Von: apa
Sebastian Ofner hat am Samstag beim ATP-250-Rasenturnier auf Mallorca seinen ersten Tour-Titel verpasst. Der 28-jährige Steirer, der erstmals überhaupt in einem Endspiel auf der Tour gestanden ist, musste sich dem als Nummer 4 gesetzten Chilenen Alejandro Tabilo vor 3.500 Zuschauern nach 74 Minuten mit 3:6,4:6 geschlagen geben. Für Ofner war es der erste Auftritt bei diesem Turnier, er spielt nun schon am Montag in Wimbledon in der ersten Runde gegen Aleksandar Vukic weiter.
Dominic Thiem bleibt damit der bisher einzige österreichische Tennisspieler, der ein ATP-Turnier auf Rasen (Stuttgart 2016) für sich entschieden hat. Ofner bedankte sich bei der Siegerehrung beim österreichischen Veranstalter Edwin Weindorfer: “Es ist ein toller Event. Ich habe mich hier sehr wohlgefühlt.” Und er gratulierte seinem Bezwinger: “Du hast eine perfekte Woche gehabt und ein tolles Jahr und bist jetzt in den Top 20.” Einen Dank richtete er auch an Touringcoach Stefan Rettl sowie Physio Stefan Trost.
Ofner kann sich mit einem Scheck in Höhe von 82.715 Euro brutto sowie 165 Zählern für die ATP-Rangliste trösten. Letztere bringen ihn im Ranking wieder in die Top 50 zurück. Eine nette Geste ließ sich Turnierdirektor Toni Nadal, der Onkel von Rafael, einfallen, denn er meinte auf Deutsch zu Ofner: “Du hast ein super Turnier gemacht und ich hoffe, dass du nächste Woche ein tolles Turnier in Wimbledon machen kannst.”
In einer späteren Final-Analyse sah Ofner die schwierigen Windbedingungen, mit denen er einfach schlechter zurechtkam als Tabilo als eine Ursache für die Niederlage. “Ich finde, dass es heute relativ schwierig zu spielen war. Es war sehr windig und da hat er einfach eine bessere Lösung gefunden. Er hat generell gut serviert und hat einen sehr guten Touch.” Er selbst verfüge nicht über ein so gutes Ballgefühl bei Wind. “Noch dazu ist er ein Leftie (Linkshänder, Anm.), das macht es noch schwieriger, von dem her hat er verdient gewonnen.”
Ofner gab zu, dass er sich von den Bedingungen verunsichern hat lassen. “Wenn es eng wird, traut man sich nicht mehr so. Ich habe zweimal nicht frei geschwungen.” Man müsse auch bei Wind voll durchziehen. “Aber das ist einfacher gesagt als getan.” Nervosität in seinem ersten Endspiel hat nur eine untergeordnete Rolle gespielt, meinte der 28-jährige Schützling von Wolfgang Thiem. “Eventuell ein bisserl am Anfang, dann gar nicht mehr. Ich habe in den ersten zwei, drei Games gemerkt, es wird schwierig, ich habe nicht den Rhythmus gefunden. Er hat das einfach gut gemacht und wenig blöde Fehler gemacht.”
Vor den Augen von u.a. Jürgen Klopp, der im deutschen Fußball-T-Shirt auf Einladung von Turnierveranstalter Edwin Weindorfer dabei war, und Dieter Bohlen hatte sich das Match bei starkem Wind nicht nach dem Geschmack Ofners entwickelt. Der Steirer musste gegen den in Kanada geborenen Chilenen, der erst 2018 wegen seiner dort geborenen Eltern die chilenische Staatsbürgerschaft angenommen hat, das erste Break des Matches zum 2:4 hinnehmen. Satz eins war 30 Minuten mit 3:6 vor. Grund dafür war vor allem der erste Aufschlag Ofners mit einer Quote von nur 43 Prozent. Da nutzte es nichts, dass er alle neun Punkte machte, wenn das erste Service kam. Tabilo hingegen musste nicht einmal einen Breakball abwehren.
Im zweiten Durchgang hatte Ofner die Wende auf dem Schläger, als er bei 3:2 und 15:40 Aufschlag Tabilo seine ersten beiden Breakbälle hatte, diese aber etwas leichtfertig vergab. Beim Stand von 4:4 agierte Ofner beim eigenen Aufschlag zu fehlerhaft und gab seinerseits das Service zum 4:5 ab. Tabilo nutzte danach seinen dritten Matchball zum zweiten Turniersieg in seinem insgesamt vierten Endspiel.
Ofner hatte Tabilo im bisher einigen Aufeinandertreffen im Jänner 2023 in der zweiten Qualifikationsrunde der Australian Open in zwei Sätzen geschlagen. Doch der diesjährige Auckland-Sieger und Rom-Halbfinalist war in diesem Aufeinandertreffen einfach der konstantere Spieler. “Es war bisher ein unglaubliches, verrücktes Jahr. Ich hoffe, ich kann weiter auf diesem Level spielen”, meinte Sieger Tabilo. Dass er nun erstmals in den Top 20 ist, könne er gar nicht glauben.