Tournee als rot-weiß-rote Angelegenheit

Tournee-Finale als enger Dreikampf in rot-weiß-rot

Sonntag, 05. Januar 2025 | 10:26 Uhr

Von: apa

Der Schlussakt der von den Österreichern beherrschten Vierschanzen-Tournee bietet durch den knappsten Abstand der Geschichte zwischen den Top 3 enorm viel Spannung. Stefan Kraft geht nach seinem Bergisel-Triumph am Montag in Bischofshofen mit hauchdünnem Vorsprung auf Jan Hörl und Daniel Tschofenig ins Dreikönigsspringen. Die internationale Konkurrenz ist endgültig abgehängt. Der goldene Adler für den ersten ÖSV-Sieg seit 2015 liegt für drei Kandidaten also abholbereit.

Vor zehn Jahren hieß der Tournee-Sieger Kraft, der Salzburger triumphierte beim Abschlussbewerb in seiner Salzburger Heimat im Vorjahr und wurde noch Gesamtdritter. Bei der aktuellen Auflage degradieren er und seine Teamkollegen die anderen Nationen zu Statisten. Nicht nur die drei bisherigen Tagessiege, sondern auch acht der möglichen neun Podestplätze gingen an die ÖSV-Adler. Lediglich Gregor Deschwanden störte in Garmisch als Zweiter das rot-weiß-rote Bild. Der Schweizer ist es auch, der im Gesamtklassement als Vierter den Österreichern am nächsten folgt. Sein Rückstand auf Kraft beträgt aber bereits satte 23,8 Punkte.

Kleinigkeiten werden entscheiden

Kraft und Tschofenig trennen hingegen nur 1,3 Punkte. Der bisher knappste Abstand zwischen dem Ersten und Dritten vor dem Finale betrug 1955 viereinhalb Punkte. “Es gibt keinen Favoriten, da entscheiden jetzt ein paar Kleinigkeiten. Wir werden sehen, wer sich traut, viel zu riskieren”, sagte Kraft vor dem Showdown, der auch zum Nervenkrimi wird. “Wir sind alle nervös, aber wir machen uns gegenseitig locker, darum werden wir auch einen Schmäh haben.”

Für Kraft sprechen seine Erfolgsbilanz, Routine und ansteigende Form samt der Euphorie des ersten Bergisel-Triumphs. “Der zweite Sprung in Innsbruck war richtig geil. Es waren von sechs Sprüngen drei richtige Raketen und davon werde ich in Bischofshofen noch mindestens eine brauchen”, sagte Kraft zur APA. Der 31-Jährige würde den erhofften Sieg auch seinen Teamkollegen gönnen. “Der Beste soll vorne sein. Wenn das nicht ich bin, werde ich traurig sein, aber dann waren sie besser und ich kann voll damit leben.”

Finalschanze für Hörl eine Hassliebe

Hörl musste am Bergisel seine Halbzeitführung noch an Kraft abgeben, in der Tournee-Wertung ist aber alles offen. “Es wird spannend und sicher ein geiler Fight”, sagte Hörl. Um Kraft und Tschofenig in Schach zu halten, müsse aber sehr viel zusammenpassen. Als Mitglied des SC Bischofshofen steht der 26-Jährige vor einem echten Heimbewerb. “Ich habe noch ein Rechnung mit der Schanze offen aus dem Vorjahr (Anm.: 10. Platz). Sie ist zur Hassliebe geworden, in den letzten zwei, drei Jahren habe ich aber gute Erfolge feiern können und war schon einmal Dritter.”

Der in Innsbruck als Tournee-Spitzenreiter abgelöste Tschofenig kam auf der Außerleitner-Schanze noch nicht ins Spitzenfeld. In seiner aktuellen Topverfassung sei das aber nebensächlich, so der Kärntner. Die knappen Abstände an der Spitze bezeichnete der 22-Jährige als abartig. “Das ist vollkommen genial, es wird sicher knapp hergehen.”

ÖSV-Triplesieg greifbar

Durch den großen Abstand zur internationalen Konkurrenz kann den insgesamt dritten Dreifach-Gesamterfolg nach 1975 und 2012 wohl nur noch Kapriolen wie der prognostizierte Starkwind verhindern. “Es ist eine Mega-Ausgangsposition für uns. Die drei werden es hoffentlich unter sich ausmachen”, sagte ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher. Einen Siegertipp für das Finale vor 18.000 erwarteten Fans habe er nicht. “Kraft taugt es vor so vielen Leuten und er hat das schon einige Male miterlebt. Aber man wird die zwei Jüngeren auf keinen Fall unterschätzen dürfen, sie werden sich hundertprozentig enorm matchen.” Unheimlich ist Stecher die erdrückende Dominanz nicht. “Wenn Erfolg da ist, kann es nicht unheimlich genug sein. Es ist einfach wunderschön.”

Teamtrainer Andreas Widhölzl ist ebenfalls gespannt. “Wir haben in Innsbruck noch einen draufgesetzt. Beim Finale wird die Tagesform entscheidend sein. Sie machen es sich untereinander aus, sind gut aufgestellt und wissen, dass ihnen Bischofshofen taugt. Möge der Beste gewinnen.”

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