Von: luk
Sulden – Sonntag, 27. Mai, 19.00 Uhr, früher Abend im Bergdorf Sulden, am Fuß der Ortler-Gruppe. Simon Gietl, Profi-Alpinkletterer und Bergführer aus Leidenschaft, und Vittorio Messini, Bergführer aus Kals in Osttirol, starten zum ersten der drei ausgewählten Gipfel. Sie gelten als eingespieltes Team am Fels.
Ihre Seilschaft bewährte sich zuletzt 2017 als die beiden die neue Route „Shiva ́s Ice“ am Shivling (6543 m) meisterten.
Ihr neues Projekt steht kurz bevor. Ob sie gut vorbereitet sind? „Das werden wir dann sehen“, sagt Simon Gietl und lacht. Den Ortler (3.905 m), höchsten Gipfel Südtirols, wollen die jungen Profi-Bergsteiger um ca. 1.00 Uhr morgens erreichen – ihre Route führt, natürlich, durch die Nordwand. Skier ermöglichen eine schnelle Abfahrt, denn ihre Bikes warten bereits im Tal auf die erste Rad-Etappe mit Zwischenstopp um 8.00 Uhr morgens in Bozen. Läuft alles nach Plan, schwingen sich Simon und Vittorio nach 246 Kilometern gegen 17.30 Uhr aus dem Sattel und machen sich auf den Weg zur großen Zinne, der Cima Grande di Lavaredo (2.999 m). Ihr Weg nach oben verläuft über die klassische Route Comici-Dimai. Abwärts geht es über den Normalweg.
Auf den Spuren von Hans Kammerlander und Hans-Peter Eisendle
Am Fuße der Zinnen standen vor etwa 27 Jahren zwei andere legendäre Bergsteiger: Hans Kammerlander, Extrembergsteiger aus Ahornach, und der Sterzinger Bergführer Hans-Peter Eisendle. Im Jahr 1991 definierte das Zweier-Team das Projekt „Von Nord nach Nord“. Sie durchstiegen die Nordwände des Ortlers und der großen Zinne in 24 Stunden. Die Etappe zwischen Sulden und Toblach absolvierten Kammerlander und Eisendle ebenfalls mit dem Rad. Am Fuße der Zinnen endete 1991 ihr Projekt. Simon Gietl und Vittorio Messini machen weiter. Sie werden erneut in die Pedale treten und die Zinnen hinter sich lassen.
Es stehen weitere 117 Bike-Kilometer bevor, bis sie Kals, den Ausgangspunkt für den höchsten Berg Österreichs erreichen. Der Großglockner stellt ihre letzte Herausforderung im Rahmen ihres North3-Projekts dar. Ihr Zeitplan sieht vor, dass sie den Gipfel des Großglockners gegen späten Mittag des zweiten Tages erreichen. Der Weg nach oben führt durch die Nordwand. Zuletzt bleibt der Abstieg bis zum Lucknerhaus. Dort stoppt die Zeit aller Voraussicht nach gegen 19.00 Uhr und ihr Drang zum nächsten Berg. Vorerst.
Richt- oder Erfahrungswerte gibt es bis jetzt keine: Wie reagiert der Körper beim Klettern nach knapp 250 Kilometern auf dem Rad? Wie schnell sind Simon und Vittorio im Vergleich zu ihren Projekt-Vorgängern Kammerlander und Eisendle? Welche Herausforderungen müssen physisch und mental bewältigt werden? Damit die beiden SALEWA Athleten Simon und Vittorio ein Stück weit begleitet werden können, wenn sie aus eigener Kraft nicht nur die drei Nordwände erklimmen, sondern auch die dazwischen liegenden Distanzen „by fair means“ absolvieren, kann das Projekt unter www.salewa.com/north3 live verfolgt werden.
„Wir wandeln auf den Spuren dieser beiden Legenden, die vor mehr als zwanzig Jahren mit ihrem Projekt das Bergsteigen neu interpretieren wollten. Dies allein ist Herausforderung genug. Die Leistung, die sie damals erbrachten, ist kaum vorstellbar,“ sagt Simon Gietl.
„Unser Projekt heute ist nicht nur ein Tribut an damals oder eine Wiederholung, sondern auch der Wunsch, die Grenzen auszuloten, zu erkennen und zu verschieben“, erklärt Vittorio Messini.
Das Projekt wird nicht nur eine hybride und nachhaltige Art des Bergsteigens oder ein Beispiel für Leistungsbergsteigen sein. Die gesamt Unternehmung unterstützt die Organisation Südtirol Hilft und gibt die Gelegenheit, Spenden zu sammeln für Menschen die sich in einer akuten Notlage befinden.