Morgen steht der Furkelpass auf dem Programm

Tour of the Alps: In Sterzing-Ratschings feiert Storer

Dienstag, 22. April 2025 | 19:50 Uhr

Von: ka

Sterzing – Auf der zweiten Etappe der Tour of the Alps in Südtirol attackierte der Australier am Anstieg nach Obertelfes und sicherte sich sowohl den Etappensieg als auch das Grüne Melinda-Trikot des Gesamtführenden. Hinter ihm folgten die Franzosen Seixas und Bardet. Auch Ciccone, Fünfter, kam mit der ersten Verfolgergruppe ins Ziel, zusammen mit Hindley und Gall. Magenprobleme zwangen Tiberi zum Aufgeben. Morgen steht der Furkelpass in der rein südtirolerischen Etappe mit Ziel in Innichen auf dem Programm

Dass zwischen Michael Storer und der Tour of the Alps eine besondere Verbindung besteht, war bereits im April 2022 deutlich geworden. Damals endete das Rennen ebenfalls in Lienz, und der Australier belegte hinter Romain Bardet einen hervorragenden zweiten Platz in der Gesamtwertung.

Am Dienstag, 22. April, krönte Storer nun auf der zweiten Etappe – 178 Kilometer von Mezzolombardo im Trentino bis nach Sterzing in Südtirol – seinen Tag mit Herz, Mut und einem plötzlichen Angriff am kurzen, aber anspruchsvollen Anstieg nach Obertelfes. Er ließ die Konkurrenz regelrecht erstarren, die mit 41 Sekunden Rückstand ins Ziel kam.

Josef Vaishar

Für den 28-jährigen aus Perth (Australien), der seit sechs Jahren in Italien lebt und den „Bel paese“ ins Herz geschlossen hat (wie sein hervorragendes Italienisch in der Pressekonferenz zeigte), war es ein beeindruckender Solosieg – und vor allem bedeutete er das Grüne Melinda-Trikots für Gesamtführung bei der Tour of the Alps. Diese Führung gilt es nun für den Fahrer des Tudor Pro Cycling Teams gegen die Angriffe der weiteren Podiumsanwärter bis Lienz zu verteidigen.

Im Sprint um Platz zwei setzte sich der talentierte junge Franzose Paul Seixas (Decathlon-Ag2R), bereits Dritter in San Lorenzo Dorsino, gegen seinen erfahreneren Landsmann Romain Bardet (Picnic-PostNL) durch. Vierter und bester Italiener wurde Davide Piganzoli (Polti-VisitMalta), vor dem Sieger des Vortages, Giulio Ciccone (Lidl-Trek) auf Rang fünf, Jai Hindley (RedBull-BORA) auf sechs und dem Tiroler Felix Gall (Decathlon-Ag2R) auf sieben.

Josef Vaishar

In der Gesamtwertung führt nun Storer mit 41 Sekunden Vorsprung auf Seixas und Ciccone. Es folgen Gall mit 45 Sekunden Rückstand, Bardet mit 47 und Hindley mit 51 Sekunden. Dagegen musste Antonio Tiberi (Bahrain-Victorious), einer der Favoriten auf das Grüne Trikot, seine Ambitionen wegen anhaltender Magenprobleme aufgeben. Er stieg aus dem Etappenrennen aus.

DIE WORTE DES SIEGERS

„Ich bin heute Morgen mit dem Plan gestartet, am letzten Anstieg anzugreifen, wollte aber zuerst sehen, ob ich die Beine dazu habe“, erklärte Storer nach dem Rennen. „Beim ersten Antritt merkte ich, dass ich gut drauf bin, und beim zweiten wusste ich, dass ich etwas mehr habe als die anderen.“

„Das ist definitiv mein bester Saisonstart überhaupt – mit einem Etappensieg bei Paris-Nizza und jetzt hier bei der Tour of the Alps. Der Rückhalt meines Teams macht einen riesigen Unterschied: Wir haben hart gearbeitet, um auf diesen Moment vorbereitet zu sein, und heute hat sich diese Arbeit ausgezahlt.“

„Dieser Sieg bei der Tour of the Alps gibt mir viel Selbstvertrauen: Ich habe das Gefühl, dass ich den besten Kletterern immer näherkomme und das will ich in den kommenden Wochen beweisen. Natürlich wird es jetzt ernst: Alle Teams werden versuchen, uns anzugreifen, und jeder Fahrer in den Top Ten hat Chancen auf den Gesamtsieg. Es warten intensive Tage auf uns, aber ich habe 41 Sekunden Vorsprung. Kein riesiger Abstand, aber deutlich besser, als diese Sekunden aufholen zu müssen.“

Luca Matassoni

Felix Gall: “Es war dann ein sehr schnelles und hartes Finale. Es hat heute richtig Spaß gemacht, mit so einem starken Team Rennen zu fahren. Wir haben dann versucht, das Rennen schwer zu machen im Finale, was uns dann auch gelungen ist. Mir hat dann im Finale am letzten Anstieg der Punch ein bisschen gefehlt, die letzten paar Watt. Ich habe mich nicht ganz so wohlgefühlt heute. Aber es war immer noch ein guter Tag und vor allem eine sehr starke Teamleistung. Es sind ja noch drei Tage”,

DAS RENNEN 

Unmittelbar nach dem Start in Mezzolombardo, bei Kilometer 1, griffen Koen Bouwman (Jayco-AlUla) und Lukas Meiler (Team Vorarlberg) an, bald darauf schloss sich ihnen Fran Miholjevic (Bahrain) an.

Die erste Hälfte der längsten Etappe mit dem größten Höhenunterschied dieser Tour of the Alps (3.750 Höhenmeter) forderte ihren Tribut – sowohl bei den Ausreißern, die bei Kilometer 72 Meiler verloren, als auch bei den Verfolgern. Das Team Lidl-Trek übernahm die Kontrolle im Feld und ließ dem Trio an der Spitze nie mehr als fünf Minuten Vorsprung – diese wurden bei Kilometer 86 erreicht.

Luca Matassoni

Beim Durchfahren des Tunnels kurz vor Brixen kam es zu einem folgenschweren Sturz an der Spitze des Feldes: Salvatore Puccio (INEOS Grenadiers) erlitt einen Bruch der linken Speiche und musste das Rennen beenden. Kurz darauf erwischte es auch Antonio Tiberi, den Hoffnungsträger des Teams Bahrain Victorious, der bereits seit dem ersten Renntag mit Magenproblemen zu kämpfen hatte.

Das Spitzenduo wurde etwa 50 Kilometer vor dem Ziel gestellt – beim ersten Durchfahren des Ziels in Sterzing-Ratschings und vor den beiden finalen Runden mit dem Anstieg nach Obertelfes (4,2 km bei 7 %). Beim ersten Anstieg machten zunächst Polti-VisitMalta und dann Decathlon-AG2R Mondiale, verzichteten aber auf eine Attacke nach dem Gipfel, was das Zurückkommen zurückgefallener Fahrer begünstigte.

Die eigentliche Selektion folgte im zweiten Anstieg: Ein Doppelschlag von Decathlon, erst durch Gall, dann Seixas, sprengte das Feld. Dann folgte der Konter von Storer, der sich mit Gall, Seixas und Ciccone absetzte, während Hindley seinen Rhythmus fuhr und nicht auf die Attacken reagierte.

Luca Matassoni

Doch Storer war nicht zufrieden mit dieser ersten Selektion und setzte den entscheidenden Angriff. Mit zehn Sekunden Vorsprung erreichte der Australier den höchsten Punkt und stürzte sich entschlossen in die Abfahrt, während sich die Verfolgergruppe um Seixas, Bardet, Piganzoli, Ciccone, Hindley, Gall, Caruso und Cepeda nicht auf eine gemeinsame Verfolgung verständigen konnte und wertvolle Sekunden verlor. So kam Storer am Ziel in Sterzing-Ratschings als Solist an und feierte einen der größten Siege seiner Karriere.

DIE FÜHRUNGSTRIKOTS

Grünes Trikot Melinda – Gesamtwertung: Michael Storer (Tudor Cycling Team)
Blaues Trikot Cassa Centrale Banca – Bergwertung: Xavier Pickering (Bahrain Victorious)
Rotes Trikot Würth – Punktewertung: Giulio Ciccone (LIDL-Trek)
Weißes Trikot Forst – Bester Jungprofi: Paul Seixas (Decathlon-AG2R)
Schwarzes Trikot BAZR – Ausreißer-König: Koen Bouwman (Team Jayco Alula)

Sprint Cycling Agency

 MORGEN: DER FURKELPASS IN DER ETAPPE STERZING/RATSCHINGS – INNICHEN 

Die dritte Etappe am Mittwoch, 23. April – vollständig in Südtirol – führt über 145,5 Kilometer von Sterzing nach Innichen. Der Startabschnitt wird schnell, begünstigt durch die ersten 55 flachen Kilometer. Danach aber geht es steil bergauf und zwar deutlich.
Zunächst wartet der erstmals im Rahmen der Tour of the Alps befahrene Anstieg nach Untermoi. Die anschließende, breite und flüssig zu fahrende Abfahrt führt das Feld ins Tal und zum Beginn des Furkelpasses – dem „Königsanstieg“ des Pustertals, bekannt für Steigungsprozente im zweistelligen Bereich, die vor allem reinen Bergfahrern in die Karten spielen.

Nach der Abfahrt vom Furkelpass führt die Strecke erneut ins Tal und unter dem Zielbogen in Innichen hindurch. Das Finale wird auf einem 21 Kilometer langen Rundkurs entschieden, der den Anstieg zum Vierschachberg enthält – fünf anspruchsvolle Kilometer bergauf, gefolgt von einer sehr technischen Abfahrt: die letzte Gelegenheit für Ausreißer oder Favoriten, einen Angriff auf den Tagessieg zu starten.

IN MEZZOLOMBARDO: EIN APPELL FÜR DIE SICHERHEIT UND EIN TRIBUT AN SARA PIFFER

Der Vormittag war geprägt von Emotionen, Erinnerung und dem Einsatz für mehr Sicherheit auf den Straßen, mit einer Gedenkzeremonie für Sara Piffer, eine junge Radsportlerin aus Palù di Giovo im Trentino, die im Januar im Alter von nur 19 Jahren bei einem Trainingsunfall ums Leben kam.

An der Zeremonie nahm auch Marco Scarponi teil – am achten Todestag seines unvergessenen Bruders Michele, dem ersten Etappensieger der Tour of the Alps im Jahr 2017 in Innsbruck. Ebenfalls anwesend waren führende Persönlichkeiten aus dem Trentino: Landeshauptmann Maurizio Fugatti, seine Stellvertreterin Francesca Gerosa, der Präsident des italienischen Radsportverbands Cordiano Dagnoni, der Präsident der Profi-Radsportliga Roberto Pella und FCI-Trentino-Präsident Renato Beber.

DIE TOUR OF THE ALPS IM FERNSEHEN

Morgen, am Mittwoch, 23. April, wird die dritte Etappe der Tour of the Alps in Italien live auf RaiSport und Eurosport von 12:30 bis 14:30 Uhr übertragen.

Bezirk: Wipptal

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