Von: luk
Bozen – Mit eindringlichen Worten hat Bischof Ivo Muser heute im Bozner Dom die traditionelle Karfreitagsliturgie gefeiert. In seiner Predigt betonte er: Menschlichkeit beginnt mit Mitgefühl – und dieses Mitgefühl beginnt damit, nicht gleichgültig zu bleiben gegenüber dem Leid anderer. Der Karfreitag, so der Bischof, lade dazu ein, hinzusehen, sich berühren zu lassen – und um die „Gabe der Tränen“ zu bitten.
Der Karfreitag ist ein stiller, aber eindrucksvoller Tag im Kirchenjahr – ohne Glocken, Orgelklänge oder gewohnte Liturgie. Die Feier beginnt um 15.00 Uhr, zur Todesstunde Jesu, mit einem besonderen Zeichen: Die Priester werfen sich still vor dem Altar nieder. Danach folgen die Leidensgeschichte, die Kreuzverehrung und die Großen Fürbitten. Diese bestehen aus zehn ausführlichen Gebeten mit Momenten der Stille und gemeinsamen Bitten. Wie in den vergangenen Jahren wurden auch heuer zwei zusätzliche Anliegen aufgenommen: „Für die Menschen in den Kriegsgebieten“ und „Für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft“.
Vom Versagen zur Rettung
In seiner Predigt stellte Bischof Muser die biblische Figur des Apostels Petrus in den Mittelpunkt – jenen Jünger, der Jesus dreimal verleugnete. „Er sinkt so tief, dass er nicht einmal mehr zugeben kann, Jesus zu kennen“, sagte der Bischof. Dennoch endet seine Geschichte nicht in der Schuld, sondern in der Umkehr: „Petrus weint. Und diese Tränen retten ihm das Leben und seine Berufung.“ Im Unterschied zu Judas, der nach seinem Verrat verzweifelt in den Tod geht, lasse sich Petrus berühren. Seine Tränen seien Ausdruck der inneren Erschütterung und der Beginn einer neuen Nähe zu Christus.
Gabe der Tränen
Diese „Gabe der Tränen“ – ein Begriff aus der geistlichen Tradition des heiligen Ignatius von Loyola – sei keine Schwäche, sondern ein Zeichen echter Menschlichkeit: die Fähigkeit, sich berühren zu lassen. Der Bischof fragte: „Bewegt uns das, was anderen geschieht? Kommen uns manchmal die Tränen – über das Leid von Menschen, aber auch aus Rührung über eine gelungene Rettung, über Schritte zum Frieden?“ Der Karfreitag sei eine Einladung, nicht hart oder gleichgültig zu werden – sondern hinzusehen, mitzuleiden und mitzufühlen.
Ein Kreuz gegen Gleichgültigkeit
Papst Franziskus warnt immer wieder vor der „Globalisierung der Gleichgültigkeit“. Auch Bischof Muser unterstrich, wie sehr diese Haltung unsere Menschlichkeit gefährde. Jesus habe sich nie abgeschottet, sondern sich berühren lassen – vom Leid, von der Not, von der Sünde der Menschen. „Der Höhepunkt seines Lebens für die anderen ist sein Kreuz. Weiter konnte selbst er nicht mehr gehen, um uns zu zeigen, dass wir ihm nicht gleichgültig sind.“ Das Kreuz sei deshalb zum Zeichen seiner Liebe geworden – und könne durch kein anderes Symbol ersetzt werden.
Feiern zu Ostern
Die Feier der Osternacht begeht Bischof Muser morgen, Samstag, 19. April 2025, um 21.00 Uhr im Dom von Brixen. Am Ostersonntag, 20. April 2025, steht er um 10.00 Uhr dem feierlichen Pontifikalamt im Bozner Dom vor. Der Gottesdienst wird live im Fernsehen auf RAI Südtirol (Kanal 808) sowie im Hörfunk auf „Radio Grüne Welle“ und „Radio Sacra Famiglia InBlu“ übertragen.
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