Tricia Tuttle steht auch weiterhin für eine politische Berlinale

Berlinale startet in ihre Jubiläumsausgabe

Donnerstag, 13. Februar 2025 | 17:29 Uhr

Von: apa

Bevor am Abend die Berlinale mit der Weltpremiere von Tom Tykwers “Das Licht” offiziell in ihre 75. Ausgabe startet, hat die neue Festivalchefin Tricia Tuttle bei der Auftaktpressekonferenz unterstrichen, dass sich die Berlinale weiterhin nicht vor politischen Debatten scheue – ungeachtet des Antisemitismusskandals im Vorjahr. “Ich denke, wir sollten keine Angst vor Gesprächen haben”, so Tuttle.

Jury-Präsident Haynes: Befinden uns in besonderer Krise

Die Berlinale endet am 23. Februar, dem Tag der vorgezogenen deutschen Bundestagswahl. In den USA verursacht Präsident Donald Trump seit seinem Amtsantritt Irritationen. Entsprechend düster ist der Befund von Jurypräsident Todd Haynes, der selbst US-Amerikaner ist: “Wir befinden uns derzeit in den Vereinigten Staaten, aber auch weltweit in einer besonderen Krise.”

Hat das Festival da keine Angst, Politik könnte wieder das gesamte Programm überschatten? Tuttle wirkt gelassen. Die Welt sei “ein schwieriger Ort”, da wäre es nachvollziehbar, wenn einiges davon in den Gesprächen, die während des Festivals stattfinden, zum Vorschein komme.

Tuttle: Berlinale ist “Akt des Widerstands”

Tuttle bezeichnete die Berlinale sogar als “Akt des Widerstands gegen all die Ideen, perverse Ideen”, die Parteien am äußeren Rand weltweit und in Europa verbreiteten. Von “Widerstand” sprach auch der französisch-marokkanische Filmemacher Nabil Ayouch, der Teil der Jury ist. Und ergänzte: “Wir müssen also radikal sein. Wir müssen stark sein in unseren Entscheidungen, in unseren Filmen.”

Auch die deutsche Regisseurin Maria Schrader (“She Said”) ist Teil der Jury. Sie sagte, die Berlinale sei eigentlich ein guter Ort, um offene, auch kontroverse Debatten zu führen und Fragen zu stellen. “Wir müssen keine plumpen Antworten geben”, sagte sie angesprochen auf die eskalierte Debatte um Antisemitismusvorwürfe bei der Gala des Vorjahres.

Die Eröffnung: Keine Politikreden, aber eine Oscargewinnerin

Zumindest, was die Eröffnungsgala betrifft, verspricht die Berlinale dieses Jahr aber auch mehr Glamour. Der Ablauf wurde gestrafft, Reden von politischen Amtsträgern soll es nicht geben. Oscarpreisträgerin Tilda Swinton soll bei der Eröffnungsgala mit dem Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk ausgezeichnet werden. Der oscarnominierte österreichisch-schweizerische Regisseur Edward Berger (“Konklave”) hält die Laudatio.

Starke Stimme des österreichischen Kinos

In den kommenden Festivaltagen bis zur Bärenverleihung am 22. Februar gibt dann auch das österreichische Kino ein starkes Lebenszeichen von sich. Vor allem ist die gebürtige Grazerin Johanna Moder mit ihrem Psychothriller “Mother’s Baby” eine von 19 Teilnehmenden im offiziellen Wettbewerb um die Bären. Sie kann sich hier mit Größen wie Richard Linklater (“Blue Moon”), Hong Sang-soo (“What Does that Nature Say to You”) oder Radu Jude (“Kontinental ’25”) messen.

In der neuen Wettbewerbssparte Perspectives stellt Florian Pochlatko sein Debüt “How to Be Normal and the Oddness of the Other World” vor, während Andreas Prochaska mit dem Psychohorror “Welcome Home Baby” das Panorama einläutet. Zu den weiteren Höhepunkten der Festspiele gehört Hollywoodstar Timothée Chalamet, der das oscarnominierte Dylan-Biopic “Like A Complete Unknown” vorstellt, während auch Stars wie Robert Pattinson, Jessica Chastain oder Marion Cotillard in Berlin angekündigt sind.

(S E R V I C E – www.berlinale.de/)

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