Tome kann sich jetzt endlich auf die Nations-League-Spiele fokussieren

Spaniens Weltmeisterinnen einigen sich mit Verband

Mittwoch, 20. September 2023 | 23:39 Uhr

Von: APA/Reuters/dpa

Nach Zugeständnissen des Fußball-Verbandes und Versprechen durchgreifender Strukturveränderungen hat die spanische Nationalmannschaft der Frauen ihren Streik beendet. Nach Verhandlungen bis spät in die Nacht hinein sei man zu einer Reihe von Vereinbarungen gekommen, sagte Víctor Francos, Präsident der obersten spanischen Sportbehörde (CSD), am Mittwoch. Am Abend teilte die RFEF mit, Generalsekretär Andreu Camps von dessen Aufgaben entbunden zu haben.

Von den 23 für den Nations-League-Auftakt nominierten Profis haben sich 21 von einem Einsatz überzeugen lassen. Die beiden Spielerinnen, die nach den Verhandlungen das Trainingslager wieder verlassen wollten, würden laut Francos nicht bestraft. Es handelte sich um Patricia Guijarro und Mapi León. “Mental sind wir nicht in der Lage hierzubleiben”, sagte Guijarro. León betonte aber: “Wir sind natürlich froh, dass es Änderungen geben wird und diese schriftlich festgelegt werden.” Guijarro und León gehörten zu den 15 Spielerinnen, die lange vor dem Kuss-Skandal – im September vorigen Jahres – aus Protest gegen die Arbeit der RFEF und den damaligen Teamchef Jorge Vilda ihren Rücktritt von der “Selección” erklärt hatten und nicht an der WM teilnahmen.

Die RFEF hielt damals noch zu Vilda, trennte sich aber nach der WM in Australien und Neuseeland im Zuge des Kuss-Skandals vom Coach, der von Montse Tomé abgelöst wurde. “Es ist kein Happy End, sondern der glückliche Beginn eines Weges, der zu einem erneuerten Verband und zu Spielerinnen führen soll, die sich wohlfühlen und gerne spielen und gewinnen”, erklärte Kultur-und Sportminister Miquel Iceta. Anfang 2024 werde es bei der RFEF Wahlen geben, sagte Iceta, der auch mehrere Absetzungen in Aussicht stellte.

Bei den Gesprächen zwischen CSD, den Spielerinnen sowie Verbands-und Gewerkschaftsvertretern in einem Hotel bei Valencia seien “tiefgreifende Änderungen” vereinbart worden, die die RFEF in Kürze bekannt geben werde, sagte Francos. Die sportliche Zukunft von Tomé, die als Vertraute von Rubiales gilt, sei kein Thema gewesen. Eigens gebildet wurde eine gemeinsame Kommission, bestehend aus CSD, RFEF und den Spielerinnen. “Es ist der Beginn eines langen Weges, der vor uns liegt”, sagte die Präsidentin der Spielerinnengewerkschaft, Amanda Gutierrez.

Der frühere Weltmeister Xabi Alonso bezeichnete es als “wichtigen” Schritt. “Meine Töchter werden sich in der Zukunft noch daran erinnern, wofür diese Frauen gekämpft haben. Das, wofür sie kämpfen, ist gut für den Fußball, aber auch für die Gesellschaft. Fußball ist wichtig, aber die Gesellschaft ist wichtiger. Fußball ist nur ein Spiel. Deshalb kann das alles, was im Moment passiert, nur der erste Schritt sein”, sagte Leverkusens Trainer.

Am Montag hatte Tomé 15 Weltmeisterinnen für die Nations-League-Spiele am Freitag in Schweden und am Dienstag darauf gegen die Schweiz berufen, obwohl diese Sportlerinnen zusammen mit anderen Kolleginnen ihren Streik schon vor Tagen angekündigt hatten. Nachdem der Verband mit empfindlichen Geldstrafen und langjährigen Sperren gedroht hatte, hatten die Spielerinnen am Dienstag trotz ihres Widerstandes die Reise ins Trainingslager angetreten.

Bei der Siegerehrung nach dem Final-Triumph der Spanierinnen über England (1:0) am 20. August in Sydney hatte der damalige Verbandspräsident Luis Rubiales die Weltmeisterin Jennifer Hermoso auf den Mund geküsst. Dies sei in beiderseitigem Einvernehmen geschehen, beteuerte er. Hermoso bestritt dies allerdings vehement. Die 33-Jährige erstattete auch Anzeige und ermöglichte somit einen Strafantrag der Staatsanwaltschaft beim Staatsgerichtshof. Hermoso wurde von Tomé vorerst nicht nominiert. Man wolle die Spielerin so “beschützen”, meinte die Trainerin.