Von: apa
Technische Apparaturen vereinen sich mit biomorpher Struktur, Organisches und Technisches fusioniert sich in Skulpturen und Zeichnungen, Erdachtes mit Realem: Gemeinsamkeiten im Schaffern von Bruno Gironcoli und Toni Schmale. Die Albertina modern stellt die beiden Kunstschaffenden unterschiedlicher Generationen gemeinsam aus. Die sich eindeutiger Interpretationen entziehenden Arbeiten treten in “frischen Dialog”, so Generaldirektor Klaus Albrecht Schröder am Dienstag.
Grundlage für die Schau “Bruno Gironcoli – Toni Schmale” (ab Mittwoch, 3.4.) war eine Schenkung von 155 Zeichnungen des Bildhauers und Malers (1936-2010) von Agnes Essel an die Albertina. Es handelt sich um einen so von Gironcoli selbst zusammengestellten Zyklus, der nun in der Albertina modern ebenso wie eine Auswahl seines skulpturalen Oeuvres zu sehen ist. “Die Plastizität und die leuchtenden Farben sind außergewöhnlich, sie führen uns auch technisch einen unbekannten Gironcoli vor”, sagte Schröder bei einem Pressetermin über die Zeichnungen.
Die Buntstiftzeichnungen sind nicht nur Entwürfe für Skulpturen, sondern erforschen auch deren mögliche Zustände und Funktionen. Ähnliches gilt für die skulpturalen Werke der 1980 in Hamburg geborenen und in Wien arbeitenden Schmale. Beide beschäftigen sich mit Apparaturen und Maschinen, “trotzdem ist der Unterschied auch evident”, erklärte Schröder. Während Gironcolis Skulpturen aus einem Guss geschaffen sind, setzt Schmale ihre Apparaturen aus verschiedenen Teilen zusammen.
Sie arbeite mit genormten Formrohren, sagte Schmale im Gespräch mit der APA. Diese tauchen “immer wieder in allen möglichen Skulpturen auf”. Zusammengebaut werden die skurril anmutenden und zum Nachdenken herausfordernden Skulpturen aus Stahl von der Künstlerin “in einer Art Metallwerkstatt”, wie sie erzählte: “Alles in einer Größe, sodass ich alles noch selbst händeln und manipulieren kann. Da alles aus Fragmenten besteht und sich dann erst zusammensetzt, gehen die Arbeiten problemlos aus meiner Ateliertür hinaus – anders als bei Gironcolis Riesenskulpturen, die nirgendwo durchpassen.”
Was beide Kunstschaffenden verbindet, ist das “Nachdenken über Funktion und Zweck”, wie es Kuratorin Elsy Lahner auf den Punkt brachte, beide geben nicht vor, was man sieht. Als gutes Beispiel dafür könnte man auf Schmales Skulptur “sucker” verweisen, an einen Industriestaubsauger oder ein Reifendruckgerät erinnernd, an der sich Schläuche wie Tentakel verselbstständigen. “Die Mensch-Maschinen-Fusion lässt ein bisschen an die ‘Matrix’ denken”, sagte Lahner generell über zahlreiche der gezeigten Arbeiten. Gironcolis Zeichnungen wirken futuristisch, mitunter auch bedrohlich, geben eine entfremdete Weltansicht wieder.
Ihre Namensgebung – wie “Martha” für eine Streckbank – verpasse “den Arbeiten noch eine andere neue Ebene, eine andere Geschichte zu dem, was man sieht. Man kann sich beim Betrachten dadurch öffnen”, betonte Schmale gegenüber der APA. Ebenso wie Gironcoli fertigt sie Entwürfe für ihre Skulpturen an. “Ich habe angefangen Modelle zu bauen, um mir Proportionen und Maße anzuschauen. Metallbau ist etwas sehr Präzises, sonst passt gar nichts. Es gibt ein inneres Verbindungssystem, da laufen innen nicht sichtbare Gewinde. Das muss alles sehr genau berechnet sein.”
Die ehemalige Profifußballerin ist seit 2009 in Wien, Gironcoli war ihre erste bildhauerische Position, mit der sie sich “mehr auseinandergesetzt” habe, berichtete sie. Nachsatz: “Jetzt zusammen auszustellen, das ist wahnsinnig toll.”