Von: ka
Melbourne/Sexten – Ähnlich wie das Australian Open-Finale zwischen Jannik Sinner und Daniil Medwedew vor fast genau einem Jahr hat das Achtelfinale zwischen Titelverteidiger Jannik Sinner und dem Dänen Holger Rune an Dramatik alles geboten, was ein Tennisspiel nur zu bieten vermag.
Während des Spiels, das von medizinischen Auszeiten beider Spieler und einer technischen Unterbrechung – das Netz musste repariert werden – gekennzeichnet war, schien der Sextner Tennisstar eine Zeit lang sogar kurz vor der Aufgabe zu stehen.
Nicht zuletzt dank des medizinischen Beistands konnte er sich zwar wieder ins Match zurückkämpfen und Rune besiegen, aber seit Montag sorgt sich ganz Italien um Jannik Sinners Gesundheitszustand. „Ich möchte nicht zu viel darüber reden, ich möchte nicht ins Detail gehen“, so die Nummer 1 der Welt nach dem Spiel. „Es ist keine Verletzung, aber ein bisschen was ist da, ich kämpfe“, so Jannik Sinner, der seinen Australian Open-Titel verteidigen will.
Einen Grand-Slam-Titel zu gewinnen ist nie einfach, aber um seine Titelverteidigung auf Kurs zu halten, musste Jannik Sinner am Montag tief aus seinen körperlichen und mentalen Reserven schöpfen. Bei schwül-heißen Bedingungen hatte der Sextner in der Mitte seines Achtelfinals gegen den Dänen Holger Rune mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Einige Tennisexperten sprachen von einem „Grippespiel“ und einem „Händezittern“, aber worauf diese medizinischen Probleme zurückzuführen waren, ist ungeklärt.
„Es war sicher sehr, sehr hart“, sagte ein erschöpfter Sinner. „Ich wusste, dass auch er einige sehr lange Matches gespielt hatte, also habe ich versucht, mental dabei zu bleiben. Ich habe versucht, mit meinem Aufschlagspiel mitzuhalten, um dann im Rückschlagspiel zu sehen, was ich tun kann“, fügt die Nummer 1 hinzu.
Jannik Sinner deutete dann an, dass er das Achtelfinalmatch mit weniger als 100 Prozent seiner üblichen Wettkampfstärke begonnen hatte. „Ich möchte nicht zu viel darüber reden, ich möchte nicht ins Detail gehen“, zeigte sich die Nummer 1 der Welt in der Pressekonferenz nach dem Spiel eher zugeknöpft.
Ähnlichkeiten mit seinem Wimbledon-Ausscheiden im letzten Jahr, bei dem er nach ähnlichen Schwierigkeiten gegen Daniil Medvedev das Match verloren hatte, schloss er jedoch aus. „In London hatte ich in der Nacht zuvor schlecht geschlafen, aber heute Nacht habe ich problemlos in den Schlaf gefunden“, betont Sinner.
Die Probleme hätten jedoch gleich nach dem Aufwachen begonnen. „Es war ein sehr seltsamer Morgen. Ich bin mit einem unguten Gefühl aufgestanden, das kann passieren. Ich habe mir Zeit genommen und bin so spät wie möglich ins Clubhaus gekommen, ich habe mich nicht einmal aufgewärmt. Um meine Konzentration zu finden, pflege ich sonst vor dem Spiel eine bestimmte Routine einzuhalten, aber heute haben wir uns an Abläufe gehalten, die für ein Match, das um 14.00 Uhr beginnt, ungewöhnlich sind“, erklärt Sinner während der Pressekonferenz.
Die in der letzten Saison gesammelte Erfahrung ermöglichte es dem Titelverteidiger jedoch, mit „schwierigen Tagen“ besser umzugehen. „Ich habe erkannt, dass das Match viel wichtiger ist als das, was zuvor passiert. Die Erfahrung von Wimbledon hat mich gelehrt, mit solchen Situationen besser umzugehen, als ich es früher getan hätte. Da ich schon vor dem Match wusste, dass ich Probleme haben würde, wollte ich so fit wie möglich auf den Platz gehen“, so Sinner.
Auf dem Platz war Sinners Team auf alle Eventualitäten vorbereitet. Die Hitze und die Schwüle trugen allerdings sicherlich nicht dazu bei, Janniks Schwindelgefühle zu lindern. Der Turnierarzt, der bereits auf die Symptome des Tennisspielers aufmerksam gemacht worden war, griff während der medizinischen Auszeit sofort ein und gab ihm ein Medikament. „Rein vom Tennis her habe ich heute gut gespielt, ich habe gut aufgeschlagen. Ich und der Arzt haben ein bisschen geplaudert, das hat mir heute geholfen“, meinte die Nummer 1 während der Pressekonferenz.
Das Glück ließ Jannik Sinner nicht im Stich. Die Pause von etwa 20 Minuten, die zur Reparatur des kaputten Netzes benötigt wurde, „hat mir sehr geholfen“, gibt der Sextner zu. „Als ich wieder auf den Platz zurückkam, war die Farbe in mein Gesicht zurückgekehrt“, fügt der Australian Open-Titelverteidiger hinzu.
Aber abgesehen von der körperlichen Verfassung war es ein Sieg des Kopfes. „Ich habe an all die Vorbereitungsarbeit gedacht, die ich geleistet habe, auch an jene während der Vorsaison in Dubai. Ich habe auch hart gearbeitet, um mit Tagen wie diesem fertig zu werden. Es war ein Tag, an dem ich ein gutes Tennis gespielt habe, aber sich mein Körper schwergetan hat, mir zu folgen. Es gibt jedoch auch andere Tage, an denen mein Körper zwar perfekt, aber mein Tennis schlecht ist. Da es die Perfektion nicht gibt, kommt das vor. Man muss in der Lage zu sein, mit solchen Schwierigkeiten richtig umzugehen, denn das kann gegenüber dem Gegner den Unterschied ausmachen“, so Jannik Sinner.
Auch wenn, wie die Nummer 1 erklärt, das bedeutet, dass „ich gegen meinen Gegner und gegen mich selbst spielen muss“.
Jannik Sinner wankt, fällt aber nicht. Es sind Sinners mentale Stärke und seine Härte gegen sich selbst, die seine Gegner so sehr fürchten und an denen sie nicht selten verzweifeln. „Steely Sinner“ („Stählerner Sinner“) nennen ihn die Australier.
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