Von: mk
Mals – Heute, am 30. März, wurde im UNESCO-Hauptquartier Paris der Antrag zur Aufnahme der “Traditionellen Bewässerung in Europa: Wissen, Technik und Organisation“ in die „Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit“ gestellt. Südtirol ist mit den Waalen mit dabei.
Der Heimatpflegeverband Südtirol ist in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Mals, dem Heimatpflegeverein Mals, der IDM Südtirol, und vor allem den Bauern, die täglich die traditionelle Bewässerung über Waale betreiben, für Italien federführend bei dem Antrag, der gemeinsam mit weiteren sechs Staaten vorbereitet wurde. Österreich übernahm dabei die Koordination der internationalen Kandidatur.
Immaterielles Kulturerbe vereint sieben Staaten in Europa
Traditionsträgerinnen und -träger aus sieben Staaten (Belgien, Deutschland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Österreich und Schweiz) haben diese multinationale Nominierung gemeinsam mit Experten, NGOs, Naturparks und öffentlichen Körperschaften vorbereitet, um das mit der Bewässerung verbundene Wissen, die kulturelle Bedeutung und sozialen Praktiken nun auch international sichtbar zu machen. Die Organisation rund um die Bewässerung, die Erhaltung und Weitergabe des Wissens und die damit verbundenen Techniken können nur unter Zusammenarbeit verschiedenster Akteurinnen und Akteure stattfinden. Die UNESCO wird die Kandidatur in einem mehrmonatigen Verfahren evaluieren. Ein Ergebnis über die Aufnahme liegt voraussichtlich im Dezember 2023 vor. Die wichtige lokale Bedeutung, die der traditionellen Bewässerung zugemessen wird, wurde bereits durch die Eintragung der Praxis in die „Nationalen Listen des immateriellen Kulturerbes“ in allen sieben beteiligten Ländern erkannt (für Italien Eintragung in Registro nazionale dei paesaggi rurali di interesse storico, delle pratiche agricole e delle conoscenze tradizionali, von Jänner 2022). Nun wird gemeinsam der Versuch unternommen, diese Tradition auf die internationale Liste zu setzen um somit auch breiter Ebene dieses wichtige Element sichtbar zu machen. Bislang sind nur 15 italienische Kulturtechniken in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden.
Die traditionelle Bewässerung auf der Malser Haide
Hier in Südtirol wird die Bewässerung durch Überflutung vor allem noch auf der Malser Haide auf einer Fläche von 400 Hektar zwischen Burgeis und dem Haider See betrieben. Jeder Südtiroler kennt den Begriff „Waale“, vielleicht ist aber nicht immer bewusst, welche Besonderheit in der Bewässerung auf der Malser Haide steckt. Hier wird seit Jahrhunderten das System der Flutbewässerung der Wiesen betrieben. Um das Wasser unter allen Berechtigten gerecht zu verteilen, hat sich im Laufe der Zeit ein ausgeklügeltes Verteilungssystem entwickelt. Dieser Plan wird “Road” genannt und sieht vor, dass der sogenannte Waaler, in festen Schichten zwischen 6.00 Uhr morgens und 18.00 Uhr abends das Wasser an die zugewiesenen Parzellen verteilt. Dazu wird der Wasserfluss vom Waal in die darunter liegende Wiese durch temporäre Absperrungen umgeleitet. Es ist dann Aufgabe des einzelnen Bauern, den Wasserfluss so zu steuern, dass er über die gesamte Fläche seiner Parzelle verteilt wird. Die traditionelle Bewässerung stellt bis heute eine auf Kooperation basierende, nachhaltige, energieunabhängige und auf die biologische Vielfalt ausgerichtete Lösung für die Wasserversorgung in der Landwirtschaft dar. Sie ist für die Ausübenden selbst sowie für die weitere Gesellschaft und die Umwelt von großer Bedeutung.