Von: apa
Joel Schwärzler hat seinen ersten großen Auftritt im Scheinwerferlicht der Tennis-Szene hinter sich. Der erst 18-jährige Vorarlberger verlor zwar am Montag sein ATP-Tour-Debüt beim Generali Open in Kitzbühel nach 1:55 Stunden gegen den Brasilianer Thiago Seyboth Wild mit 2:6,6:7(6), dennoch zeigte er erneut sein Potenzial. Gegen die Nummer 72 der Welt sah der ATP-392. im zweiten Satz eigentlich wie der stärkere Spieler aus.
“Ja, der zweite Satz war sehr, sehr gut. Im ersten Satz war er um zwei Klassen besser, dann im zweiten hatte ich sehr viele Chancen, aber in den wichtigen Momenten hat er einfach besser gespielt”, lautete die schon recht abgebrühte Analyse des Youngsters, der seit einigen Jahren mit ÖTV-Sportdirektor Jürgen Melzer einen sehr erfahrenen Trainer zur Seite hat.
Nach nur acht Minuten stand es vor über 3.000 Zuschauern schon 0:3 aus Schwärzler-Sicht. “Eine gewisse Nervosität war sicher da, aber nicht so, dass ich nicht spielen konnte”, wollte der Linkshänder dies nicht als Ausrede verwenden. Satz eins war dennoch rasch weg.
Dafür dauerte das Auftaktgame des zweiten Durchgangs gleich rund 20 Minuten, in denen Schwärzler fünf von insgesamt neun Breakbällen im zweiten Satz nicht nutzen konnte. Er selbst war im zweiten Satz beim Aufschlag dominant und so ging es ins Tiebreak. In diesem musste sich der junge Vorarlberger nach einem spektakulär entlang der Linie abgewehrten Matchball mit 6:8 beugen.
Im zweiten Durchgang war auch richtig Stimmung für Schwärzler aufgekommen. “Joel, Joel”-Sprechchöre hat er noch nicht so oft in seiner jungen Karriere gehört. “Es hat mich gepusht, und hat auf jeden Fall sehr, sehr viel Spaß gemacht. Leider hat es nicht gereicht, ich wäre jetzt lieber noch auf dem Platz.”
Schwärzler, der heuer in seinem ersten Jahr auf ATP-Challenger-Niveau schon den Titel in Skopje gewonnen hat, gilt als die große Nachwuchshoffnung im heimischen Tennis. Gerade bei jenem Turnier, bei dem Dominic Thiem sein letztes Sandplatzturnier spielt, ist die Erwartungshaltung der heimischen Fans sehr groß.
Schwärzler hat in den vergangenen Tagen mehrere Trainings mit Thiem absolviert. “Ich mag ihn als Person extrem gern, das trainieren mit ihm macht sehr viel Spaß. Ich kann sehr viel von ihm lernen. Es waren gute Trainings und auch sicher ein Grund, warum ich hier gerade ein gutes Niveau spielen konnte”, sagte der 18-Jährige.
Thiem hatte sich zuvor schon zu Schwärzler geäußert und die gegenseitige Sympathie ist offensichtlich. “Erstens einmal mag ich ihn sehr gerne. Das ist für mich persönlich sehr wichtig, wichtiger sogar, als wenn es irgendwelche große Ergebnisse gibt. Wir haben zwei echt intensive Trainings gehabt. Die waren richtig gut”, schilderte Thiem. Er wünsche ihm nur das Beste. “Aber ich will auch nichts sagen, weil ich ihm keinen Druck auferlegen will. Er ist ganz am Anfang einer hoffentlich wunderbaren Reise.”
Thiems Reise geht in Wien zu Ende, dann wird Schwärzler noch mehr im Vordergrund stehen. Das weiß er auch selbst. “Es ist schade, weil die letzten Jahre nicht so gelaufen sind, wie er es wollte. Aber trotzdem hat er eine unglaubliche Karriere gehabt. Für mich ist es schade, dass ich vielleicht nicht mehr gegen ihn spielen kann.”
Der dank einer Wildcard in der Gamsstadt weilende Schwärzler bleibt noch im Turnier. An der Seite von Doppelspezialist Philipp Oswald, der in Kitzbühel seinen Abschied vom Profitennis gibt, spielt er noch im Doppel an der Seite eines seiner früheren Idole. Er habe früher zu Oswald aufgeschaut, weil er an der gleichen Akademie in Vorarlberg gespielt hat, wie sein engerer Landsmann, erzählte Schwärzler später.
Wo er sich in Kitzbühel 2025 sieht, wurde er gefragt. “Hoffentlich wieder in diesem Stuhl, aber als Sieger”, sagte er lächelnd. Schwärzlers nächster Einzel-Einsatz ist nun aber vorerst Ende Juli beim ATP-Challenger in Liberec.