Von: mk
Meran – Diese Ausstellung ist ein Gemeinschaftsprojekt der Vereinigung Südtiroler Berufsfotografen und findet großen Anklang bei Patienten und Besuchern des Krankenhauses Meran. Fotografien von 100-Jährigen erzählen deren Geschichte und sind noch bis zum 1. Oktober 2019 im Hochparterre des Krankenhauses Meran zu sehen.
100 Jahre – im Vergleich zur Geschichte der Menschheit sind das weniger als eine Nano-Sekunde, für ein Menschenleben hingegen eine lange Zeit. Wer heute 100 Jahre zählt und in Südtirol lebt, hat nicht nur einen Krieg (den zweiten Weltkrieg) erlebt, sondern auch zwei Nachkriegszeiten, zwei Arten von Diktatur, den Faschismus und den Nazismus, die Option, die einen tiefen Keil durch die Südtiroler Gesellschaft und durch Familien gezogen hat und über 70 Jahre Frieden.
Wer 100 Jahre in Südtirol gelebt hat, ist im Gaslampenlicht aufgewachsen und hat den Beginn der allgemeinen Stromversorgung miterlebt. Wer heute 100 Jahre alt ist, kennt noch das Telegraphenamt, die Zeit ohne Telefon, das (Dorf-)Telefon im Gasthaus, die Verbindung über die nette Dame vom Amt, große schwarze Telefone aus Bakelit mit Wählscheibe, und schüttelt wahrscheinlich nur den Kopf über die Urenkel mit Smartphone, Facebook und Whatsapp.
Wer heute 100 Jahre alt ist, schrieb noch Briefe mit der Füllfeder oder der Schreibmaschine. Die Jahre und Erfahrungen haben Spuren hinterlassen in den Gesichtern der Südtiroler 100-Jährigen, die die Südtiroler Berufsfotografen im ganzen Land fotografiert haben, deren Geschichten sie sich haben erzählen lassen. Geschichten von Armut, von Familie, von Tradition und von Aufbrüchen. Auch ohne Worte erzählen diese Gesichter ihre Geschichten.
Aus dem Gemeinschaftsprojekt ist nun eine Ausstellung geworden. Jeder Fotograf hat sich den Hundertjährigen in der ihm ganz eigenen Art angenähert. Delikat und nicht aufdringlich, auf der Suche nach den Spuren des Lebens. Den Spuren der Leidenschaften, der Enttäuschungen, der Erfolge. Zusammen haben sie einer Epoche nachgespürt.