Von: apa
Österreichs Frauen-Fußball-Nationalteam steht in der EM-Quali vor einem richtungsweisenden Doppel gegen Island. Am Freitag (18.00 Uhr/live ORF 1) in Ried und am Dienstag in Reykjavik könnte im Kampf um einen Top-Zwei-Platz in der Gruppe A4 mehr als die halbe Miete eingefahren werden. “Mental sehen die Spielerinnen die große Chance, dass wir mit vier bis sechs Punkten einen Riesenschritt in Richtung direkte Qualifikation machen können”, sagte ÖFB-Teamchefin Irene Fuhrmann.
Auch Kapitänin Sarah Puntigam hat das im Kopf. “Natürlich ist uns das bewusst, dass Island wahrscheinlich der Konkurrent um den zweiten Platz ist. Wenn wir da mit vier oder sechs Punkten rausgehen, macht es das für uns um vieles einfacher, dann muss man nicht herumrechnen”, gab die US-Legionärin, die den Jetlag einmal mehr gut weggesteckt hat, zu Protokoll. Aktuell liegt ihr Team bei Punktegleichheit aufgrund eines mehr geschossenen Tores vor den Isländerinnen und drei Zähler hinter dem makellosen Leader Deutschland auf Rang zwei.
Im FIFA-Ranking liegt die Truppe von Thorsteinn Halldorsson als 15. vor den auf Position 17 rangierenden Österreicherinnen. “Ich sehe uns auf Augenhöhe, es liegt an der Tagesverfassung. Wir haben uns als Team enorm weiterentwickelt. Wenn wir unsere Qualität auf den Platz bringen, haben wir die Möglichkeit Ried als Sieger zu verlassen”, verlautete Fuhrmann. Die Isländerinnen haben gegen Deutschland 1:3 verloren und davor Polen mit 3:0 bezwungen. Die ÖFB-Auswahl ließ dem knappen Auftakt-2:3 gegen die DFB-Truppe ein 3:1 in Polen folgen.
Schlüsselspielerin bei den Gästen ist Wolfsburg-Stürmerin Sveindis Jonsdottir. “Wenn wir sie nicht im Griff haben, haben wir ein großes Problem”, ist sich Fuhrmann bewusst. Die Wienerin stellte ihr Team auf einen physisch sehr starken Gegner ein. “Rein spielerisch sehe ich uns über Island, aber ein entscheidender Punkt wird auch die Zweikampfstatistik sein”, sagte die ÖFB-Teamchefin. Das schnörkellose Spiel der Isländerinnen und ihre Vertikalität könne eine Riesengefahr darstellen. “Da gilt es handlungsschnell zu sein.”
Ihre Startformation hat sie im Kopf, fraglich ist mit der am Knöchel angeschlagenen Claudia Wenger nur eine Akteurin, die für die erste Elf nicht eingeplant ist. Spielerinnen wie Sarah Zadrazil, die eine intensive Saison hinter sich haben, müssen noch einmal die Zähne zusammenbeißen. Dosiertes Training sei daher dieser Tage wichtig. “Ich bin aber zuversichtlich, dass wir über die beiden Spiele die Akkus voll haben”, sagte Fuhrmann. Viele hatten vor dem Lehrgang eine freie Woche. “So eine Zwischenwoche kann guttun, muss aber nicht.” Leichte Verkühlungen seien da gewesen, habe man aber in den Griff bekommen.
“Noch nicht bereit für 90 Minuten” sei die nach einem Kreuzbandriss wieder fitte Rechtsverteidigerin Laura Wienroither. Ein wichtiger Faktor könnte wie auch zuletzt in Linz die Unterstützung von den Rängen darstellen. “Wenn wir es schaffen eine ordentliche Performance auf den Platz zu bringen, dann werden die Zuschauer mitgehen und das kann ein guter Impact sein”, erläuterte Fuhrmann. 3.500 Tickets waren verkauft, knapp 400 noch zu haben.
Am 18. Juli 2023 hatte sich Island im zuvor einzigen direkten Duell auf österreichischem Boden in Wiener Neustadt in einem Test dank eines späten Treffers mit 1:0 durchgesetzt. “Da hat man ihren enormen Willen gesehen”, sagte Fuhrmann. Die Partie hatte damals unter komplett anderen Voraussetzungen und mit einer stark ersatzgeschwächten ÖFB-Truppe stattgefunden. Auch deshalb habe die Partie in der Vorbereitung keine Rolle gespielt.
Genauso wie auch das souveräne 3:0 Österreichs im letzten Gruppenspiel 2017 bei der EM in den Niederlanden. “Die Spielerinnen, die damals dabei waren, werden es sicher im Hinterkopf haben”, meinte Fuhrmann. Puntigam konnte das bestätigen: “Wir wissen, dass wir sie schon einmal in einem wichtigen Spiel geschlagen haben. Ich hoffe, dass wir nach dem Spiel wieder mit unseren Fans feiern können.”