Von: apa
Auch im zweiten Radsport-Frauenbewerb der Olympischen Spiele in Paris haben sich die österreichischen Medaillenhoffnungen nicht erfüllt. Laura Stigger fuhr am Sonntag im Cross-Country-Rennen der Mountainbikerinnen auf Platz sechs. Ihre Tiroler Landsfrau Mona Mitterwallner landete lediglich an der 18. Stelle. Den Sieg sicherte sich überlegen Topfavoritin Pauline Ferrand-Prevot aus Frankreich.
Die Französin durfte nach zahlreichen WM-Titeln in vier verschiedenen Radsport-Disziplinen vor ihrem begeisterten Heimpublikum die erste Olympia-Medaille bejubeln. Die 32-Jährige gewann vor Haley Batten aus den USA (+2:57 Min) und der schwedischen Rio-Olympiasiegerin Jenny Rissveds (+3:02).
Der Tag entlang der anspruchsvollen Cross-Country-Strecke am künstlich aufgeschütteten Colline d’Élancourt, der mit einer Seehöhe von 231 Metern die höchste Erhebung der Region Paris darstellt, wurde für die Tausenden angereisten Französinnen und Franzosen zum Volksfest gemacht, bei dem abwechselnd die Marseillaise und “Pauline”-Sprechchöre gesungen wurden.
Für Stigger war eine Medaille lange im Bereich des Möglichen. “So lange bin ich schon lange nicht mehr um die Medaillen mitgefahren. Sicher würde man sich eine Medaille erträumen. Aber ich bin megahappy mit dem sechsten Platz. Sechste muss man auch mal erst werden bei so einem Groß-Event. Ich hab mein Maximum rausgeholt und bin fix und fertig über die Ziellinie gefahren. Mehr kann ich nicht machen – also muss ich zufrieden sein”, sagte die 23-Jährige im Zielraum.
Sie war wie 2021 in Tokio – als sie aufgegeben hatte – vor 13.000 Fans in Elancourt wie aus der Pistole geschossen gestartet. “Ich hab mir gedacht, man muss von Anfang an dabei sein, wenn man da mitkämpfen will. Es war eine Wahnsinnsstimmung, mit den Französinnen da vorne mitzufahren, das hat sich richtig gut angefühlt. So viele Leut’, die so fanatisch sind wegen dem Radlfahren – das ist ein bisschen ein Zurückgeben, dass man da so hart in die Pedale drückt”, meinte die Tirolerin nach dem Rennen.
Bei der ersten Zwischenzeit lag sie sogar an der Spitze des Feldes, danach war sie einige Runden lang in der ersten Verfolgerinnengruppe. In dieser arbeitete sie sich in etwa zur Rennhälfte wieder an die drittplatzierte Loana Lecomte heran, die kurz danach in einer felsigen Passage kopfüber schwer stürzte und verletzt ausschied. Ersten Informationen zufolge zog sie sich eine leichte Gehirnerschütterung zu.
“Das ist Mountainbiken”, meinte Stigger dazu. “Es ist ein verdammt harter Sport, die Downhills mit einem so hohen Puls kontrolliert zu fahren, ist eine richtige Herausforderung. Aber das ist es, was mir taugt. Deswegen mache ich den Sport. Aber Stürze will man nicht sehen! Ich hoffe, dass sich die Loana nicht verletzt hat.”
Ein Reifendefekt warf die lange auf Silberkurs fahrende Puck Pieterse (NED) zurück, und auch Stigger musste ihre Rivalinnen um die hinter der unangefochtenen Ferrand-Prevot noch offenen zwei Medaillen in den letzten drei Runden noch ziehen lassen. Nach sieben Runden mit insgesamt 27 km und 830 Höhenmetern fehlte ihr schließlich etwas mehr als eine Minute auf Bronze.
Auch in der heurigen Weltcupsaison war Stigger noch kein Top-3-Ergebnis gelungen. Rang sechs bei Olympia ist aber das mit Abstand beste Abschneiden einer Österreicherin in dieser seit 1996 im Programm stehenden Disziplin. Dass ihre Familie und ihr Umfeld hierher gekommen seien, um sie zu unterstützen, “bedeutet mir echt viel”, betonte die Tirolerin.
Mitterwallner befand sich nach einer Saison mit gesundheitlichen Problemen von Beginn an im Hintertreffen. Die 22-Jährige kam bei ihrem Olympiadebüt mit fast neun Minuten Rückstand ins Ziel. “Ich bin auf keinen Fall zufrieden. Ich bin gewöhnt, dass ich immer in den Top 5 war. Bisher hab ich immer auf meinen Körper vertrauen können. Ich stehe am Start mit dem Kopf absolut ready, das Rennen zu gewinnen – aber der Körper hat es nicht hergegeben”, zeigte sie sich nach dem für sie enttäuschenden Bewerb ratlos.
Seit einer Virusinfektion samt Salmonellen-Erkrankung sei ihr Körper müde. Mitterwallner: “Ich weiß nicht, was ich noch machen kann. Ich kann nicht noch härter trainieren. Ich passe bei der Ernährung auf. Deswegen tut es mir weh. Achtzehnte ist einfach unter den Erwartungen und eines der schlechtesten Rennen, die ich je gefahren bin.” Bis zur WM Ende August in Andorra werde sie versuchen, “das wieder hinzukriegen, aber das wird vermutlich schwierig, wenn man sich die Saison bisher anschaut”.