Von: mk
Meran – Ein Abend ganz im Zeichen der modernen psychiatrischen Betreuung zeigt am 14. Mai 2018 im psychiatrischen Rehabilitationszentrum „Haus Basaglia“ in Sinich auf, was Psychiatrie heute bedeutet. Ein Abend mit Film, Buchvorstellung und Diskussion – organisiert vom Psychiatrischen Dienst Meran in Zusammenarbeit mit den Vereinen Ariadne, Lichtung und dem Verlag Alfabeta-Collana 180.
Das „Basaglia-Gesetz“, benannt nach seinem Initiator, dem berühmten Psychiater Franco Basaglia, jährt sich heuer zum 40. Mal. Damit begann eine neue Ära in der psychiatrischen Versorgung in Italien, die auch den Rest der Welt wesentlich beeinflusste. „Das Gesetz sah vor, die großen psychiatrischen Anstalten – man erinnere sich an Pergine -, in denen Patienten zum Teil unter unwürdigen Bedingungen und ohne alle Rechte weggesperrt wurden, zu schließen und durch territoriale, wohnortnahe Dienste zu ersetzen“, erklärt die Primarin des Psychiatrischen Dienstes im Gesundheitsbezirk Meran, Verena Perwanger, die damalige Neuerung. Die Würde des Menschen, die Freiwilligkeit der Behandlung (mit nur wenigen, streng geregelten Ausnahmen für Zwangsmaßnahmen), die Berücksichtigung des sozialen und familiären Umfeldes bei der Behandlung – all das, was heute selbstverständlich scheint, war 1978 eine revolutionäre Veränderung.
„Basaglia öffnete die Türen, ließ die Mauern und die Anstalten abreißen – als Symbol für die Mauern in den Köpfen, die oft viel schwerer zu verändern sind. Denn immer noch ist die Angst, ‚verrückt zu sein‘ bei vielen Menschen groß und hindert sie daran, frühzeitig Hilfe zu suchen“, bedauert die Primarin. Viele Probleme sind die gleichen geblieben, einiges ist neu dazu gekommen: So stellen z.B. psychiatrische Behandlungen bei Migrationshintergrund oder Jugendgewalt neue Herausforderungen dar.
Diesen Themen will sich der Psychiatrische Dienst an diesem Jubiläumsabend stellen: Wie sieht es in Südtirol 40 Jahre nach der Psychiatriereform aus? Was hat sich getan? Wie soll die Entwicklung weitergehen? Der Abend selbst beginnt um 20:30 Uhr mit dem Dokumentarfilm in italienischer Sprache „La favola del serpente“, es folgt die Vorstellung des Buches „All’ombra dei ciliegi giapponesi – Gorizia 61“ von Antonio Slavic, selbst jahrelang Mitstreiter von Franco Basaglia. Abschließend folgt eine Diskussion mit Vertretern von Betroffenen, Angehörigen und Fachpersonen zum Thema. Für Verena Perwanger ist es eine Ehre, einen Jubiläumsabend ganz im Zeichen des großen Psychiaters Basaglia auszurichten, trägt doch das Rehabilitationszentrum in Sinich nicht ohne Grund dessen Namen: „Ich freue mich, wenn viele Leute die Gelegenheit nutzen, unsere Einrichtung und Philosophie kennen zu lernen. Es liegt mir viel daran, ein offenes Haus zu führen, das in die Gemeinschaft eingebunden ist. Nutzen Sie die Gelegenheit und besuchen Sie unseren Jubiläumsabend!“
Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.