Steckbrief des Australian-Open-Siegers

Was ihr schon immer über Jannik Sinner wissen wolltet

Montag, 27. Januar 2025 | 06:40 Uhr

Von: apa

Der Südtiroler Jannik Sinner hat seinen Status als aktuell bester Tennisspieler mit dem erneuten Titelgewinn bei den Australian Open eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Ohne einen Breakball gegen sich zuzulassen, setzte er sich im Finale von Melbourne gegen den Ranglistenzweiten Alexander Zverev 6:3,7:6(4),6:3 durch und liegt nach dem ersten Saison-Höhepunkt in der Weltrangliste rund 3.700 Punkte vor dem Deutschen. Die Ziele für den Saisonrest gehen Sinner aber nicht aus.

Auf Hartplatz geht kaum mehr. Die jüngsten drei Grand-Slam-Turniere auf diesem Belag hat der 23-Jährige für sich entschieden, zudem 37 seiner jüngsten 38 Hartplatz-Matches gewonnen. Die Herausforderung sieht Sinner daher, seine Bilanz auf Sand und Rasen ebenso hinaufzuschrauben. “Ich bin nur ein kompletter Spieler, wenn ich auch auf den anderen beiden Belägen solche Ergebnisse bringe”, sagte der Südtiroler am Sonntag nach seinem Triumph. “Vergangenes Jahr war ich nicht schlecht auf Sand und Rasen. Aber es geht besser, das muss ich am Platz zeigen.”

Dabei hat er im vergangenen Jahr bei den French Open erst im Halbfinale gegen den Spanier Carlos Alcaraz sowie in Wimbledon im Viertelfinale gegen den Russen Daniil Medwedew verloren – jeweils im fünften Satz. Das sind Abschneiden, von denen die meisten die Karriere lang nur träumen. Gerade aber in Wimbledon sieht der Gewinner von nun drei Major-Turnieren Luft nach oben. “Ich bin noch jung und kann mich noch mehr an das Spiel auf Rasen gewöhnen. Ich habe als Junior nie darauf gespielt, erst als ich auf die Tour gekommen bin.”

Sinner und Alcaraz die Tennis-Zukunft

In Umag 2022 und 2024 in Halle hat Sinner auf seinen “schwächeren” Belägen je einen seiner 19 Tour-Titel geholt, für ihn geht aber noch viel mehr. “Das ist genau das, was ich mag: die Probleme zu sehen und zu erkennen, wie ich mich verbessern kann.” So könnte er sich Alcaraz vom Leib halten, denn der hat trotz seiner erst 21 Jahre bereits auf allen drei Belägen Majors gewonnen – nur in Australien noch nicht. Und auch wenn Alcaraz Zverev im Ranking nach seinem Viertelfinal-Out mehr als 1.000 Punkte hinterherhinkt, werden wohl eher er und Sinner die Tennis-Zukunft prägen.

Bei Sinner beeindruckt neben der herausragenden Beinarbeit und der Fähigkeit, den Ball scheinbar ohne großen Aufwand unglaublich zu beschleunigen, vor allem seine mentale Stärke. In Melbourne kämpfte er im Achtelfinale gegen den Dänen Holger Rune mit Kreislaufproblemen, behielt aber kühlen Kopf und setzte sich in vier Sätzen durch. Im Halbfinale gegen den US-Amerikaner Ben Shelton litt er zeitweise unter Krämpfen, machte den Sack aber in drei Durchgängen zu. Sinner wollte auf seine kleinen körperlichen Probleme aber nicht weiter eingehen.

Seine mentale Stärke zeigt sich auch darin, dass er scheinbar mühelos ausblenden kann, dass noch immer das Damoklesschwert einer Dopingsperre über ihm schwebt. Im März hatte er zwei positive Dopingproben abgeliefert, war von der Sanktionsinstanz aber wegen Fehlen eines Eigenverschuldens freigesprochen worden. Die Internationale Anti-Doping-Agentur (WADA) akzeptierte dies nicht, im April wird der Fall vor dem Internationalen Sportgerichtshof (CAS) verhandelt. “Es ist erstaunlich, wie Sinner diese Nebengeräusche kaltlassen”, staunte Boris Becker auf Eurosport.

Mögliche Sperre blendet Sinner aus

“Darauf bin ich sehr stolz”, meinte der Gelobte auch prompt. “Es passiert einiges neben dem Court, was man gar nicht so weiß. Das abzublocken, ist sehr schwierig. Aber ich habe mein Team, das mir vertraut.” Auf diesen Punkt legt Sinner viel Wert. “Ich kann mit ihnen offen reden. Aber wenn ich auf den Platz gehe, konzentriere ich mich auf das Match. In dieser Zeit muss ich fokussiert sein.” Klar spiele die Doping-Causa im Hinterkopf mit, doch etwa in der Kraftkammer könne er das gut ausschalten, wenn er sich einfach nur auf sein Fitnessprogramm konzentriere.

Es macht den Anschein, dass nur eine Dopingsperre die Nummer eins der Weltrangliste stoppen könnte. Denn er ist sich sicher: “Es gibt klar noch Verbesserungsmöglichkeiten.” Der Davis-Cup-Gewinner nennt zum Beispiel den zweiten Aufschlag, “den ich noch etwas aggressiver schlagen könnte. Auch noch mehr ans Netz schleichen könnte ich sicher.” Für die Gegner sind das erschreckende Aussichten. Schon jetzt beeindruckt Sinner durch seine Coolness und Lust zum Angriff. Im Gegensatz zu Zverev wird er auch nicht zu passiv.

Der 27-Jährige hat nun eine dritte Major-Finalniederlage zu verdauen. Außer in Wimbledon hat es Zverev bei allen Majors ins Endspiel geschafft, nach Dominic Thiem bei den US Open 2020 und Alcaraz bei den French Open 2024 war nun Sinner die bisher letzte zu große Hürde. Der Olympiasieger von 2021 verfolgt seinen Traum aber weiter. Bleibt er fit und gesund, hat der Hamburger heuer noch drei weitere Chancen – und in einem Jahr eine weitere in Melbourne. Zverev: “Ich weiß nicht, ob ich diese Trophäe jemals stemmen werde, aber ich komme zurück und werde es versuchen.”

Sinner sticht seinerseits auch immer wieder durch seine menschlichen Qualtitäten und durch seine bodenständige Art hervor. Noch vor der Siegerehrung fand er am Sommtag mit beiden Händen auf den Schultern des enttäuscht gen Boden blickenden Zverev privat Trostworte für den Deutschen. Und drückte es danach auch den Fans gegenüber aus.

Hier findet ihr die wichtigsten Punkte über Jannik Sinner und seine glänzende Karriere

Jannik SINNER (Italien/23 Jahre)

Geboren: 16. August 2001 in Innichen (Südtirol)

Wohnort: Monte Carlo

Familienstand: ledig

Größe/Gewicht: 1,88 m/76 kg

Website: https://www.instagram.com/janniksin/

Profi seit: 2018

Rechtshänder, beidhändige Rückhand

Trainer: Simone Vagnozzi (ITA), Darren Cahill (AUS)

Aktuelle Weltranglisten-Position: 1.

Karriere-Preisgeld: 39,45 Mio. Dollar

Größte Erfolge:

Grand-Slam-Titel: Australian Open 2024, 2025 und US Open 2024

ATP-Titel (inklusive Majors): 19

2020 Sofia, 2021 Melbourne, Washington, Sofia, Antwerpen, 2022 Umag, 2023 Montpellier, Masters 1000 Toronto, Peking, Wien, 2024 Melbourne, Rotterdam, Masters 1000 Miami, Halle, Masters 1000 Cincinnati, US Open, Masters 1000 Shanghai, ATP-Finals

Sowie fünf Finali

Davis-Titel mit Italien 2023 und 2024

Besonderheiten:

– Mit nun drei Major-Titeln erfolgreichster italienischer Tennisspieler bei Männern und Frauen

– wuchs in Sexten in Südtirol auf und war in seiner Jugend auch ein ausgezeichneter Skifahrer.

Bezirk: Pustertal

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