchester ein weiteres Mal in Führung (69.), ehe Lukas Lerager (83.) und der erst 17-jährige Schwede Roony Bardghji (87.) die Partie vollends drehten.

Spätestens dann hatten die Kopenhagener Fans recht behalten. “Your Theatre of Nightmares” (“Euer Albtraum-Theater”) hieß es auf einem Banner vor Anpfiff, das in Anspielung an die Heimstätte von Manchester (“Theatre of Dreams”) entrollt wurde. Die Protagonisten der Gäste sahen die Schuld an der Niederlage eher bei den Unparteiischen. Der Ausschluss von Rashford sei viel zu hart gewesen, so das einstimmige Urteil im United-Lager.

“Das hat alles verändert”, betonte Trainer Erik ten Hag, der von einer “sehr harten” Entscheidung sprach. Rashford hatte seinen Gegenspieler Elias Jelert am Knöchel getroffen. Auch die beiden Tore der Dänen vor dem Seitenwechsel hätten nie zählen dürfen, monierte Ten Hag. Er ortete eine Abseitsentscheidung vor dem ersten Gegentor bzw. kein Handspiel von Verteidiger Harry Maguire vor dem zweiten.

Fast trotzig sah der Niederländer “viele Entscheidungen gegen uns” in dieser Saison. In der Premier League sind die Red Devils aktuell nur Achter. Laut Ten Hag werde sich aber “alles zu unseren Gunsten wenden”. Für Höjlund war die Rückkehr in seine Heimatstadt eine bittere. Der 20-Jährige, dessen Brüder Emil und Oscar beim FC Kopenhagen spielen, meinte, dass sein Team nach der Roten Karte “ein wenig abgeschaltet” habe.

Kopenhagen kletterte durch einen der größten Siege seiner Vereinsgeschichte mit vier Punkten auf Rang zwei vor Galatasaray, das ebenfalls bei vier Zählern hält. Manchester ist mit nur drei Punkten aus vier Spielen Letzter. In England warnten Experten schon davor, dass die Partie gegen die Türken nicht einfacher werde. “Galatasaray hat mehr Qualität als Kopenhagen”, meinte der als TV-Experte arbeitende ehemalige United-Star Paul Scholes.

Den FC Bayern plagen solche Probleme nicht. Thomas Tuchel beglückwünschte seine Spieler nach dem 2:1 gegen Galatasaray zum souverän erreichten Etappenziel. “Zwölf Punkte sind top”, sagte der Bayern-Coach. Dass die vier Siege auch mühsam waren, mochte Tuchel nicht als Makel bewerten. “Glänzen sieht auch mal aus wie harte Arbeit”, erklärte er: “Die Punkte glänzen für sich.” Konrad Laimer half gegen die Türken ab der 72. Minute im zentralen Mittelfeld mit.

Für die abschließenden Gruppenspiele gegen Kopenhagen und in Manchester kündigte Tuchel an, “dass wir hungrig bleiben”. Der 50-Jährige strebt wie in den vergangenen beiden Spielzeiten unter Vorgänger Julian Nagelsmann eine makellose Sechs-Siege-Gruppenphase an. 17 Gruppenspiele hintereinander haben die Bayern nun gewonnen, ein Rekord in der Champions League.