Lando Norris behielt in den Abendstunden von Abu Dhabi die Nerven

Norris beschert McLaren mit Abu-Dhabi-Sieg Konstrukteurs-WM

Sonntag, 08. Dezember 2024 | 21:11 Uhr

Von: apa

Lando Norris hat McLaren mit einem Sieg beim Formel-1-Saisonfinale in Abu Dhabi den Titel in der Konstrukteurs-WM beschert. Der Engländer hielt beim vierten Grand-Prix-Triumph seiner Karriere die Ferraris von Carlos Sainz und Charles Leclerc auf Distanz – ausreichend für sein Team, um den neunten Konstrukteurs-Titel seiner Geschichte zu fixieren, den ersten seit 1998. Weltmeister Max Verstappen wurde im Red Bull nach einer frühen Kollision samt Strafe nur Sechster.

Mit neun Titeln in der Team-WM zog McLaren in der ewigen Bestenliste als Nummer zwei hinter Ferrari (16) mit dem britischen Rivalen Williams gleich, der schon lange nicht mehr ganz vorne mithalten kann. Auch McLaren hat schwierige Jahre hinter sich. Den Traditionsrennstall aus Woking plagten im Corona-Jahr 2020 existenzielle finanzielle Sorgen. Mit einem jungen Fahrerduo gelang unter Führung von Geschäftsführer Zak Brown und Teamchef Andrea Stella die Renaissance.

Sechs Rennen haben Norris und Oscar Piastri in dieser Saison gewonnen – ihre jeweils ersten in der Königsklasse. Einzig Vierfach-Weltmeister Verstappen (9 Saisonsiege) war außer Reichweite und verhinderte den ersten Fahrer-Titel für McLaren seit 2008. Norris machte sich vor dem aus der letzten Reihe gestarteten Leclerc zum Vizeweltmeister und hielt auch dem Druck der beiden Ferraris stand, als er die Kohlen im Kampf um die Konstrukteurs-WM nach einem unverschuldeten Rückfall von Piastri alleine aus dem Feuer holen musste.

Norris behielt die Nerven

Mit den Plätzen eins und drei hätte Ferrari den Teamtitel noch an Land gezogen. Norris brachte aber 5,832 Sekunden Vorsprung auf Sainz ins Ziel. “Es fühlt sich unglaublich an, nicht für mich selbst, sondern für das gesamte Team”, sagte der 25-Jährige. “Ich bin stolz auf diese Reise, die wir hier erfolgreich abgeschlossen haben. Es war nicht einfach, 26 Jahre sind eine lange Zeit.” Zur Feier des Konstrukteurs-Titels werde er sich mit Brown betrinken. “Es ist ein historischer Tag für das Team.”

Am Ende fehlten Ferrari 14 Punkte auf McLaren. Leclerc musste sich 18 Zähler hinter Norris mit WM-Rang drei begnügen, 2022 war er bereits Vizeweltmeister. “Wir haben heute das Maximum herausgeholt, es tut weh. Die Enttäuschung ist natürlich da”, sagte der Monegasse. “Es war ein schwieriges Jahr. Aber ein Jahr, auf das wir stolz sein können”, ergänzte Sainz, der nach vier Jahren bei Ferrari durch Lewis Hamilton ersetzt wird und zu Williams wechselt.

Hamiltons emotionaler Abschied

Hamiltons Ära bei Mercedes ging nach zwölf Jahren, 246 Grand Prix, 84 Siegen und sechs gemeinsamen Fahrer-WM-Titeln versöhnlich zu Ende. Der 39-Jährige arbeitete sich nach einem völlig verpatzten Qualifying mit einem starken Rennen auf Platz vier nach vorne. In der letzten Runde quetschte sich der Rekordweltmeister mit einem sehenswerten Manöver noch an seinem Teamkollegen George Russell vorbei. “Lewis, das war die Fahrt eines Weltmeisters”, lobte Teamchef Toto Wolff am Funk.

Die Emotionen kamen bei allen Beteiligten hoch. “Wir haben alleine geträumt, aber zusammen haben wir daran geglaubt. Danke für alles, was wir zusammen erreicht haben”, sagte Hamilton zum Ende der längsten Fahrer-Team-Partnerschaft der Formel-1-Geschichte. “Es war eine Fahrt in die Geschichtsbücher.” Wolff wird seinen zu Ferrari scheidenden Starpiloten in der kommenden Woche mit einer gemeinsamen Tour durch alle Standorte des Teams verabschieden. “Du wirst immer Teil dieser Familie sein”, betonte der Wiener.

Verstappen am Start zu optimistisch

Verstappen ging aggressiv in die erste Kurve – und räumte den neben Pole-Mann Norris aus der ersten Reihe gestarteten Piastri von der Strecke. “Das Manöver eines Weltmeisters”, kommentierte der McLaren-Pilot, der ans Ende des Feldes gespült wurde und letztlich Zehnter wurde, schnippisch. Verstappen erhielt von den Stewards eine Zehn-Sekunden-Strafe. Nachdem er sie abgesessen hatte, fragte der Niederländer am Funk: “Hätten wir nicht um 20 Sekunden bitten können? Dumme Idioten.” In Zeiten des Fluchverbotes für Fahrer dürfte das ein Nachspiel haben. Die Kollision mit Piastri nahm er auf seine Kappe. “Ich wollte noch rauskommen, weil ich natürlich nicht mit Oscar kollidieren wollte. Aber leider haben wir uns berührt”, sagte Verstappen. “Ich habe mich bei ihm entschuldigt.”

Sein Teamkollege Sergio Perez drehte sich nach einer Berührung von Valtteri Bottas und musste den Boliden in seinem womöglich letzten Rennen für Red Bull bereits in der zweiten Runde abstellen. Bottas fuhr zum Abschluss seiner F1-Karriere dann auch noch Kevin Magnussen ins Auto und schied aus. Magnussen verabschiedete sich mit der schnellsten Rennrunde, als 16. aber außerhalb der Punkteränge aus der Königsklasse. Dort landete auch der australische Debütant Jack Doohan, der bei seiner GP-Premiere für Alpine 15. wurde.

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