Manuel Feller erwartet im Slalom große Konkurrenz

Shiffrin und Feller die Gejagten in Levi-Slaloms

Freitag, 15. November 2024 | 19:46 Uhr

Von: apa

170 Kilometer nördlich des Polarkreises beginnt die Slalom-Saison im alpinen Ski-Winter. Den Auftakt im abgeschiedenen Levi machen am Samstag die Frauen, in Abwesenheit von Petra Vlhova will sich US-Star Mikaela Shiffrin für Sölden rehabilitieren. Am Sonntag (jeweils 10.00/13.00 Uhr/live ORF 1) stemmt sich Manuel Feller als Titelverteidiger aus dem Starthaus und gegen starke Konkurrenz aus Norwegen, Deutschland und Brasilien. Kann der Tiroler an seine Fabelsaison anschließen?

Im Vorjahr führte Feller zum Auftakt in Gurgl einen Dreifachsieg an, nach drei weiteren Siegen erhielt er die Krönung in Form seiner ersten kleinen Kristallkugel. Schnee von gestern für den 32-Jährigen. “Man fängt wieder bei Null an. Ich sehe mich nicht als Slalomkönig. Es gibt wahrscheinlich 20 Läufer, die aufs Podium fahren können”, sagte Feller. “Ich war halt letztes Jahr der Konstanteste.” Er spüre angesichts der Dichte im Feld “eigentlich keinen Druck”. Es wieder regelmäßig am Tag X auf den Punkt zu bringen, bleibt natürlich sein Ziel.

Das Selbstvertrauen passe, betonte Feller. “Ich habe nichts verlernt über den Sommer. Man weiß nie, was die Konkurrenz macht, aber ich glaube, ich brauche mich nicht verstecken.” Klar ist aber auch eines: “Von der letzten Saison kann ich mir bis auf die Startnummer nicht viel mitnehmen.” Seine Hochform will der Tiroler erst im neuen Jahr erreichen. Vorerst gelte es, “den Ball ins Rollen zu kriegen, in den Flow zu kommen und Selbstvertrauen aufzubauen. Ziel ist es, im Jänner, Februar ‘big’ zu sein, was die Form betrifft”, meinte Feller. “Natürlich will ich aber vom ersten Rennen an zeigen, dass ich nichts verlernt habe.”

Mit Feller, dem rekonvaleszenten Marco Schwarz, Michael Matt, Dominik Raschner, Johannes Strolz und Adrian Pertl stellt der ÖSV einige Läufer mit Podesterfahrung. Der verletzungsgeplagte Christian Hirschbühl (35) gibt nach mehr als 1.000 Tagen ein Comeback, bei Fabio Gstrein hoffen die Trainer endlich auf den großen Durchbruch. Die Konkurrenz allerdings ist gerade im Torlauf gewaltig.

Die Norweger um Timon Haugan, Henrik Kristoffersen, Atle Lie McGrath, Alexander Steen Olsen und dem für Brasilien fahrenden Norweger Lucas Pinheiro Braathen haben viele auf der Rechnung. Natürlich auch Linus Straßer, mit Siegen in Kitzbühel und Schladming im Vorjahr Fellers schärfster Konkurrent. Der Deutsche beginnt die WM-Saison mit dem Ziel, zum ersten männlichen DSV-Kugelgewinner seit 1990 zu werden. Auch die Schweiz (Daniel Yule, Loic Meillard) und Frankreich (Clement Noel) stellen heiße Eisen.

Marcel Hirschers Konkurrenzfähigkeit im Stangenwald wird ebenso beantwortet werden. Gewiss kann der Ex-Dominator bei der Rückkehr des Männer-Weltcups nach Lappland (zuletzt 2019) erneut auf großes Scheinwerferlicht zählen. Dreimal (2013, 2016, 2018) hat er hier gewonnen und als Preis eine Babyrentier-Patenschaft erhalten. Der 35-Jährige reiste erst am Freitag an. Am Samstag kurz Bekanntschaft mit dem finnischen Schnee zu machen, soll zum Akklimatisieren ausreichen. Das Rennen sei “mit großer Wahrscheinlichkeit” sein letztes in der “Homebase von Santa Claus”, wie Hirscher Levi in einer Aussendung nannte.

Feller traut dem blutjungen Braathen im Comeback-Jahr vorerst mehr als dem Neo-Niederländer zu. “Lucas schätze ich schon gleich wieder sehr stark ein, Marcel habe ich im Riesenslalom mehr auf der Rechnung.” Hirscher könne mit seiner Athletik dort mehr machen. “Der Slalomsport hat sich schon in eine andere Richtung entwickelt. Er weiß, wie man Slalomrennen gewinnt, aber es wäre eine Überraschung, wenn er aufs Podium fährt.”

Auf der vergleichsweise einfachen Piste “Levi Black” – flacher Start, knackiger Steilhang, flacher Zieleinlauf – wird ohne Rücksicht auf Verluste gebolzt werden. “Der Cut war immer eng im ersten Durchgang, das gibt es sonst nirgends”, erinnerte Feller. Mehr als zwei Sekunden Rückstand auf den Führenden durfte man sich für die Qualifikation für den zweiten Lauf zumeist nicht erlauben. Besser als Fünfter war Feller hier noch nie.

Im Frauen-Feld ist der Favoritenkreis schneller umrissen. Shiffrin zeigte im zweiten Durchgang des Sölden-Riesentorlaufs zwar überraschend Schwächen, fiel als Führende auf Platz fünf zurück, Levi aber ist ein ganz anderes Pflaster. Nach Rudolph, Sven, Mr. Gru, Ingemar, Sunny, Lorax und Grogu könnte die 29-Jährige ihr achtes Rentier-Junges benennen dürfen, heißt: ihren achten Sieg feiern. Die einzige, die die 97-fache Weltcupsiegerin seit 2016 – gleich sechsmal – bezwingen konnte, heißt Petra Vlhova – und die fehlt. Die Slowakin verlor nach ihrem Kreuzbandriss im Jänner viel Muskelmasse und will nun nichts überstürzen.

Die Deutsche Lena Dürr bewies im Vorjahr tolle Frühform, die Schwedin Anna Swenn Larsson stand indes im Finish regelmäßig auf dem Podest. Die Österreicherinnen überraschten 2023/24 in Levi mit Platz drei durch Katharina Liensberger. In den folgenden zehn Rennen schaffte es dann mit Katharina Truppe (3./Courchevel) nur noch eine ÖSV-Läuferin aufs Slalom-Stockerl. Katharina Huber und Katharina Gallhuber sind zum Auftakt weitere Anwärterinnen auf Top-Ten-Ergebnisse.

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