Von: mk
Girlan/Palermo – Es gibt Geschichten, die schreiben sich wie von selbst. Und dann gibt es Geschichten wie diese: ein Dorfverein aus Südtirol, der TC Rungg Kiku, gegen den großen CT Palermo aus Sizilien. Wieder ein Halbfinale, wieder die beiden Teams, die schon im letzten Jahr aufeinandertrafen – mit dem besseren Ende für die Süditalienerinnen. Doch die Bühne ist bereitet und das Drama könnte unterschiedlicher kaum sein.
Am Sonntag beginnt in Palermo der erste Akt. Die Spielerinnen aus Girlan reisen bereits heute per Flieger in den Süden, ohne ihre stärkste Kraft, die Spanierin Angela Fita, die in den USA weilt. Fita war in der Gruppenphase eine Bank, ihr Fehlen eine Lücke, die kaum zu schließen ist. Mit Silvia Ambrosio, Verena Meliss und der angeschlagenen Lara Pfeifer stehen Trainer und Verein vor einer Herkulesaufgabe. Es wird schwierig, da auf der Insel noch im Freien gespielt wird.
Doch eines zeichnet diesen Verein aus: Beharrlichkeit. Zum vierten Mal in vier Jahren in der Serie A1 steht der TC Rungg im Playoff um den Italienmeistertitel. Ein Dorfverein, der sich Jahr für Jahr gegen die Großen behauptet – das allein ist eine Geschichte, die den Sport so besonders macht.
Tennis ist ein Sport, der sich selten an Drehbücher hält. Und vielleicht liegt genau darin die Hoffnung für Rungg: Im Rückspiel nächste Woche haben sie Heimrecht. Der Boden, die Traglufthalle am Runggweg – all das könnte ein kleines Plus für die Südtirolerinnen sein. Palermo jedoch, das weiß man, ist ein Gegner, der von solcherlei Details unbeeindruckt bleibt.
Das Team um Giorgia Pedone, aktuell Nummer 204 der Welt, ist auf den Punkt da. Trotz Verletzungssorgen während der Gruppenphase – Federica Bilardo fehlte wegen Schulterproblemen, Irina Fetecau und Anastasia Abbagnato kämpften mit den Nachwehen von Knöchel- und Rückenproblemen – hat Palermo sich ins Halbfinale gekämpft. Und jetzt, wo es darauf ankommt, sind sie komplett.
Mit Marina Bassols Ribera, der Nummer 155 der Welt, Giorgia Pedone, Virginia Ferrara und der erfahrenen Martina Caregaro (32) hat Palermo eine Tiefe im Kader, die ihresgleichen sucht. Dass Pedone aktuell noch wie acuh Runggs Ambrosio in Solarino ein ITF-Turnier spielt, unterstreicht ihre Klasse.
Im vergangenen Jahr gewann Palermo beide Spiele gegen Rungg: in Girlan mit 3:1, zu Hause mit 2:1. Doch auch wenn die Statistik gegen Rungg spricht, bleibt ein Rest von Magie in der Luft. Es ist diese Ahnung, dass der Sport manchmal doch Platz hat für Märchen.
Am Sonntag um 10.00 Uhr beginnt der Showdown. Tennis ist ein Sport, der vieles offenlässt. Und vielleicht auch Platz für die eine oder andere Überraschung.
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