Von: apa
Ob sie bei der Rückreise Medaillen im Gepäck haben werden, lässt sich 80 Tage vor Beginn der Olympischen Spiele und 113 Tage vor Start der Paralympischen Spiele in Paris über Österreichs Athletinnen und Athleten noch nicht sagen. Welche Kleidung sie bei der Anreise mithaben werden, wurde am Dienstag in Wien vorgestellt. Die offizielle Kollektion umfasst rund 60 Teile von acht Ausstattern im Gesamtwert von 4.300 Euro, hieß es dabei. Auch Lederhose bzw. Lederrock sind darunter.
Die Festbekleidung soll vor allem bei der außergewöhnlichen Eröffnung am 26. Juli auf der Seine für ein modisches Statement in der Stadt der Mode sorgen. Dabei setze man aber nicht auf Tracht, versicherte ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel im Gespräch mit der APA. Rock und Hose aus Ziegenleder samt weißer Leinenbluse bzw. -hemd und grauem Gilet seien vielmehr ein Verweis auf traditionelle österreichische Bekleidung. Bahnradsportler Tim Wafler feierte bei der Präsentation auf der Museumsquartier-Libelle jedenfalls seine Lederhosen-Premiere, wie er gestand – und zeigte sich begeistert. Auch Kitesurfer Valentin Bontus aus Perchtoldsdorf war angetan, hat nach eigenen Angaben bereits mehrere Lederhosen in seinem Kleiderschrank.
Während nicht nur er selbst, sondern auch seine Disziplin Kitefoil olympische Premiere feiert, hat Ruderin Magdalena Lobnig nicht nur eine Bronzemedaille aus Tokio 2021, sondern schon zwei Kollektionen an Olympia-Outfits zu Hause. Von denen habe sie allerdings manche Stücke verschenkt, gab sie zu. Diesmal hat sie sich für Lederrock statt Lederhose entschieden und schwärmte als ÖOC-Model vom Tragekomfort. Nicht nur dieser, sondern auch Nachhaltigkeit sei bei der Konzeption jener 41 Stücke, die vom Sportartikelunternehmen Erima Österreich, seit 2010 Partner von ÖOC und ÖPC wichtig gewesen, versicherte Geschäftsführer Michael Klimitsch, während Bernhard Adelsberger vom Modehaus Adelsberger aus St. Johann im Pongau, das für die Festbekleidung zuständig ist, gar die Ansage wagte: “Die Pariser können sich warm anziehen.” Das können sich auch Österreichs Aktive, denn in den in weiß, rot, grau und schwarz gehaltenen Freizeitdressen ist vom T-Shirt bis zum Hoodie quasi für jede Temperatur etwas dabei (Speerwerferin Victoria Hudson: “Die Jacke ist echt voll bequem”) – und auch auf Schuhe, Sonnenbrillen und Körperhygieneartikel wurde nicht vergessen. “Rundum-Sorglos-Paket”, nannte das Moderator Lukas Schweighofer.
Weniger rundum sorglos als zuversichtlich ist die Stimmung im österreichischen Team für die Olympischen (26. Juli bis 11. August) und die Paralympischen Spiele (28. August bis 8. September). So ist Lobnig acht Wochen nach einem Bandscheibenvorfall in der Halswirbelsäule erst vor zwei Wochen wieder in ein Boot gestiegen und absolviert in ihrem Training ein langsames Herantasten an die Vollbelastung. Sie hoffe sehr, dass es keine Rückschläge in der Vorbereitung gebe, so die Spitzensportlerin zur APA. In das österreichische Team-Boot für die schwimmende Eröffnungsfeier werde sie allerdings sicher nicht steigen, sagte sie: Das erste Rennen in ihrem Bewerb steigt bereits am Tag nach der Eröffnung. “Ich hoffe aber sehr, dass ich bei der Abschlussfeier dabei sein kann”, sagte Lobnig. Sehr zuversichtlich zeigten sich hingegen Judoka Michaela Polleres, die kürzlich das Grand-Slam-Turnier in Duschanbe gewann, oder die Synchronschwimmerinnen Anna Maria und Eirini-Marina Alexandri, die den Olympiatest in Paris für sich entschieden.
“Je nach Zählweise um die 48 Athletinnen und Athleten” aus Österreich seien derzeit entweder direkt oder über Quotenplätze für olympische Bewerbe qualifiziert, sagte ÖOC-Sportdirektor Christoph Sieber. “Wir rechnen, dass es etwa 70 werden oder wir sogar an der 80er-Marke kratzen werden. Ende Juni werden wir es wissen.”
Deutlich kleiner dürfte die österreichische paralympische Equipe ausfallen, die bei der gemeinsamen Präsentation am Dienstag (ÖPC-Präsidentin Maria Rauch-Kallat: “Ein wichtiges Zeichen für Inklusion!”) mit der Speerwerferin Natalija Eder, Schwimmer Andreas Onea und Handbiker Thomas Frühwirth vertreten war. Nicht nur mit schicker Kleidung, sondern auch mit besonderen Hoffnungen im Gepäck reist Frühwirth nach Paris: Nach drei Silbermedaillen bei Paralympics wäre es heuer schön, die eigene Sportkarriere vergolden zu können. “Natürlich will ich um Gold kämpfen. Aber das ist nicht der Grund, warum ich Sport mache. Sport mache ich, weil es mir Freude bereitet und ich damit Ja zum Leben sagen kann.” Und eines Tages werden die Paralympics vielleicht gleichzeitig und nicht nach den Olympischen Spielen ausgetragen. “Ich hoffe es. Es wäre natürlich schön, wenn es irgendwann einmal gemeinschaftlich ausgetragen würde.”