Von: Ivd
Bozen – Die Abschlussausstellung „Diplorama!“ der Fakultät für Design und Künste in Bozen lädt am Freitag, 15. November, ab 18.00 Uhr sowie am Samstag, 16. November, von 11.00 bis 17.00 Uhr zur Besichtigung ein. Unter dem Leitthema „Fragile Structures“ präsentieren 23 Absolventinnen und Absolventen ihre kreativen Arbeiten, die sich mit der Zerbrechlichkeit und den widerstandsfähigen Aspekten unserer Welt auseinandersetzen. Diese letzte von drei Diplorama!-Ausgaben im Studienjahr 2024 bringt das Spannungsfeld zwischen Verletzlichkeit und Stärke in den Vordergrund.
Für den Dekan der Fakultät, Prof. Nitzan Cohen, steht das diesjährige Thema symbolisch für die Balance, die Kunst und Design zwischen Kreativität und Resilienz suchen: „Die Projekte reflektieren das empfindliche Gleichgewicht, mit dem unsere Studierenden während ihres Studiums konfrontiert waren“, erklärt er. „Sie hinterfragen und untersuchen die fragilen Strukturen, die unsere Gesellschaft prägen – und wollen positive Veränderungen anstoßen.“
Gianluca Camillini, Professor und Kurator der Ausstellung, unterstreicht die gesellschaftliche Verantwortung, die das künstlerische Schaffen mit sich bringt. „Indem sich unsere Studierenden für die Kunst und das Design entschieden haben, übernehmen sie Verantwortung für die Welt, in der wir leben“, betont er. „Unsere Gegenwart fordert klare Positionen, und unsere Absolventen sind bereit, diese Herausforderung anzunehmen.“
Einblicke in besondere Projekte
Zu den Höhepunkten der Ausstellung zählen die Arbeiten von Martina Poschiavin, Katharina Schwab und Lisa Caprara, die mit ihren Projekten die Bandbreite und Tiefe des Themenfeldes „Fragile Structures“ erkunden.
Aldidanché: Die aus dem Fassatal stammende Martina Poschiavin erweckt eine alte ladinische Tradition zu neuem Leben. Ihr Projekt greift die Symbolik handgefertigter Möbel auf, die früher zu besonderen Anlässen wie Hochzeiten verschenkt wurden. Das daraus entstandene Werk, ein kunstvoll gestaltetes Kästchen aus Zirbenholz, vereint alte Handwerkskunst und modernes Design. „Es geht darum, die Bedeutung dieser Möbel neu zu interpretieren und Erinnerungen darin aufzubewahren“, erläutert Poschiavin. Dank eines geheimen doppelten Bodens wird das Kästchen zu einem besonderen Erinnerungsstück, das an die alte Tradition anknüpft.
Greet the Grief: In ihrer Abschlussarbeit setzt sich Katharina Schwab mit Trauer und Verlust auseinander. Sie entwickelte ein Handbuch und ein Kit, die Trauernden helfen sollen, ihre Emotionen kreativ zu verarbeiten. Inspiriert von der finnischen Knüpftechnik „Ryijy“ stellt Schwabs Arbeit die beruhigende und meditative Wirkung manueller Tätigkeiten in den Vordergrund. Die Idee ist, durch das langsame Knüpfen eines Teppichs Raum für Reflexion und Heilung zu schaffen. „Es geht darum, Kontrolle und Ruhe in einer schwierigen Zeit zurückzugewinnen“, beschreibt Schwab ihr Projekt.
Songs from the Depths of Hell: Lisa Caprara hat eine Publikation geschaffen, die den Geschichten hinter den Liedern des Albums „Songs from the Depths of Hell“ nachspürt. Das Album enthält Lieder, die während der nationalsozialistischen Herrschaft in Konzentrationslagern entstanden sind. Caprara hat nicht nur die Geschichten dieser musikalischen Zeugnisse gesammelt, sondern auch eine digitale Plattform entwickelt, die Fotos, Dokumente und Hintergründe zu den Kompositionen bereitstellt. „Diese Musik erinnert uns an den Überlebenswillen der Menschen in den Lagern und ist ein wertvolles kulturelles Erbe“, so Caprara.
Die Ausstellung „Diplorama!“ zeigt auf eindrucksvolle Weise, wie künstlerische Arbeiten gesellschaftliche Fragen aufgreifen und zum Nachdenken anregen können. Sie ist eine Einladung an die Öffentlichkeit, die künstlerische Auseinandersetzung mit den Fragilitäten unserer Zeit zu erleben und die Geschichten und Botschaften hinter den Projekten kennenzulernen.
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