Weltranglisten-Erste Sinner ist großer Abwesender - Alcaraz Topfavorit

Finaler olympischer Tanz der Tennis-Größen Nadal und Murray

Donnerstag, 25. Juli 2024 | 08:50 Uhr

Von: apa

Rafael Nadal, Novak Djokovic und Andy Murray zählen unbestritten zu den Größten ihrer Sportart. Bei den Olympischen Spielen in Paris werden die drei Tennis-Giganten zum allerletzten Mal bei ein und demselben Turnier aufschlagen. Während Nadal die Fortsetzung seiner Karriere nach Saisonende bis zuletzt offen ließ, wird Murray seine Laufbahn nach Olympia beenden. Djokovic denkt indes noch nicht ans Aufhören, in Paris peilt er die lang ersehnte Goldmedaille an.

Der Olympia-Coup blieb dem “Djoker” im Gegensatz zu seinen größten Rivalen bisher verwehrt. Nadal und Murray dürfen sich sogar zweifache Olympiasieger nennen. Der Spanier triumphierte 2008 im Einzel und 2016 an der Seite von Marc Lopez im Doppel. Murray avancierte mit den Erfolgen 2012 und 2016 zum einzigen Tennisspieler der Geschichte, der zwei Einzel-Goldmedaillen gewinnen konnte. Auch Roger Federer, der bisher einzig zurückgetretene der “Big Four”, ist Olympiasieger. Der Schweizer siegte 2008 im Doppel mit Stan Wawrinka.

Der große Abwesende in Paris ist der Weltranglisten-Erste Jannik Sinner. Der Südtiroler musste sein Antreten wenige Tage vor Turnierstart wegen einer Mandelentzündung absagen. Die Rolle des Topfavoriten bekleidet unbestritten Carlos Alcaraz. Der 21-Jährige gewann heuer bereits die French Open und Wimbledon. Zu den größten Konkurrenten des Spaniers zählen Djokovic und Titelverteidiger Alexander Zverev. Aber auch ein Nadal darf in Paris nie abgeschrieben werden.

Für den Mallorquiner bietet das olympische Tennisturnier eine Rückkehr in sein sportliches Wohnzimmer. Nadal konnte 14 seiner 22 Grand-Slam-Titel in Roland Garros gewinnen, wo die Weltelite ab 27. August um begehrtes Edelmetall kämpft. Die Olympia-Generalprobe verlief mit dem Finaleinzug in Båstad – dem ersten auf der ATP-Tour seit den French Open 2022 – durchwegs vielversprechend. Mit seinem Spiel war Nadal dennoch nicht zufrieden. “Das Niveau war weit von dem entfernt, wie es sein sollte”, sagte der 38-Jährige.

Bei seinem finalen Auftritt auf der Olympia-Bühne ergeben sich für Nadal zwei weitere Chancen, Medaillen zu erlangen. Im Einzel nimmt er dank eines “geschützten Rankings” teil, im Doppel schlägt er gemeinsam mit Landsmann Alcaraz auf. Dieser wird in Spanien bereits als Nachfolger Nadals gesehen. Nadal selbst prophezeite Alcaraz jedenfalls eine mehr als rosige Zukunft: “Mein Eindruck ist, dass er einer der besten Spieler der Geschichte wird.”

Wie es nach den Spielen in Paris weitergeht, ließ der zuletzt von vielen Verletzungen geplagte Nadal offen. “Ich werde nach Olympia entscheiden. Ich werde den Laver Cup spielen, aber ich bin mir noch nicht sicher, ob ich in New York sein werde”, sagte der Spanier bezüglich einer möglichen US-Open-Teilnahme. Nadal ließ in den vergangenen Monaten anklingen, dass es wahrscheinlich seine letzte Saison sein werde.

Anders die Situation bei Murray. Der 37-jährige Schotte beendet seine Karriere nach dem Turnier in Paris. “Physisch ist es jetzt einfach zu anstrengend. All die Verletzungen haben sich summiert” sagte Murray. Bereits Anfang Juli wurde der dreifache Major-Sieger mit Begeisterung und großen Emotionen in Wimbledon verabschiedet. Genau an jenem Ort, wo Murray auch seinen ersten Olympiatitel gewinnen konnte.

In Paris zählt Murray allerdings nur zu den Außenseitern. Der 37-Jährige wurde in diesem Jahr neuerlich vom Verletzungspech verfolgt, bei der “Generalprobe” French Open scheiterte er bereits in der ersten Runde an Wawrinka. Den Einzelbewerb in Wimbledon verpasste Murray zuletzt, da er nicht rechtzeitig fit wurde. Er musste sich vor Turnierbeginn einem Eingriff am Rücken unterziehen, um eine Zyste entfernen zu lassen.

Murray ist wie auch Wawrinka dank einer Wildcard dabei, die für ehemalige Grand-Slam- und Olympiasieger vorgesehen ist. Auf eine dieser beiden Sonder-Wildcards hoffte auch Ex-US-Open-Sieger Dominic Thiem, der Niederösterreicher ging aber leer aus. Auch weil Thiem auf Tokio 2021 verzichtet hatte, wird er seine Karriere ohne Olympia-Teilnahme beenden.

Für Djokovic reichte es bei Olympia bisher nur zu Bronze 2008 in Peking, 16 Jahre später will der Weltranglisten-Zweite die letzte echte Lücke seiner Trophäensammlung schließen. Ob Paris die finale Chance dafür ist, ließ Djokovic offen. Der Serbe betonte in der jüngeren Vergangenheit, dass er eine Teilnahme an den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles nicht kategorisch ausschließe. Allerdings wäre er dann bereits 41 Jahre alt.