Durch erfolgreiche Integration jung und dynamisch werden – ein Kommentar

Siebzehn

Donnerstag, 18. Juli 2024 | 01:40 Uhr

Von: ka

Bozen – Mit einem der ansehnlichsten und spannendsten Endspiele der letzten Jahrzehnte ging die Europameisterschaft zu Ende. Die Spanier gingen zwar als Favorit ins letzte Match, mussten sich gegen die Engländer, die erst in der K.-o.-Runde so richtig auftrumpfen konnten, den Pokal aber hart erarbeiten.

Die Kicker von der Iberischen Halbinsel zeigten über das ganze Turnier hinweg großartige Leistungen. Manchmal spielten sie ihre Gegner – wie etwa das schwache Italien – regelrecht an die Wand.

Instagram/Selección Española Masculina de Fútbol

Auffällig ist, dass sie gleich wie die Engländer auch viele junge Talente in die Mannschaft integrieren konnten. Der junge spanische Nationalstürmer Lamine Yamal sticht aber heraus. Der Angreifer, der von den gegnerischen Abwehrketten kaum gebremst werden kann, avancierte mit sechzehn Jahren zum jüngsten EM-Torschützen aller Zeiten.

Der Sohn einer Frau aus Äquatorialguinea und eines Marokkaners wuchs in dem ärmlichen und schwierigen Viertel Rocafonda auf, das von der spanischen rechtsextremen Partei Vox als „multikultureller Misthaufen“ bezeichnet wurde. Auf Misthaufen treiben bekannterweise manchmal jedoch die besten Pflanzen. Der Junge, der im Babyalter zufälligerweise von Lionel Messi höchstpersönlich gebadet worden war, liebte es, in den Straßen seines Viertels mit dem Ball zu spielen. Dabei erregte er die Aufmerksamkeit von Talentsuchern des FC Barcelona, die sein fußballerisches Können früh erkannten.

Ab da ging es steil nach oben. Mit 15 wurde er der jüngste Spieler der spanischen Primera División, mit 16 jüngster spanischer Teamspieler, jüngster Torschütze für seine Mannschaft und kurz vor seinem 17. Geburtstag jüngster EM-Torschütze. Mit nur 17 Jahren eroberte er zusammen mit seiner Mannschaft jenen Pokal, dem klangvolle Namen ihr ganzes Spielerleben lang erfolglos hinterhergerannt waren.

Lamine Yamal celebrando el gol con el 304, código postal de su barrio Rocafonda en Mataró al que V🤮X llamó "estercolero multicultural".

Posted by Mar Verdejo Coto on Tuesday, July 9, 2024

Lamine Yamal vergisst dabei nie, wo er herkommt. Jedes Mal, wenn er triumphiert, zeigt er mit seinen Fingern die Zahl 304, die spanische Postleitzahl von Rocafonda.

Niemand wie er steht so sehr für eine erfolgreiche Integration junger und dynamischer Kinder von Migranten. Aber er ist nicht allein.

Auch sein Mannschaftskollege Nico Williams und der Engländer Jude Bellingham – beide erst Anfang 20 – nutzten die Europameisterschaft, um ihr Können zu zeigen. Zusammen mit ihren Trainern sind es vor allem sie, die beweisen, dass dem jungen, kraftvollen und dynamischen Fußball die Zukunft gehört.

Der Fußball ist aber auch nur das Spiegelbild einer Gesellschaft. Erfolgreiche Gesellschaften integrieren ihre neuen Mitbürger mit ausländischen Wurzeln. Sie sorgen für ihre gute Ausbildung und kitzeln so ihre Talente aus ihnen heraus. Am Ende stehen nicht nur einige wenige Fußballtalente, sondern vor allem Tausende von neuen Handwerkern, Mitarbeitern des Gastgewerbes, Facharbeitern und Mitarbeitern der Gesundheitsberufe in den Startlöchern, um auf den Arbeitsmarkt losgelassen zu werden.

Wer wie Spanien oder England neue Mitbürger als Gewinn und nicht als Problem begreift, der spielt in der Zukunft in der obersten Liga der erfolgreichen Länder und Regionen mit. In diesem Sinne birgt der Ausgang der Europameisterschaft auch für Südtirol viele Lehren.

Bezirk: Bozen

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7 Kommentare auf "Siebzehn"


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Universalgelehrter
19 h 59 Min

“Handwerkern, Mitarbeitern des Gastgewerbes, Facharbeitern und Mitarbeitern der Gesundheitsberufe” und hoffentlich auch Lehrer:innen, Forscher:innen, Verwalter:innen und Konzernchefs und irgendwann vielleicht auch eine Landeshauptfrau.

N. G.
N. G.
Kinig
4 h 54 Min

Es gibt nen Unterschied von den Südtirolern zu den Ausländer. Man kann es mit dem Problem bei Frauen in der Arbeitswelt verglichen. Um erfolgreich und anerkannt zu werden, müssen sie 3 mal so viel leisten wie ein Mann. Ein Migrant bestimmt 10 mal, aber ist dann bei uns immer noch Außenseiter. Sofern er überhaupt ne Chance bekommt.

Savonarola
16 h 9 Min

und Balotelli??

N. G.
N. G.
Kinig
4 h 59 Min

Wieviele Balotellis haben wir unter den Südtirolern, den Einheimischen? Was soll die blöde Frage? Die einen schaffen es, die anderen nicht. Das ist in jeder Gesellschaft so.

N. G.
N. G.
Kinig
5 h 2 Min

Sätze wie:” Die Geister die ich rief..” sind gleichbedeutend mit: multikultureller Misthaufen. Menschenverachtend, rechtsradikal und unter aller Würde!
Integration würde bei den allermeisten der Flüchtlinge klappen, nur nimmt sie niemand bei der Hand und sie werden im Grunde allein gelassen. Die Behauptung Migranten wollen nicht ist ne Lüge, es ist umgekehrt, man will Migranten nicht, egal was die tun.
Der “kleine braune Hetzer” steckt leider in vielen Südtirolern obwohl sie es vehement mit billigen Ausreden bestreiten.

Tita-Nina
Tita-Nina
Grünschnabel
2 h 47 Min

Und darum müssten die Trainer und Begleiter dieser Spieler sich einsetzen, dass diese sich als Vorbilder für Integration, Bildung und Sozialmündigkeit und gegen diese “neue” Welle der sogenannten Talahons einsetzen.
Ich hoffe noch….

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Universalgelehrter
1 h 7 Min
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