Festival für die regionale Performancekunst

Alps Move: Körper in Bewegung

Mittwoch, 13. September 2017 | 18:29 Uhr

Von: luk

 

Bozen – Alps Move, das Festival für die regionale Performancekunst steht vor der Tür: Zwischen Oktober und November 2017 lädt die Südtiroler Tanzkooperative zur 12. Ausgabe des Tanz-Theater-Festivals, das den Körper in Bewegung in den Mittelpunkt stellt.

Alps Move bringt den Körper in Bewegung auf Südtirols Bühnen! Auch in diesem Jahr bleibt Alps Move seiner Linie treu und gastiert in verschiedenen Lokalitäten, für die 12. Ausgabe sind dies: Lana, Meran, Brixen und Bozen. Auf dem Programm stehen zwischen 6. Oktober und 18. November 10 Aufführungen mit 14 zeitgenössischen Tanz- und Tanztheater-Produktionen und ein Workshop für Jugendliche. Ein Dank geht an die Förderpartner: Autonome Provinz Bozen, Region Trentino-Südtirol, die Gemeinden Lana, Meran, Bozen und Brixen sowie an Alperia und die Stiftung Südtiroler Sparkasse.

Das Tanztheaterfestival Alps Move wurde 2006 erstmals von der Südtiroler Tanzkooperative organisiert und macht es sich zur Aufgabe, dem lokalen zeitgenössischen Tanz und Bewegungstheater eine Stimme zu geben. Die Südtiroler Tanzkooperative will die Entwicklung dieser Kunstform sowie der heimischen Tanzszene aufbauen und fördern.

2017 ist es der kollektive Körper mit seinen Macht- und Strategiespielen, aber auch der individuelle Körper in seiner Vielfalt und Verletzbarkeit, der den roten Faden durch das Programm zieht. Wie sieht es aus mit unserer Zivilisation, unserer Leadership und deren Massenkultivierung? Wie groß ist das menschliche Potential in seiner Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit? Was passiert, wenn wir der Ästhetik schmelzender Eisdecken eines Gletschers beiwohnen? Wie fragil sind wir in der Konfrontation mit Krankheit oder Tod? Es sind existentielle Fragen, die großen Erschütterungen unserer Zeit, die unsere ChoreografInnen beschäftigen. Sie erzählen von Wandel, von Unruhe und Aufregung, die uns heimsucht, wenn die Dinge aus dem Lot geraten. Ist es nicht gerade dieser Zustand, der uns als Individuum und Gesellschaft wachsen lässt?

 

PROGRAMM: PREOPENING

Bevor das Festival am 12. Oktober offiziell beginnt, stehen im September und Anfang Oktober zwei Initiativen auf dem Programm, die „Lust“ auf mehr machen möchten: Zunächst die Straßentheaterperformance „Now – Tanz auf der Straße“ mit Riccardo Meneghini und Anastasia Kostner (IDEA – tanztheaterperformance), die Mitte September im Rahmen von „HAP“, der neuen Kulturinitiative der Gemeinde Bozen, in verschiedenen Stadtvierteln zu sehen ist und am 10. Oktober in der Fußgängerzone Am Gries in Lana und am 11. Oktober im Zentrum von Meran die Passanten überrascht. Der Tanz kehrt also an seinen Ursprungsort zurück und versucht, unter Einbindung von Gassen, Platzstrukturen und Fassaden, die kulturelle Alltäglichkeit des Geschehens dem Passanten näher zu bringen. Franz Weger läutet mit seinem interdisziplinären Projekt „Fratelli Cortinas“ am 6. Oktober (20 Uhr) als Pre-Opening die Aufführungsreihe im Raiffeisenhaus in Lana ein. Die Wiederaufnahme, die im letzten Jahr das Festival beendet hat, ist eine Begegnung von Musik, Theater und Tanz (Choreografie Franz Weger, Mariatullia Pedrotti, Regie Helga Walcher).

 

LANA – 12. + 13.10.17

Marion Sparber eröffnet somit offiziell mit zwei Produktionen die 11. Ausgabe von Alps Move. Sie zeigt am 12. Oktober um 20 Uhr im Raiffeisenhaus Lana ihre Choreografien “Impromptu” und “Shell Shock”, beide in italienischer Erstaufführung. Shell Shock ist eine Koproduktion mit dem Kari.Tanzhaus Kempten und beschäftigt sich mit unterschiedlichen Persönlichkeiten, ihren Skurrilitäten und Neurosen. In „Impromptu“ geht es, wie der Name schon vorweg nimmt, um Spontaneität und Improvisation – neben Marion Sparber selbst, stehen weitere drei Tänzer auf der Bühne.

 

Mit drei Kurzchoreografien von Sabine Raffeiner, Tania Ottavi und Yunjung Kim geht es am 13. Oktober (20 Uhr) im Raiffeisenhaus Lana weiter. Sabine Raiffeisen, dem Tanzpublikum als Tänzerin und Dozentin der Tanzschule Arabesque in Meran bekannt, beschäftigt sich in „Ich und Du“ mit den außerordentlichen Fähigkeiten des Menschen, aus schwierigen Situationen Kraft zu schöpfen – auf der Bühne dargestellt von Fosca Schiavo und Patrick Marini und Texten von Duridorecchio, gelesen von Paola Saccoman und Christina Khuen. Tania Ottavis Stück „Leader – Eine Frage der Perspektiven“ ist eine Auseinandersetzung mit den Themen Führung und Macht, auf die Bühne gebracht von acht Darstellern. Yunjung Kims Choreografie inspiriert sich am Phänomen der Gletscher und beschließt den Abend. Gemeinsam mit der Tänzerin Marion Dieterle präsentiert die Koreanerin die Uraufführung „Paper on the Water“, die auch zum Nachdenken anregen soll: Immer öfter wird die Harmonie zwischen Natur und Mensch vom Menschen selbst durch seine zerstörerischen Eingriffe untergraben.

 

MERAN 27. + 28.10.17

Mit einem der suggestivsten Aufführungsorte geht es am 27. und 28. Oktober in Meran weiter: Martina Marini präsentiert in der Villa Dolores (Laurinstraße) im Wohnatelier von Christian Martinelli ihre neue Arbeit „Panta Rhei“. Inhaltlich ist die Arbeit dem Tod gewidmet: Niemand spricht gerne darüber, doch ist er unser ständiger Begleiter – als Fluss, als Zyklus, aber auch als möglicher Neubeginn. Die Inszenierung führt durch mehrere Räumlichkeiten. Aufgrund der begrenzten Teilnehmerzahl ist die Anmeldung erwünscht – Aufführungen jeweils um 20 und um 21.30 Uhr.

 

BRIXEN 30.10. – 4.11.17

Von 30. Oktober bis 4. November steht in Brixen und in Zusammenarbeit mit dem Oberschulzentrum J.PH. Fallmerayer der Workshop „Wo härt das ich auf, wo fängt das Du an?“ auf dem Programm. Mittel- und Oberschüler haben dabei die Gelegenheit Text und Bewegung als künstlerische Ausdrucksform kennen zu lernen. Der Workshop wird vom Kollektiv TEXTKÖRPER geleitet, namentlich von Sarah Merler, Greta Pichler und Katharina Illnar und wird von der Gemeinde Brixen und der Familienagentur unterstützt (Infos und Anmeldung unter alspmove@gmail.com).

Am 4. November findet um 20.00 Uhr im Vinentinum Brixen die Abschlussaufführung statt; Im zweiten Teil des Abends präsentiert TEXTKÖRPER auch die Performance „Umrisse vom Ich oder Du“.

 

BOZEN 15. – 18.11.17

Mit zwei Abenden in Bozen endet die diesjährige Ausgabe von Alps Move. Am 15. November zieht der Tanz in die Räumlichkeiten des Merkantilgebäudes ein – einem neuen, suggestiven Aufführungsrahmen für den Tanz, der von der Handelskammer Bozen zur Verfügung gestellt wurde. Zunächst präsentiert die Lettin Santija Bieza, die seit vielen Jahren in Südtirol heimisch ist ihre neue Arbeit: Die Inszenierung „Delegating life – Experts of what, excatly?“ ist geprägt vom ästhetischen/ ethnischen Minimalismus und zeigt die Mechanismen „des Systems“ auf und wie diese unser Leben beeinflussen. Die Solokünstlerin geht dabei genauso auf intime wie offene Aspekte ein und stellt sich die Frage, wie sich die Zivilisation mit seinen Einschränkungen auf den individuellen und kollektiven Körper auswirkt.

Um den Körper geht es auch im zweiten Teil des Abends. Das Geschwisterpaar Claudia und Benjamin Tomasi zeigt „Plasm“ als choreografische, installative und musikalische Recherche. Die Beiden thematisieren die unsichtbaren und versteckten Prozesse und Muster des Körpers, seine Frequenzen und seine Interaktion mit der Umgebung.

 

Der letzte Aufführungsabend des diesjährigen Festivals führt am 17. November in das Stadttheater von Gries, wo die Arbeiten von drei Künstlern präsentiert werden. Den Auftakt macht „Deviazione rilevabile“ von Stefania Bertola, eine szenische Auseinandersetzung mit zwei Welten: der Wissenschaft und dem physisch, emotionalen Körper in der Krankheit. Tanz und Stimme kommen dabei als primäre Ausdrucksformen zum Einsatz (quinta danza, compagnia teatro blu). Das Ensemble Errante Teatro Danza zeigt “Diversi Due” mit Josu Lezameta und Gabriella Maiorino. Das Stück analysiert die essentielle Form der menschlichen Beziehungsstruktur als Raum des Möglichen und Unmöglichen. Neu im Künstlerensemble von Alps Move ist Elisabeth Ramoser, die ihr Ensemble KAZE mit nach Bozen bringt. In „Flexibilmente“ stehen Individualität, Multiplizität sowie natürliche und organische Aktionen der gesellschaftlichen Monokultur gegenüber, die die Gegenwart auszeichnet.

Der letzte Programmpunkt ist die bereits traditionelle „Contact Jam“ die am 18. November von 14 bis 20 Uhr im Stadttheater Gries statt findet und von Josu Lezameta und Mariatullia Pedrotti geleitet wird.

 

NETZWERK

Das Tanz-Netzwerk mit dem Teatro Cristallo und dem Trienter Kulturzentrum S. Chiara, die gemeinsam die Tanzsaison „InDanza Bolzano/ Bozen“ abwickeln ist der Versuch, den Tanz einem größeren Publikum näher zu bringen. Durch vergünstigte Eintrittspreise haben die Theaterbesucher und Abonnenten die Gelegenheit, im Jahreslauf den Tanz in all seinen Facetten zu erleben.

Bezirk: Bozen