Lanzilotta dirigiert das Haydn Orchester in Bozen und Meran

“Alle Frische der Jugend”

Mittwoch, 22. November 2023 | 14:13 Uhr

Von: luk

Bozen – Klassiker von Rachmaninoff und Strawinsky treffen auf neue Musik von Federico Gon: Francesco Lanzilotta dirigiert das Haydn Orchester in Bozen und Meran. Solist ist der Starpianist Michail Pletnëv

Am 28. November setzt das Haydn Orchester die Saison 2023/24 im Konzerthaus Bozen fort. Unter der Leitung von Francesco Lanzilotta spielt der regionale Klangkörper an diesem Abend das erste Klavierkonzert von Sergej Rachmaninow mit dem Ausnahmepianisten Michail Pletnëv und die Sinfonie in C-Dur von Igor Strawinsky. Darauf folgt die Uraufführung der von der Stiftung Haydn in Auftrag gegebenen „Festouvertüre“ des italienischen Komponisten Federico Gon. Das Konzert beginnt in Bozen um 20 Uhr und wird am 29. November in Trient (Auditorium, 20.30 Uhr) und am 30. November im Kursaal in Meran (20.00 Uhr) wiederholt.

Die Ursprünge des Ersten Klavierkonzerts von Rachmaninow reichen in die Jugendjahre des Komponisten zurück. Im Alter von etwa 16 Jahren verliebte sich er sich in seine Nachbarin Vera Skalon, jedoch blieb diese Liebe unerwidert, da die Familie der jungen Frau auch den brieflichen Kontakt der beiden Jugendlichen unterband. Die Liebe, der Schmerz und die Träume des jungen Musikers flossen so in sein erstes Klavierkonzert ein, das er 1891 nicht einmal 18-jährig schrieb. 1892 führte er den ersten Satz beim eigenen Klavierexamen am Moskauer Konservatorium auf. 1917 – während der Oktoberrevolution und vor seiner Emigration – revidierte Rachmaninow die Instrumentierung seines Opus 1. Das Ergebnis der Überarbeitung war ein Werk, das, wie es der Komponist selbst sagte, „alle Frische der Jugend“ in sich trug.

Igor Strawinskys C-Dur-Sinfonie entstand zwischen 1938 und 1940, einer schwierigen Phase in seinem Leben: In weniger als einem Jahr starben die Tochter, die Ehefrau und die Mutter des Komponisten. 1939 reiste Strawinsky für die Vorlesungsreihe „Poéthique musicale“ an der Harvard Universität in die USA und kehrte nach dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nicht mehr nach in seine Wahlheimat Frankreich zurück. So wurde eine Hälfte der C-Dur-Sinfonie diesseits des Atlantiks und die andere jenseits des Atlantiks geschrieben. Dennoch lässt die Komposition nichts von alledem durchklingen, was damals in Europa geschah, sondern präsentiert sich als eine sichere und freudvolle Insel der reinen musikalischen Abstraktion.

Das Konzert endet mit der Uraufführung der „Festouvertüre“ des Komponisten und Musikwissenschaftlers Federico Gon. Das Stück entstand im Auftrag der Stiftung Haydn von Bozen und Trient. Federico Gon: „Ausgehend vom thematischen Aufbau des Finales der „Londoner“ Sinfonie Nr. 104 durchläuft das Material eine Reihe von Variationen die dessen klangliche Gestalt durch formale und kontrapunktische Mittel – Choräle, Kanons, Fugen – verändern: die beste Art, Haydn, dem Meister der thematischen Ausarbeitung, zu huldigen“.

Als Sohn eines Musikerehepaares wurde der Ausnahmepianist, Dirigent und Komponist Michail Pletnëv 1957 im nordrussischen Archangelsk geboren. Mit 13 Jahren begann er ein intensives Klavierstudium. Als Einundzwanzigjähriger gewann er 1978 den Ersten Preis und die Goldmedaille beim Internationalen Tschaikowsky-Klavierwettbewerb in Moskau, gefolgt von einer ersten Aufnahme mit eigenen Transkriptionen von Werken Peter Tschaikowskys und Rodion Schdschedrins. 1989 verwirklichte Pletnëv einen lange gehegten Traum – und gründete mit dem Russischen National Orchester (RNO) ein von der staatlichen Kulturbürokratie unabhängiges Ensemble. Als Pianist tritt Pletnev heute regelmäßig in den Musikmetropolen der Welt auf. Seine CD-Aufnahmen wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter einem Grammy Award 2005 für die CD seiner eigenen Bearbeitung von Prokofjews Aschenputtel für zwei Klaviere, aufgenommen mit Martha Argerich. Er erhielt Grammy-Nominierungen für eine CD mit den Symphonischen Etüden von Schumann (2004) und für seine Aufnahme der Klavierkonzerte Nr. 3 von Rachmaninow und Prokofjew mit dem RNO und dem Dirigenten Mstislaw Rostropowitsch (2003). Sein Album mit den Klaviersonaten von Antonio Scarlatti (Virgin/EMI) wurde 1996 mit dem Gramophone Award ausgezeichnet.

Bezirk: Bozen