Von: apa
Österreich hat bei der Eishockey-WM in Tschechien die nächste Sensation abgeliefert. Nach dem Punktgewinn gegen Weltmeister Kanada wurde am Donnerstag der Olympiasieger nach neuerlicher Comeback-Qualitäten sogar besiegt. Die ÖEHV-Auswahl bezwang Finnland nach 0:2-Rückstand dank eines Treffers in der letzten Sekunde mit 3:2 (0:2,1:0,2:0). Nach dem ersten Sieg über Finnland in der Länderspielgeschichte ist mit vier Punkten ein großer Schritt Richtung Klassenerhalt geschafft.
0:2 lag die Mannschaft von Roger Bader durch Tore von Saku Mänalanen (3.) und Oliver Kapanen (9.) zurück. Doch die vom historischen Comeback gegen Kanada (6:7 n.V.) selbstbewussten Österreicher kämpften sich gegen den haushohen Favoriten zurück. Mario Huber (24.) und Thimo Nickl (50.) sorgten für den Ausgleich, Benjamin Baumgartner traf 0,2 Sekunden vor der Schlusssirene zum Sieg.
“So spannend haben wir es noch nie gemacht. Ich habe mir gedacht, vielleicht haben wir noch eine Chance, ich bringe die Scheibe vors Tor, irgendwie ist sie reingegangen und dann sind wir uns schon in den Armen gelegen. Ich bekomme Gänsehaut, wenn ich an die Hymne und die Fans denke. Es war saugeil”, sagte Baumgartner im ORF-Interview.
“Wenn man Finnland schlägt, kann man als Coach schon sehr zufrieden sein. Es war eine Top-Leistung. Mit Glück sind wir auch belohnt worden”, meinte Bader, auf den mit seiner Truppe schon der nächste Weltklasse-Gegner wartet. Am Freitag (20.20 Uhr/live ORF Sport +) geht es gegen WM-Gastgeber Tschechien.
Die schon vorgewarnten Finnen machten in den ersten Minuten mächtig Druck, spielten sich einige gute Chancen heraus und verwerteten auch zwei. Saku Mänalanen nach starkem Forechecking (3.) und Oliver Kapanen nach Scheibenverlust von Manuel Ganahl (9.) sorgten für einen programmgemäßen Start. Für den 20-jährigen Kapanen war es bereits der sechste Turniertreffer, er führt damit wieder solo die Torschützenliste an.
Nach rund zehn Minuten stellten sich die Österreicher, diesmal wieder mit einem sehr starken David Kickert im Tor, besser auf die Finnen ein und tauchten auch mehrmals gefährlich vor Torhüter Harri Sateri auf. Anfang des Mitteldrittels gelang gegen die bisher defensivstärkste Mannschaft des Turniers nach einer schönen Kombination der Anschlusstreffer. Nach Idealpass von Thomas Raffl schloss Mario Huber ins kurze Kreuzeck ab (24.). Es war erst der zweite Gegentreffer der Finnen in ihrem vierten Spiel. Mit ihrer Dominanz war es danach vorbei.
“Im ersten Drittel haben die Finnen das gemacht, was zu erwarten war, in einem Guss ein Angriff nach dem anderen. Ab dem zweiten Drittel haben wir es besser in Griff bekomme”, analysierte Bader. Die Österreicher bejubelten zu Beginn des Schlussdrittels den Ausgleich, allerdings zu früh (45.). Ein Power-Play-Treffer von Dominic Zwerger wurde wegen Torraum-Abseits von Raffl aberkannt, auch die Video-Überprüfung nach Coaches-Challenge änderte nichts daran. Doch die rot-weiß-rote Truppe ließ sich davon nicht aus dem Rhythmus bringen. In der 50. Minute war der Gleichstand gelungen, Nickl traf mit einem Handgelenkschuss ins Kreuzeck zum 2:2.
Kickert hielt sein Team mit starken Paraden im Spiel, fast mit der Schlusssirene wurde sogar der historische Erfolg eingefahren. Baumgartner zog ab und traf – nach Video-Überprüfung schlug der Puck 0,2 Sekunden vor Ablauf der Uhr ein. “Das waren die längsten 30 Sekunden meines Lebens, bis er das Tor gibt”, sagte Baumgartner. Die nächste Sensation gegen eine Eishockey-Großmacht war damit perfekt. Das bis davor einzige Erfolgserlebnis gegen Finnland war ein 3:3 bei der WM 2000 in St. Petersburg.
“Das Boxplay (Unterzahl-Spiel) war sehr gut verbunden mit einer sehr guter Torhüterleistung. Wir sind in der Lage, schnell umzuschalten, schnelle Angriffe auszuführen”, erklärte Bader. Vom Viertelfinale wollte er aber nicht zu träumen beginnen, vielmehr gelte es, die Konzentration gegen Tschechien und in den abschließenden Spielen gegen Norwegen und Großbritannien, die Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt, zu fokussieren. “Es ist noch vermessen, für das Viertelfinale braucht man zwölf Punkte. Wir müssen nicht so tun, dass wir gegen Norwegen und Großbritannien Favorit sind, wir müssen gegen die beiden Mannschaften und Tschechien mit dem gleichem Mindset spielen wie in den letzten Partien, sonst geht es schnell in die andere Richtung”, betonte der Teamchef.