Von: Reuters
Wimbledon – Jannik Sinner, Carlos Alcaraz oder noch ein einmal Novak Djokovic? Dieses Trio hebt sich vor Beginn des dritten Tennis-Grand-Slam-Turniers des Jahres in Wimbledon bei den Männern ab. Die wichtigste Nachricht war am Freitag, dass der zuletzt nach einem Eingriff am rechten Knie fraglich gewesene Djokovic antritt und damit seine Chance auf Major-Titel Nummer 25 hat. Melbourne-Sieger Sinner und Titelverteidiger sowie Paris-Champion Alcaraz sind aber höher einzuschätzen.
Sinner startet sein Unternehmen Wimbledon gegen einen anderen Jannik, der sich allerdings Yannick schreibt. Der Deutsche Hanfmann sollte dem Südtiroler wenig Mühe machen. Das gilt noch mehr für den estnischen Qualifikanten Mark Lajal gegen Alcaraz. Der 21-jährige Spanier könnte in der zweiten Runde auf Österreichs Nummer eins, Sebastian Ofner, treffen. Der 28-jährige Steirer bekommt es zuvor am Montag mit dem Australier Aleksandar Vukic zu tun.
Djokovic startet erst am Dienstag gegen den Tschechen Vit Kopriva. Der siebenfache Wimbledonsieger könnte nicht nur den 25. Major-Sieg holen, sondern auch Rekordsieger Roger Federer (8) einholen. Inwieweit sein Gesundheitszustand dies zulässt, ist unklar, allerdings hatte “Nole” angekündigt, dass er nur antreten wird, wenn er eine Titelchance sieht. Möglicherweise hat ihn ein Training mit Sinner am Donnerstag überzeugt.
Aus dem Top-Trio hat sich nur die neue Nummer eins aus Südtirol mit ihrem ersten Rasentitel in Halle prächtig für das Turnier an der Church Road eingeschlagen. Sinner spielt sein viertes Wimbledon im Hauptbewerb, im Vorjahr war er an Djokovic erst im Halbfinale gescheitert, sein bisher bestes Resultat.
Neben den Schwierigkeiten von Djokovic war auch Roland-Garros-Sieger Alcaraz noch nicht in Rasenform. Im Londoner Queen’s Club war für den Spanier schon in Runde zwei Endstation, was auch bedeutete, dass ihn Djokovic vor Wimbledon wieder Platz zwei im Ranking abluchste.
Hinter Djokovic’ Antreten stand bis zuletzt ein Fragezeichen, ebenso wie bei Andy Murray. Doch beide angeschlagenen Altstars wurden ausgelost, Murray wartet bis zum letzten Moment zu. Und der “Djoker” hatte sich vor rund drei Wochen einem kleinen Eingriff am rechten Knie unterzogen, nachdem er sich im Paris-Achtelfinale verletzt und dann zum Viertelfinale nicht mehr angetreten war.
Für den 37-jährigen Serben ist das Jahr nach drei Major-Titeln 2023 für seine Verhältnisse sehr schlecht verlaufen, steht er doch vor Beginn der zweiten Saisonhälfte noch ohne Turniersieg da. Auf dem Spiel steht für ihn kein geringeres Ziel, als seinen 25. Major-Titel zu holen und damit endgültig ganz alleine, ganz oben in der Ewigen-Bestenliste zu stehen. Derzeit ist ja Margaret Court (AUS) mit ebenfalls 24 Titeln noch gleichauf.
Im Vorjahr hatte Alcaraz in Wimbledon verhindert, was der Karriere von Djokovic das i-Pünktchen geliefert hätte: Den “Grand Slam’, also dem Triumph bei allen vier Major-Turnieren im selben Kalenderjahr. Diese Chance wird selbst für Djokovic nicht mehr kommen.
Nach dem Australian-Open-Sieg von Sinner und dem Halbfinale in Paris hat der Südtiroler gute Karten, seine Nummer-1-Position im ATP-Ranking zu verteidigen. Aus dem Vorjahres-Semifinale an der Church Road hat er nur 720, Finalist Djokovic 1.200 und Alcaraz 2.000 Zähler zu verteidigen.
Gut aus Sicht von Djokovic ist zumindest, dass dem als Nummer zwei gesetzten Serben Sinner und Alcaraz bei einem Lauf ins Finale erspart bleibt. Denn die Nummern eins und drei wurden in die gleiche Rasterhälfte gelost.
Bei den Frauen hat sich die Weltranglisten-Erste Iga Swiatek, die eben erst ihren vierten French-Open-Titel gewonnen hat, vorgenommen, endlich auch im “Tennis-Mekka” richtig zuzuschlagen. 22 Titel hat die Polin bisher geholt, aber noch keinen auf dem rutschigsten aller Beläge. Sie möchte in Wimbledon erstmals weiter als nur bis ins Viertelfinale kommen. Mit der Ex-Australian-Open-Siegerin Sofia Kenin (USA) hat sie aber eine nicht ganz leicht Erstrundengegnerin erhalten.
Im Tableau-Viertel von Swiatek ist übrigens auch Wimbledon-Titelverteidigerin Marketa Vondrousova (CZE-6). Um den Titel mitreden wollen auch die als Nummer zwei gesetzte US-Amerikanerin Coco Gauff, Aryna Sabalenka (BLR-3) und Ex-Wimbledonsiegerin Elena Rybakina aus Kasachstan.
Mit besonderem Ehrgeiz geht Gauff ins Turnier. Dort, wo sie vor fünf Jahren als 15-Jährige bis ins Achtelfinale gestürmt war, hat der mittlerweile zur US-Open-Siegerin gekürte Publikumsliebling noch nie die Vorschlussrunde erreicht, nicht einmal ein Viertelfinale. 2023 schied sie übrigens gegen Swiateks Erstrundengegnerin Kenin gleich in Runde eins aus. Dieses Jahr kam Gauff in Melbourne und Paris jeweils ins Halbfinale.