Bis zuletzt gekämpft, doch der Ausgleich wollte nicht mehr gelingen

Nach 2:0 noch 2:3 – Bitterer EM-Quali-Start für ÖFB-Frauen

Freitag, 05. April 2024 | 22:35 Uhr

Von: apa

2:0 geführt, heroisch gekämpft, am Ende aber doch noch knapp verloren: Für Österreichs Frauen-Fußball-Nationalteam hat es zum Start der EM-Qualifikation gegen Deutschland in der Linzer Raiffeisen Arena viel Licht, aufgrund der 2:3-Heimniederlage aber auch ein bisschen Schatten gegeben. Aus der erhofften Revanche für das Aus im Viertelfinale der EM 2022 wurde nichts, das Selbstvertrauen konnte für das anstehende Dienstag-Duell in Gdynia gegen Polen trotzdem gestärkt werden.

Nach frühen Toren von Freiburg-Legionärin Eileen Campbell (9., 16.) lag in der LASK-Heimstätte eine Sensation gegen den Rekordeuropameister in der Luft. Klara Bühl mit einem Doppelschlag (39., 49.) und Giulia Gwinn (63.) mit einem sehr umstrittenen Elfmeter drehten die Partie. Die Deutschen wurden für eine klare Leistungssteigerung nach der Pause belohnt. In der Tabelle der Quali-Gruppe A4 sind sie aber nur Zweiter, erster Leader ist Island nach einem klaren Heim-3:0 gegen Schlusslicht Polen.

Von den Ausfällen der verletzten, auf der Tribüne mitfiebernden Stützen Sarah Zadrazil und Katharina Naschenweng profitierten Virginia Kirchberger und Katharina Schiechtl, die in die Startelf rückten. Austrias Schiechtl verteidigte rechts in der Viererkette, die vor der Partie vom ÖFB nachträglich für ihr 100. Länderspiel geehrte Frankfurt-Legionärin Kirchberger innen. Die etatmäßige Innenverteidigerin Celina Degen rückte dafür eine Etage nach vor ins defensive Mittelfeld und übernahm die Zadrazil-Rolle.

Von Abstimmungsschwierigkeiten war keine Spur, großer Mut, hohe Aggressivität und starkes Pressing sorgten bei der “großen Schwester” Deutschland, wie Sarah Puntigam den Gegner im Vorfeld genannt hatte, für Probleme. Schon in den ersten Minuten lief der Ball gut in den eigenen ÖFB-Reihen und der Führungstreffer war gefühlt nur eine Frage der Zeit. Nach Hanshaw-Hereingabe fehlte bei einem Degen-Abschluss nicht viel (6.). Drei Minuten später sorgte Campbell für den Treffer des Tages. Die Ex-Altacherin setzte sich zuerst gegen Sara Doorsoun und dann dank dem nötigen Glück auch gegen Kathrin Hendrich durch und versenkte den Ball vom Fünfereck mit links im kurzen Eck.

Nur zehn Minuten später köpfelte die 23-Jährige nach Maß-Freistoßflanke von Barbara Dunst aus sechs Metern wuchtig ein. Die Deutschen waren zu dem Zeitpunkt offensiv nicht vorhanden, Sjoeke Nüsken änderte das mit zwei Abschlüssen (21., 31.). Auf der anderen Seite rutschte Campbell in Nähe der Strafraumgrenze aus, eine mögliche Topchance blieb somit aus (33.). Erst durch einen Eigenfehler kam der große Favorit zurück ins Spiel. Marina Georgieva verdribbelte den Ball, über Umwege landete dieser bei Bühl, die vom Sechzehner ins Eck traf.

Sand kam dadurch aber nicht ins ÖFB-Getriebe, Tor Nummer drei lag in der Luft. Lilli Purtscheller überraschte Merle Frohms beinahe mit einem Schuss ins kurze Eck, nach dem daraus folgenden Corner setzte Degen einen Kopfball drüber (jeweils 45.). Zur Pause schien Horst Hrubesch, der deutsche Trainer-Routinier mit Österreich-Vergangenheit, die richtigen Worte gefunden zu haben. Der zweifache Weltmeister zeigte sein wahres Gesicht, war plötzlich tonangebend und glich schnell aus. Nüsken spielte auf Bühl, die ihren Doppelpack perfekt machte.

Noch bitterer wurde es für die ÖFB-Truppe nach etwas mehr als einer halben Stunde. Laura Freigang kam nach einem Zusammenstoß mit der am Boden sitzenden Manuela Zinsberger zu Fall, und die schwedische Schiedsrichterin Tess Olofsson pfiff einen zumindest sehr umstrittenen Elfmeter, den Gwinn im zweiten Anlauf sicher verwertete. Die Torschützin hätte in der 66. Minute beinahe noch ein Eigentor fabriziert, sonst lag aber eher ein weiterer DFB-Treffer in der Luft. Zinsberger bewahrte ihr Team mit guten Paraden (68., 74.) vor einem höheren Rückstand.

Damit gab es wie auch schon bei der EM 2022 (0:2) auch im zweiten Pflichtspiel gegen Deutschland kein Happy End, im vierten Länderspiel setzte es die vierte Niederlage. 7.500 Zuschauer hatten für den zweitgrößten Besuch in der ÖFB-Frauen-Geschichte gesorgt, die Hoffnungen auf einen neuen Rekord erfüllte sich klar nicht.