Unter der Leitung von Michele Mariotti spielt das Haydn Orchester im Stadttheater Bozen

Aus der neuen Welt

Donnerstag, 27. März 2025 | 18:39 Uhr

Von: mk

Bozen – Der April beginnt im Stadttheater Bozen mit zwei Meisterwerken des romantischen Repertoirs: Am 1. April 2025 kehrt der Musikdirektor des Teatro dell’Opera di Roma Michele Mariotti an das Pult des Haydn Orchesters zurück. Auf dem Programm stehen die 3. Sinfonie von Johannes Brahms und die 9. Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ von Antonín Dvořák. Das Konzert beginnt in Bozen um 20.00 Uhr und wird am 2. April in Trient (Auditorium, 20.30 Uhr) wiederholt.

Mit der F-Dur Sinfonie emanzipiert sich Johannes Brahms endgültig vom „Riesen“ Beethoven. Bei der Uraufführung in Wien protestieren zwar Wagner-Anhänger mit lautem Zischen gegen diese kammermusikalisch verdichtete „absolute Musik“. Ein Publikumserfolg wird das 1883 entstandene Werk aber trotzdem. Clara Schumann hört in den ersten beiden Sätzen einen „geheimnisvollen Zauber des Waldlebens“ und der damalige Kritikerpapst Eduard Hanslick, der den „Traditionalisten“ Brahms in einem öffentlich ausgetragenen Musikstreit gegen die „Neudeutsche Schule“ um Wagner und Liszt in Stellung gebracht hatte, unterstreicht die Transparenz dieser Musik. Auch Antonìn Dvořák ist begeistert. „Ich sage und übertreibe nicht, dass dieses Werk seine beiden ersten Sinfonien überragt; wenn auch nicht vielleicht an Größe und mächtiger Konzentration – so aber gewiß an – Schönheit! Es ist eine Stimmung drin, wie man sie bei Brahms nicht oft findet! Welch herrliche Melodien sind da zu finden! Es ist lauter Liebe und das Herz geht einem dabei auf“, schreibt er seinem Verleger Fritz Simrock.

Im Januar 1893 beginnt Dvořàk in New York mit den Skizzen für seine Sinfonie „Aus der neuen Welt“. „Wer eine ‘Spürnase’ hat, muss den Einfluss Amerikas erkennen“, stellt er später fest. Aber was ist hier eigentlich „amerikanisch“? Die „Negro-Spirituals“, die ihm sein Kompositionsschüler Harry Thacker Burleigh vorsingt, haben das berühmte Werk wohl ebenso beeinflusst wie Buffalo Bills effektreiche Westernshow, die Dvořàk besucht, oder Henry Longfellows poetische Verarbeitung des indianischen „Hiawatha“-Mythos. Dennoch ist in der Musik vieles europäisch: die Nähe zu böhmischen Volkstänzen etwa oder die motivisch-thematische Arbeit. Wie auch immer: Die neunte Symphonie wird im Dezember 1893 in der New Yorker Carnegie Hall unter der Leitung von Dvoráks Freund Anton Seidl uraufgeführt – und das Publikum feiert das Werk als den Prototyp einer neuen „amerikanischen“ Kunstmusik.

Der mit dem 36. Premio Abbiati als bester Dirigent ausgezeichnete Michele Mariotti wurde in Pesaro geboren und studierte am Konservatorium seiner Heimatstadt sowie an der Accademia Musicale Pescarese. Von 2008 bis 2014 war er Chefdirigent und von 2015 bis 2018 Generalmusikdirektor am Teatro Comunale in Bologna. Gastengagements führten ihn an die Nationale Opera Amsterdam, die Metropolitan Opera in New York, das Royal Opera House Covent Garden in London und die Deutsche Oper Berlin sowie zu den Salzburger Festspielen. Seit 2022 ist Michele Mariotti Musikdirektor am Teatro dell’Opera di Roma.

Bezirk: Bozen

Kommentare

Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen