"Habt keine Angst, realistisch zu sein"

Bischof Muser bei Papst Franziskus

Donnerstag, 08. Februar 2024 | 17:12 Uhr

Von: luk

Rom – Bischof Ivo Muser hat heute im Rahmen seines Ad-limina-Besuchs in Rom Papst Franziskus getroffen. Besonders interessiert hat sich der Papst für das Seminarprojekt, das die Ausbildung von zwölf Seminaristen aus Tansania und Indien in Brixen zum Inhalt hat. Für Bischof Muser war die wichtigste Botschaft des Papstes heute: „Habt keine Angst, realistisch zu sein. Die Dinge beim Namen nennen, hinzuschauen, aber nicht die Hände in den Schoß zu legen.”

Vatican Media

Gemeinsam mit den 14 weiteren Bischöfen der Kirchenregion Nordostitalien ist Bischof Ivo Muser heute mit Papst Franziskus zusammengetroffen. Die zweistündige Audienz mit dem Heiligen Vater fand in der Privatbibliothek des Apostolischen Palastes statt und war Teil des Ad-limina-Besuchs. “Ad limina”, lateinisch für “zu den Schwellen [der Apostelgräber]”, bezeichnet die Pflicht der Bischöfe, alle fünf Jahre vor Ort in Rom dem Papst und der römischen Kurie über ihre Diözesen Bericht zu erstatten. Ziel ist es, die Verbindung zwischen den lokalen Diözesen und der Kirchenleitung zu stärken. Eigentlich ist der Ad-limina-Besuch alle fünf Jahre vorgesehen. Allerdings sorgen verschiedenste Umstände, wie zum Beispiel die Corona-Pandemie, oft für Ausnahmen von der Regel. Bischof Ivo Muser hat zuletzt vom 15. bis zum 19. April 2013 – unmittelbar nach der Wahl von Papst Franziskus – einen Ad-limina-Besuch absolviert.

Besonderheiten der Diözese

Bischof Muser hat dem Papst heute die Entwicklungen der vergangenen Jahre in unserer Diözese erklärt: “Ich habe unterstrichen, dass wir als Kirche versucht haben, unsere geschichtliche Situation in den Blick zu nehmen und einen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben zu leisten. Da war natürlich die Rede von der Dreisprachigkeit unseres Landes, unserer Geschichte, auch von unserer Position in der Mitte Europas.“

Besonders interessiert hat sich der Papst für das Seminarprojekt, das die Diözese seit 2021 umsetzt. Zwölf Priesteramtskandidaten aus Tansania und Indien werden in den kommenden Jahren in Brixen zu Priestern ausgebildet.  Die Priesteramtskandidaten werden nach Abschluss des Studiums und empfangener Priesterweihe für fünf Jahre in verschiedenen Pfarreien in Südtirol als Kooperatoren wirken. Anschließend kehren sie in ihre Heimat zurück. Der Papst hat bei Bischof Muser nachgefragt, wie es den Seminaristen gehe und wie das Verhältnis zwischen unserer Diözese und den Herkunftsdiözesen ist.

“Habt keine Angst, realistisch zu sein”

Sehr interessiert hat den Papst auch die Situation der Priester und wie die Diözese mit dem Priestermangel, aber auch mit dem Gläubigenmangel umgehe. „In allem hat der Papst betont, die Hoffnung nicht zu verlieren und die Dinge so zu sehen und anzunehmen, wie sie sind“, sagte Bischof Muser nach der Audienz. Die wichtigste Botschaft von Papst Franziskus an die Bischöfe lautete deshalb: “Habt keine Angst, realistisch zu sein. Die Dinge beim Namen nennen, hinschauen, aber nicht die Hände in den Schoß legen”. Dem Papst, erklärt Bischof Muser, gehe es darum, heute den Menschen zu sagen, dass sich das Leben mit Glauben anders gestalte. Es gehe nicht primär um große Erfolge, sondern vielmehr darum, dass das Evangelium in unserer Gesellschaft Gehör finde.

Bedingungslose Vernetzung stärkt die Kirche

Bischof Muser spricht auch die Wichtigkeit der weltweiten Vernetzung innerhalb der Kirche an, die trotz aller Herausforderungen ermutigend sei. Realismus und Hoffnung schlössen sich nicht aus, sagt der Bischof.

Nächste Woche: Bischof mit Ministranten beim Papst

Die Ad-limina-Besuch wird morgen fortgesetzt, unter anderem mit Sitzungen im Dikasterium für die Evangelisierung und im Generalsekretär des Synodenbüros. Die Bischöfe werden zudem eine Heilige Messe in der Basilika von St. Paul vor den Mauern (San Paolo Fuori le Mura) feiern. Der Besuch endet am Samstag, 10. Februar, mit einem Treffen im vatikanischen Staatssekretariat.

Bischof Muser trifft bereits in der kommenden Woche wieder auf den Papst. Dann in Begleitung von über 1000 Ministrantinnen und Ministranten aus Südtirol, mit denen er an der Generalaudienz teilnehmen wird.

Bezirk: Bozen

Kommentare
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Superredner
5 Monate 18 Tage

Die katholische Kirche Italiens verwendet für die Kirchenregion im Nordosten immer noch die faschistische Bezeichung “Triveneto”. Die Diözese Bozen-Brixen vermeidet verschämt die Verwendung dieses extrem belasteten Toponyms und schreibt von der “Kirchenregion Nordostitalien”. Verschleiern und vertuschen gehört wohl zu den üblichen Praktiken der Kirche.

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Universalgelehrter
5 Monate 18 Tage

Der Begriff “Triveneto” geht auf das Risorgimento zurück. Erste Erwähnung 1863. Es gibt auch kein deutsches Äquivalent dazu. Das taugt als Ansatz für -vielleicht auch gerechtfertigte – Kritik also wenig.
Außerdem haben die Brixner Seminaristen unterdessen beim Ex-LH Watten gelernt, sind also total entfaschistisiert 😉

Nichname
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Superredner
5 Monate 18 Tage
Der Begriff “Triveneto” ist von Graziadio Isaia Ascoli erfunden worden, um die angebliche “Italianità” des deutsch besiedelten Südtirol und des slowenisch besiedelten Küstenlandes zu beseisen. Ascoli, ein Verläufer Tolomeis, hat dazu außer dem eigentlichen Venetien noch zwei weitere Venetien erfunden, nämlich die Venezia Tridentina, in die er Tirol bis zum Brenner eingereiht hat, sowie die Venezia Giulia mit dem slowenischsprachigen Küstenland. Der Faschismus hat diese nationalistischen Erfindungen gerne aufgenommen. Nach dem Zweiten Weltkrieg ist das “Triveneto” wieder aus dem offiziellen Sprachgebrauch verschwunden, lediglich die katholische Kirche und die Sportverbände halten an dieser nationalistischen Erfindung fest. Interessant ist aber, dass die… Weiterlesen »
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