Kollege Kyrgios fordert Sperre

Fall Sinner: WADA behält sich mögliche Berufung vor

Mittwoch, 21. August 2024 | 11:50 Uhr

Von: dpa

Nach Bekanntwerden von zwei positiven Dopingtests von Jannik Sinner will die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) die Causa zunächst “sorgfältig prüfen”. Der Tennis-Weltranglistenerste aus Südtirol war im März zweimal positiv auf das verbotene anabole Steroid Clostebol getestet, von der Tennis-Agentur ITIA am Donnerstag aber entlastet worden. Man behalte sich das Recht vor, gegebenenfalls Berufung beim Internationalen Sportgerichtshof CAS einzulegen, erklärte nun die WADA.

Nach Angaben der ITIA wurde der 23-jährige Sextner von einem unabhängigen Gericht freigesprochen. Demnach habe der Australian-Open-Champion das verbotene Mittel nicht vorsätzlich verwendet. Eine Reaktion der Italienischen Anti-Doping-Agentur stand zunächst aus, auch sie kann gegen die ITIA-Entscheidung Berufung einlegen, wie die ITIA selbst in der Mitteilung erklärte.

Die Aufregung in der Branche ist groß. Der australische Profi Nick Kyrgios kritisierte die Entscheidung via X, ehemals Twitter. “Lächerlich – ob es zufällig oder geplant war. Du wirst zweimal mit einer verbotenen (Steroid) Substanz getestet… du solltest für zwei Jahre raus sein”, schrieb der 29-Jährige, der 2022 das Finale beim Rasen-Klassiker in Wimbledon erreicht hatte.

Auch der Kanadier Denis Shapovalov äußerte sich auf X ähnlich: “Unterschiedliche Spieler, unterschiedliche Regeln”, meinte der frühere Top-Ten-Spieler. “Kann mir kaum vorstellen, wie sich andere Spieler jetzt fühlen, die wegen kontaminierter Substanzen gesperrt wurden.”

Für großes Aufsehen sorgte im Jahr 2016 der Fall der norwegischen Langlauf-Olympiasiegerin Therese Johaug. Der nationale Skiverband erklärte damals, dass die Substanz Clostebol in einer Lippencreme enthalten war, die der Mannschaftsarzt für Johaug gekauft hatte. Nach dem positiven Befund wurde die Dominatorin für 18 Monate gesperrt.

Sinner hatte in einem Statement, das er in den sozialen Netzwerken veröffentlichte, erklärt, dass die Substanz über die Hände seines Physiotherapeuten in seinen Körper gelangt sei. Demnach habe der Betreuer ein in Italien rezeptfreies Clostebol-haltiges Spray benutzt, um einen Schnitt an seinem Finger zu behandeln.

Der ITIA zufolge hielten wissenschaftliche Sachverständige Sinners Erklärung für glaubwürdig. Deshalb habe die Tennis-Agentur auch davon abgesehen, Sinner zumindest vorläufig zu suspendieren. Nach einer weiteren Untersuchung durch die Agentur änderte sich in der Sache nichts.

Aufgrund der positiven Befunde wurden Sinner für das ATP-Turnier in Indian Wells, wo er im März das Halbfinale erreicht hatte und der positive Befund festgestellt worden war, das Preisgeld und die Punkte aberkannt.

Sinners Coach, Darren Cahill, verteidigte den Südtiroler und schloss jeglichen Vorsatz aus. “Er würde nie etwas absichtlich tun. Er war in einer unglücklichen Situation”, sagte Cahill in einem Interview des US-Senders ESPN. “Die Wahrheit ist heraußen, kein Fehler oder Fahrlässigkeit, und hoffentlich kann er das hinter sich lassen.”

Geht es nach dem deutschen Doping-Experten Fritz Sörgel, ist die Sache für Sinner noch nicht erledigt. “Wenn jemand positiv auf Clostebol getestet wird, dann wird er automatisch gesperrt. Die Reihenfolge nach einem positiven Test, der angezweifelt wird, ist der Gang zur Nationalen Anti-Doping-Agentur, zur WADA, zum CAS. Wieso kann Sinner dann von einem Gericht freigesprochen werden?”, sagte Sörgel in einem Interview dem Portal “Sport1”.

Die Angelegenheit habe für ihn “auf jeden Fall” einen seltsamen Beigeschmack: “Das stinkt zum Himmel.” Wenn die WADA generell bei solchen Fällen nicht durchgreife beziehungsweise auch der Internationale Sportgerichtshof CAS keine klaren Urteile fälle, “und wie in den letzten Jahren aufgrund ähnlicher Ausreden Freisprüche aussprach, dann geht es immer so weiter. Jetzt muss ein klarer Strich gezogen werden”, forderte Sörgel: “Clostebol führt automatisch zu einer zwei- bis vierjährigen Sperre. Da führt kein Weg dran vorbei.” Die WADA müsse jetzt eingreifen.

Bezirk: Pustertal

Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

6 Kommentare auf "Fall Sinner: WADA behält sich mögliche Berufung vor"


Sortiert nach:   neuste | älteste | Relevanz
hirni123
hirni123
Neuling
3 h 59 Sek

des isch olm is gleiche . Vor johren hotmans ban schwarzer probiert und hot ihm gsperrt obwohl bewiesn wurde das die proben manipuliert worden sein , undiatz vosuacht man es ban sinner .ols a witz .

Hut
Hut
Tratscher
3 h 5 Min

alles nur mehr ein echter ……….. jetzt fängst da auch an, da steckt bestimmt Neid dahinter.

sophie
sophie
Kinig
3 h 10 Min

Würde mal dem Phisiotherapeuten sofort in den Arsch treten und klagen, denn in solch einer Position MUSS er Bescheid wissen was erlaubt ist und was nicht

XOXO
XOXO
Grünschnabel
3 h 4 Min

Tut mir wirklich sehr leid für Sinner! Ich befürchte aber, dass das Ganze noch nicht abgeschlossen ist. Ich drücke Sinner beide Daumen!

marher
marher
Kinig
2 h 51 Min

Bei Sport und Doping gibt es wohl unendliche Geschichten. Vor allem die Radfahrer und alle weiteren Ausdauersportler die über Stunden das maximum geben, oder ein bischen Vitamine für Kopfsachen. Den nationalen Dopingkontrollen aber auch die von der Wada kann man zum Teil keinen Glauben mehr schenken, oder Sue hinken hinterher. Aber Sportler in den Dreck ziehen und wie Verbrecher zu behandeln ist unterste Schublade.

Faktenchecker
2 h 47 Min

Die Wahrheit wird ans Licht kommen.

“Kyrgios zürnt, WADA in Berufung?
Deutscher Experte zweifelt Sinners Doping-Erklärung an”

https://www.n-tv.de/sport/Doping-Fall-Jannik-Sinner-Deutscher-Experte-Fritz-Soergel-zweifelt-Erklaerung-an-article25171628.html

wpDiscuz