Von: apa
Marco Odermatt hat seine noch ausständige “Mission Goldene Gams” gleich im ersten Rennen des Hahnenkamm-Wochenendes in Kitzbühel erfüllt. Der Schweizer Überflieger gewann am Freitag den Super-G auf der Streif vor dem Tiroler Raphael Haaser, dem nach Verletzungspause ein Renncomeback nach Maß gelang. Nur 11/100 fehlten dem im Zielhang heranrauschenden Haaser auf den Topfavoriten.
Haaser verhinderte im von Stürzen überschatteten 250. Super-G der Weltcupgeschichte einen Schweizer Dreifachsieg, Rang drei ging an Stefan Rogentin (+0,30 Sek.), Vierter wurde Jungstar Franjo von Allmen (+0,45). Als zweitbester Österreicher belegte Stefan Eichberger Platz 13 (+0,85). Daniel Hemetsberger wurde 17., Stefan Babinsky 20. und Manuel Traninger 25. Der in Wengen gestürzte Vincent Kriechmayr hatte sich am Morgen nach dem Einfahren gegen ein Blitzcomeback in der Gamsstadt entschieden.
Erfüllter Kindheitswunsch
Haaser hatte sich im Riesentorlauf von Val d’Isere Mitte Dezember ein Kreuzband stark überdehnt und sich erst nach bestandenem Belastungstest am Donnerstag für einen Kitz-Start entschieden. “Ich wohne eine gute Dreiviertelstunde weg von da, das ist wirklich ein Heimrennen von mir. Man schaut seit Kindheitstagen zu und fiebert mit und möchte natürlich auch einmal so eine Gams mitheimnehmen”, sagte Haaser dem ORF. “Ich wollte vom Start bis zum Ziel attackieren, das ist mir ganz gut gelungen.” Der Lohn war sein vierter Stockerlplatz (immer 2.), eine silberne Gams und 50.000 Euro (brutto) Preisgeld.
Die krisengeschüttelten ÖSV-Speedmänner bauten ihre Erfolgsbilanz auf der Streif dank Haaser weiter aus. Im 22. Kitzbüheler Super-G stand zum 21. Mal zumindest ein Österreicher auf dem Podest. Odermatt, zuvor noch ohne Kitz-Sieg, feierte seinen 44. Erfolg im Weltcup und baute die Führung im Gesamtweltcup aus. “Es war ein solider Lauf, das ist genau das, was es heute gebraucht hat”, sagte er erleichtert. Sein Objekt der Begierde ist aber die traditionelle Hahnenkamm-Abfahrt am Samstag (11.30). “Ganz klar, die Abfahrt hier zu gewinnen, das ist ganz große Ziel dieser Saison”, sagte Odermatt.
Haasers Endspurt
Für Lukas Feurstein, den “Testpiloten” mit der Startnummer 1, war die Kitz-Premiere bereits im oberen Teil vorbei. Der Dritte von Beaver Creek fädelte bei einem Tor nach einer mit Schlägen gespickten Stelle mit dem überkreuzten Außenski ein. Der Ski ging auf. “Es tut ein bissl weh. Ich hoffe, es ist nicht allzu schlimm, eine Skischuhrandprellung oder so etwas”, sagte Feurstein. Er möchte in Schladming wieder am Start stehen.
Die folgende Pause war ein Vorgeschmack für die Konkurrenz, die einen langen Atem beweisen musste. Nach Stürzen und insgesamt 14 Ausfällen stand das Endergebnis erst um 14.03 Uhr fest. Odermatt legte mit der 8 eine famose Fahrt mit kleinen Schwierigkeiten im Lärchenschuss-Teil hin. Von Allmen und Rogentin bissen sich daran die Zähne aus. Richtig zittern musste Odermatt bei Haaser, der mit Fortdauer immer schneller wurde und im unteren Teil noch über drei Zehntel aufholte.
Helikopter-Bergungen
Erneut zeigte die Streif ihre Zähne. Dominik Paris, mit vier Siegen ein Kitz-Spezialist, und Alexis Pinturault sorgten mit Stürzen an der “Feuerstein”-Stelle für Schrecksekunden. Während der Südtiroler eigenständig ins Ziel fahren konnte, verdrehte es dem Franzosen das Knie. Seine Ehefrau Romane, die mit der gemeinsamen Tochter auf dem Arm im Ziel wartete, schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. Pinturault, zuletzt bereits wegen eines Kreuzbandrisses lange außer Gefecht, wurde mit dem Helikopter ausgeflogen. Er bekam die Diagnose Knochenprellung des Schienbeinplateaus und Meniskus-Verletzung gestellt. Für seinen Landsmann Florian Loriot (Gehirnerschütterung) musste kurz darauf ebenfalls der Hubschrauber starten.
Auch Otmar Striedinger sorgte für eine Unterbrechung. Der Kärntner Streif-Liebhaber räumte nach einem Verschneider in der Anfahrt Oberhausberg die eng angrenzenden Banden und Fangnetze ab, fuhr aber schon Momente danach selbst ins Ziel. “Der Kurssetzer hat die Schläge sehr gut gefunden”, hielt Striedinger trocken fest. “Ich spüre die Rippen, aber alles halb so schlimm.”
Finsternis am Ende des Marathon-Rennens
Rund 90 Minuten nach Rennbeginn waren erst 25 Läufer im Ziel. Die Folge: Sich von der Traverse nach oben ausbreitender Schatten und ein klarer Nachteil für Läufer mit höheren Nummern. Davon scheinbar unbeeindruckt rauschte dabei die Nummer 27, der 24-jährige Steirer Eichberger (+0,85), ins Ziel. Er sagte: “Es war ganz eine solide Fahrt, es ist sicher einer der schwierigeren Super-G der Saison.”
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