Von: apa
Österreichs Fußball-Teamchef Ralf Rangnick hat nach dem 2:1 gegen Serbien ein positives Resümee gezogen. Der Erfolg am Dienstag im Wiener Happel-Stadion bedeutete nicht nur den sechsten Länderspiel-Sieg in Folge, sondern brachte dem Deutschen nach eigenen Angaben auch wertvolle neue Erkenntnisse. Rangnick hob in diesem Zusammenhang unter anderem die Leistung in der Anfangsphase und die starke Defensive hervor.
“Grundsätzlich bin mit ich mit dem Spiel und dem Ergebnis sehr zufrieden. Wir haben eine nahezu perfekte erste halbe Stunde gespielt, in der wir die Partie komplett dominiert haben.” Danach aber drohte das Match zu kippen. “Die Serben haben irgendwann begonnen, sich zu wehren. Ab dem Gegentor war es ein sehr körperbetontes Spiel mit extrem vielen Zweikämpfen und auch Unterbrechungen. Deshalb war es nicht mehr ganz so schön anzuschauen”, sagte Rangnick. “Aber ich finde es schön, dass wir auch einmal so ein Spiel gezogen haben, wo es darum ging, dagegenzuhalten.”
Nach dem Seitenwechsel kämpften die Serben verbissen um den Ausgleich. “Doch wir haben nicht viel zugelassen. In der zweiten Hälfte hatten wir die klareren Chancen”, betonte Rangnick.
Der 65-Jährige sprach nach dem Match von “vielen Rückschlüssen und fast nur positiven Erkenntnissen. Aber ich bitte um Verständnis, dass ich sie, was einzelne Spieler betrifft, für mich behalte.” Etwas später ging Rangnick dann doch ins Detail – so gab es etwa Lob für die eingewechselten Innenverteidiger Leopold Querfeld und Philipp Lienhart. Letzterer kehrte nach mehrmonatiger Verletzungspause zurück.
Besonders hervorgehoben wurde der als Linksverteidiger aufgebotene Alexander Prass. “Heute hat er endgültig die Frage beantwortet, ob er das spielen kann. Alleine wie er verteidigt hat, war richtig gut.” Er habe dem damaligen Salzburg-Sportchef Christoph Freund schon vor zwei Jahren empfohlen, Prass als Linksverteidiger zu holen, erzählte Rangnick.
Zur Freude des Teamchefs gab es in der intensiv geführten Partie auch keine gravierenden Blessuren. Florian Grillitsch musste wegen einer Schwellung über dem linken Auge kurz vor der Pause ausgetauscht werden, sollte aber laut Rangnick spätestens am Donnerstag wieder trainingsbereit sein. Auch Gernot Trauner, der die jüngsten drei Einheiten versäumte, sei auf dem Weg der Besserung.
Sollte der Feyenoord-Legionär seine Beschwerden rechtzeitig auskurieren, wird er wohl am Samstag in St. Gallen gegen die Schweiz gemeinsam mit Lienhart die Innenverteidigung bilden, verriet Rangnick. Außerdem kündigte der Coach an, dass Heinz Lindner im letzten EM-Test im Tor stehen wird. Der Oberösterreicher feiert damit nach über 16 Monaten und einer überstandenen Tumorerkrankung sein Comeback im ÖFB-Team.
Gegen die Eidgenossen sind noch weitere Personalrochaden zu erwarten, so dürften Marcel Sabitzer oder Phillipp Mwene in die Anfangsformation rutschen. “Es kommen diejenigen zum Zug, die gegen die Serben noch geschont wurden”, sagte Rangnick.
Marko Arnautovic wird bei der EURO-Generalprobe wohl zunächst auf der Bank sitzen. Der mit 35 Jahren und 46 Tagen älteste ÖFB-Kapitän seit Toni Polster im September 2000 gegen den Iran (36 Jahre, 175 Tage) sah gegen die Auswahl der Heimat seines Vaters früh die Gelbe Karte und blieb zur Pause in der Kabine. “Er hatte viele frustrierende Situationen zu überstehen. Es war vielleicht nicht das Spiel, wie er es sich vorgestellt hat, aber wir haben auch dank seiner Mithilfe 2:0 geführt”, sagte Rangnick über den Wiener.
Ursprünglich war geplant gewesen, Arnautovic eine Stunde spielen zu lassen. “Aber er hat mir gesagt, dass der Schiedsrichter angedeutet hat, dass nichts mehr viel passieren darf, und ich wollte keine Gelb-Rote Karte riskieren”, erklärte Rangnick.
Der Teamchef bittet seine Schützlinge noch bis einschließlich Freitag in Wien zum Training, an diesem Tag erfolgt auch die Kaderreduzierung um drei Spieler für die EURO und der Flug in die Schweiz. Mit einem Erfolg gegen die “Nati” würde man den ÖFB-Rekord von sieben Länderspiel-Siegen in Folge einstellen. Das gelang bisher nur zweimal – von 2017 bis 2018 und von 1933 bis 1934.
Bis zum Schweiz-Match sollte auch Rangnick seine leichte Handverletzung wieder auskuriert haben, die ihm sein eigener Karabiner beschert hat. Der Teamchef selbst hatte die Haken vor dem Beginn der EM-Quali als Symbol des Zusammenhalts an alle maßgeblichen ÖFB-Akteure verteilt.