Von: mk
Frankfurt – Bischof Muser beim Karlsamt in Frankfurt Zwei deutsche Städte ehren Karl den Großen zu seinem Todestag (28. Jänner 814) mit einem traditionellen Pontifikalamt: Frankfurt und Aachen. Bischof Ivo Muser ist heuer nach Frankfurt eingeladen worden, wo er beim Karlsamt ein Europa der Integration und der Einheit in der Vielfalt forderte.
Der Empfang durch den Oberbürgermeister von Frankfurt und ein Vorstellungsgespräch über die Diözese Bozen-Brixen gingen dem festlichen Gottesdienst im St. Bartholomäusdom, in dem viele Kaiser des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ gewählt und gekrönt worden waren, voraus. Mit Bischof Ivo Muser feierten der Ortsbischof von Limburg, zwei Weihbischöfe, das Domkapitel von Limburg und mehr als 1000 Gläubige die Eucharistie. Kaum eine Persönlichkeit hat Europa im frühen Mittelalter so sehr geprägt wie Karl der Große. Er wird als der Begründer des christlichen Abendlandes, als Vater Europas, als geistiger Vordenker eines geeinten Europas bezeichnet. „Ein Friedenskaiser war er aber nicht“, so Bischof Ivo Muser, der darauf hinwies, dass Karl der Große über ein Reich herrschte, das durch die Klammer von Gewalt und Religion zusammengehalten wurde. „Heute sehen wir die Gefahren einer Vermischung von Macht und Glauben deutlicher“, so Bischof.
Bischof Muser gab zu bedenken: „Trotz der berechtigten Hinweise auf die Schattenseiten seines Lebens und seines Herrschaftsverständnisses kann die Bedeutung Karls des Großen nicht infrage gestellt werden. Er hat eine Erneuerung eingeleitet und angestoßen, die uns als Auftrag heute verbindet: Es ist die Einheit in der Vielfalt“, so der Bischof, der anfügte: „Wenn Karl der Große uns Europäern ein Vermächtnis hinterlassen hat, dann, dass wir ähnlich wie er danach suchen müssen, welches heute die bindende Klammer ist, die Seele Europas. Ohne ein kräftiges Bindemittel hat das Projekt Europa – bei allen Vorteilen, die es politisch und wirtschaftlich bietet – keine Zukunft. Dabei kann der Kitt nicht einfach in der Restauration von Vergangenheit liegen. Wir müssen lernen, miteinander zu leben, nicht nebeneinander“, sagte Bischof Muser und verwies auf die großen Herausforderungen in der Flüchtlingshilfe: „In der derzeitigen Debatte um Flüchtlinge und Zuwanderung ist der Begriff ,christliches Abendland‘ wieder populär. Nur: Nicht alles, was sich auf das Christentum beruft, ist auch vom Christentum geprägt. Nicht selten wird heute das ,christliche Abendland‘ nur mehr als ein Abgrenzungs- und als ein Kampfbegriff verwendet – gegen die anderen, wer immer sie auch sind.“
Der Bischof schloss mit dem Wunsch: „Möge es uns geschenkt sein, Einheit in der Vielfalt zu wollen und zu leben; mögen wir an einem gemeinsamen Europa bauen, wo verschiedene Kulturen sich auf heimatlichem Boden begegnen und gegenseitig bereichern; mögen wir unsere christliche Identität neu entdecken und pflegen im respektvollen Dialog mit der Identität der anderen; und möge unser Zusammenleben geprägt sein vom festen Willen, aus der großen, aber auch leidvollen Geschichte unseres Kontinents zu lernen.“