Von: ka
Innichen – Der 25-Jährige aus Bassano del Grappa setzt sich von der Fluchtgruppe ab, zieht bei den Bergwertungen am Furkelpass und am Vierschachberg solo weg und feiert bei der dritten Etappe der Tour of the Alps seinen ersten Profisieg. In der Gesamtwertung ändert sich wenig; Hindley gewinnt den Sprint der Verfolger. Morgen führt die Strecke nach Obertilliach über Sexten, dem Heimatort von Jannik Sinner. Liveübertragung ab 13:30 Uhr auf Eurosport, Raisport und ORF
Die Tour of the Alps bleibt ein Garant für Spannung, Überraschungen und Fahrer, die sich nie mit einem vorhersehbaren Ausgang zufriedengeben. So wie Marco Frigo, der 25-Jährige aus Bassano del Grappa, der am Mittwoch, 23. April, die dritte Etappe – komplett auf Südtiroler Boden – über 145,5 Kilometer von Sterzing-Ratschings nach Innichen für sich entschied.
Bereits ab Kilometer 18 im Angriff, zunächst als Teil einer größeren Ausreißergruppe, setzte sich Frigo spätestens ab dem Anstieg nach Untermoi solo ab. Sowohl auf den Rampen des Furkelpasses als auch auf dem ansteigenden Toblacher Feld baute er seinen Vorsprung aus. Der Fahrer des Teams Israel–Premier Tech konnte dem herannahenden Feld sowohl am Gipfel des Vierschachbergs als auch in der anschließenden Abfahrt standhalten und rettete 19 Sekunden Vorsprung ins Ziel von Innichen. Für den Venetier ist es der erste Sieg in der Profilaufbahn.
Unter den Favoriten der Gesamtwertung herrschte hingegen Gleichstand: Der Australier Michael Storer (Tudor Pro Cycling Team) verteidigte das Grüne Melinda-Trikot souverän – nicht zuletzt dank der Unterstützung seines Teamkollegen Florian Stork, der Teil der Fluchtgruppe war. Am Anstieg zum Vierschachberg versuchte sich der junge US-Amerikaner Riccitello (Israel–Premier Tech) mit einer Attacke, doch diese wurde rasch vom Feld im Grünen Trikot neutralisiert. Den Sprint dieser Gruppe gewann Jay Hindley (Red Bull–BORA–Hansgrohe) vor dem Kanadier Derek Gee (Israel–Premier Tech) und Giulio Ciccone (Lidl–Trek).
FRIGO – EIN LEBEN AUF DER FLUCHT
„Wir wussten, dass sich die heutige Etappe gut für eine frühe Attacke eignen würde. Es war wichtig, aufmerksam zu sein und in die richtige Gruppe zu kommen“, erzählte Marco Frigo im Ziel. „Die Ausreißergruppe war sehr groß, aber ich war fest entschlossen, es alleine zu versuchen, sobald sich eine Gelegenheit bieten würde. Letztes Jahr habe ich bei der Vuelta eine Etappe verloren, weil ich gezögert habe, und in den vergangenen Tagen hatte ich etwas mit den Tempowechseln zu kämpfen. Meine beste Option war, allein anzugreifen und mein eigenes Tempo zu fahren – das entspricht am ehesten meinen Stärken und gibt mir die größte Chance auf den Sieg.“
„Vielleicht habe ich nicht den Körperbau eines klassischen Kletterers, aber ich habe die Mentalität eines Kämpfers, der niemals aufgibt. Deshalb bin ich am Berg stark: Auf längeren Anstiegen kann ich meinen eigenen Rhythmus finden. Ich hoffe, künftig auch in kurzen Rundfahrten einmal um den Sieg in der Gesamtwertung fahren zu können. Ich muss mich noch verbessern, aber ich bin auf dem richtigen Weg.“
„Der Vergleich mit Alessandro De Marchi? Ich hoffe, eine ähnliche Karriere wie er zu haben – in seine Fußstapfen zu treten, wäre eine Ehre. Wir sind eine Saison lang gemeinsam im Team gefahren. Er hat mir viel beigebracht, ist ein großartiger Fahrer und ein wunderbarer Mensch.“
STORER: „BEI DER #TOTA IN DER BESTEN FORM MEINER KARRIERE“
„Die heutige Etappe verlief genauso, wie wir es geplant und mit unseren Sportlichen Leitern abgestimmt hatten“, kommentierte Michael Storer, der nach drei Etappen die Gesamtführung der Tour of the Alps innehat. „Es war wichtig, Kräfte zu sparen – besonders für die nächsten beiden Etappen, die taktisch sehr offen sind. Wir befinden uns in einer guten Ausgangslage, der Vorsprung ist intakt. Jetzt gilt es, dieses kleine Polster zu verteidigen. Für mich persönlich kann ich sagen: Ich bin in der besten Form meiner Karriere. Diese möchte ich nun auch nutzen.“
Felix Gall: “Es war heute im Finale oder generell ein sehr kontrollierter Tag. Es war ein großer Kampf für die Fluchtgruppe. Es war dann im Finale eigentlich für alle Teams dann gleich, es hat niemand wirklich was probiert. Es war dann für alle okay. Der Etappensieg ist dann aus der Fluchtgruppe gekommen und von dem her war es dann hinten etwas ruhiger. Ich habe dann kurz probiert, dann zum Schluss vom Anstieg. Es war dann aber doch sehr stressig in der Abfahrt. Es war extrem technisch und sehr herausfordernd, dann das Hinterrad zu halten. Aber ja, wäre natürlich von Vorteil gewesen, wenn ich dann im Sprint noch eine Bonussekunde holen hätte können, aber ich bin in der gleichen Zeit ins Ziel gekommen. Für mich war es heute wichtig, nachdem ich mich gestern nicht zu 100% super gefühlt habe, dass ich heute wieder ein gutes Gefühl habe, dass ich keine Zeit verliere und voller Fokus jetzt auf die nächsten zwei Etappen, vor allem morgen. Obertilliach ist, glaube ich, eine sehr schöne Zielankunft, eine schwere Etappe und ich freue mich jetzt auf meine zwei Heimatetappen”.
DAS RENNEN
Der Startschuss fiel um 10:30 Uhr in Sterzing/Ratschings. Schon auf den ersten Kilometern wurde ein hohes Tempo angeschlagen – viele Teams suchten ihre Chance in der Flucht, denn das Profil des Tages lud zu mutigen Attacken ein.
Nach 18 Kilometern mit zahlreichen Attacken und Gegenangriffen eröffnete Zoccarato (Polti–VisitMalta) die entscheidende Fluchtbewegung. Binnen weniger Kilometer formierte sich eine 21-köpfige Spitzengruppe mit namhaften Fahrern wie Kämna (Lidl–Trek), dem GPM-Führenden Pickering (Bahrain Victorious), Hamilton (Picnic–PostNL), Wandahl, Zwiehoff und Jasch (Red Bull–BORA–hansgrohe), De Marchi (Jayco AlUla), August (Ineos Grenadiers), Prodhomme (Decathlon–AG2R La Mondiale), Valgren (EF Education–EasyPost), Frigo (Israel–Premier Tech), Stork (Tudor), Pinarello, Tarozzi (VF Group–Bardiani CSF–Faizanè), sowie Zoccarato, Davide Bais, Muñoz (Polti–VisitMalta), Stehli (Team Vorarlberg), Garibbo, Raccani (JCL Team Ukyo) und Paumann (Österreich).
Wegen der Präsenz von Florian Stork – Teamkollege des Führenden Michael Storer und nur 1:09 Minuten hinter ihm – sah sich Lidl–Trek gezwungen, die Verfolgung zu organisieren. Über viele Kilometer hielten sie den Rückstand auf etwa 1:20 Minuten konstant.
Auf dem Anstieg nach Untermoi fielen Stehli und Paumann früh zurück, während Hugh Carthy (EF Education–EasyPost) aus dem Hauptfeld heraus attackierte und zur Spitze aufschloss. Doch auf den letzten Rampen hinauf nach Untermoi wagte Marco Frigo seine Solo-Attacke – und die sollte sich auszahlen. Auch den gefürchteten Furkelpass bewältigte er souverän und konnte seinen Vorsprung weiter ausbauen. Auf der Passhöhe lag Frigo 44 Sekunden vor Pickering, 1:30 Minuten vor einer Gruppe mit Hamilton, Wandahl, Jasch, August, Prodhomme, Carthy, Stork, Tarozzi und Raccani sowie 2:30 Minuten vor dem Feld um das Grüne Trikot von Storer.
Nach dem ersten Durchfahren des Zielortes Innichen begann das Hauptfeld mit der systematischen Verfolgung. Es gelang ihnen, alle Ausreißer bis auf Frigo einzuholen. Der Solist konnte im Zentrum von Innichen bereits mit erhobenen Armen jubeln – sein erster Profisieg war perfekt. Den einzigen nennenswerten Versuch, ihn noch einzuholen, unternahm sein Teamkollege Riccitello, jedoch erfolglos, er wurde am Vierschachberg wieder gestellt. Im Sprint der Verfolger setzte sich Jay Hindley vor dem Kanadier Derek Gee, dem Italiener Giulio Ciccone und dem Briten Max Poole durch. Michael Storer erreichte als Achter das Ziel.
Der Osttiroler Felix Gall belegte Rang 16, ebenfalls in der Gruppe des Gesamtführenden. Vor dem morgigen Finale auf heimischem Terrain liegt er in der Gesamtwertung auf Platz fünf, mit einem Rückstand von 45 Sekunden auf Storer.
Die heutige Etappe zählte zudem für die „Coppa Italia delle Regioni“.
DIE FÜHRUNGSTRIKOTS
Grünes Trikot Melinda – Gesamtwertung: Michael Storer (Tudor Cycling Team)
Blaues Trikot Cassa Centrale Banca – Bergwertung: Xavier Pickering (Bahrain Victorious)
Rotes Trikot Würth – Punktewertung: Giulio Ciccone (LIDL-Trek)
Weißes Trikot Forst – Bester Jungprofi: Paul Seixas (Decathlon-AG2R)
Schwarzes Trikot BAZR – Ausreißer-König: Koen Bouwman (Team Jayco Alula)
MORGEN KOMMT DIE #TOTA NACH OBERTILLIACH (MIT ZWISCHENSTOPP IN SINNERS HEIMAT)
Am morgigen Donnerstag, 24. April, startet die vierte Etappe der Tour of the Alps in Sillian in Osttirol, unweit der italienischen Grenze. Mit 162,7 Kilometern gilt sie auf dem Papier als die anspruchsvollste Etappe der Rundfahrt. Sie endet in Obertilliach.
Nach dem Start in Sillian führt die Strecke zunächst zurück nach Italien, wo der Anstieg zum Misurinasee auf das Peloton wartet. Es folgt eine lange Abfahrt, die direkt in den schweren Anstieg zum Passo Sant’Antonio mündet. Anschließend steht der gut fahrbare Kreugbergpass auf dem Programm. In der darauffolgenden Abfahrt passiert das Rennen auch Sexten, den Heimatort des Tennis-Weltranglistenersten Jannik Sinner, bevor es wieder nach Osttirol zurückgeht. Dort erwartet die Fahrer ein fordernder Finalabschnitt: Auf den Anstieg nach Anras folgen in schneller Abfolge die Steigung nach Tessenberg und der Kartitscher Sattel, dessen Mittelteil ein regelrechter „Mauer“-Anstieg ist. Die letzte Bergwertung wird sieben Kilometer vor dem Ziel erreicht, ehe die Strecke hinunter nach Obertilliach führt.
Die letzten drei Kilometer verlaufen auf einer relativ breiten Straße mit leichter Abfahrt bis zum letzten Kilometer. Direkt nach dem Biathlonzentrum steigt die Strecke dann erneut an – mit vier bis fünf Prozent – bis ins Ortszentrum von Obertilliach.
DIE TOUR OF THE ALPS IM TV
Die vierte Etappe der Tour of the Alps wird live in Italien auf RaiSport und Eurosport sowie in Österreich auf ORF und Eurosport übertragen und zwar jeweils von 13:30 bis 15:30 Uhr.
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