Von: mk
Bozen – Seit gestern verbindet Bozen und Erlangen eine Partnerschaft, verbindendes Element ist nicht zuletzt der Selige Josef Mayr-Nusser. In dessen Zeichen stand auch der heutige Besuch einer von Bürgermeister Florian Janik angeführten Erlanger Delegation bei Bischof Ivo Muser. Begleitet wurde sie von Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi.
Bozen ist der Geburtsort Josef Mayr-Nussers, Erlangen jene Stadt, in der der Märtyrer 1945 erst 35-jährig auf dem Weg ins Konzentrationslager Dachau gestorben ist – völlig entkräftet in einem Viehwaggon. In diesen war Mayr-Nusser von den Nationalsozialisten gepfercht worden war, nachdem er den Eid auf Adolf Hitler verweigert hatte. „Bozen und Erlangen sind die beiden Klammern im Leben von Josef Mayr-Nusser“, betonte Bischof Muser heute, „und ich finde es ein sehr schönes Zeichen, dass die beiden Städte nun durch eine Partnerschaft vereint sind“.
Muser verlieh heute auch seiner Hoffnung Ausdruck, dass diese Partnerschaft Früchte für die Bevölkerung in Bozen und Erlangen trage. „Mayr-Nusser ist eine unbequeme Figur, jemand, der mehr wusste, weil er mehr wissen wollte“, so der Bischof. Zudem sei der heute Selige ein überzeugter Christ gewesen, tief verankert in den Werten des Glaubens: „Für mich ist er kein Neinsager, sondern einer, der gleich doppelt Ja gesagt hat: zum Glauben an Gott und zur Menschenwürde“, erklärte Muser.
Insofern sei die Figur Josef Mayr-Nusser auch stets aktuell. „Sie hilft diesem Land, seine Geschichte gemeinsam zu lernen und gemeinsam zu erzählen, sie hilft uns, hellhörig zu sein und nicht nur an das Tagesgeschäft zu denken“, so der Bischof. Auch sei Mayr-Nusser kein Mitläufer gewesen, kein Fähnchen im Wind: „Ich hoffe, dass sein Beispiel uns hilft, uns eine eigene Meinung zu bilden und diese auch dann zu vertreten, wenn es unbequem ist.“ Mayr-Nusser sei zudem die richtige Leitfigur, wenn es darum gehe, die Geschichte im Geist der Versöhnung anzugehen – und nicht nur diese: „Auch den neuen Wind in Europa, wo heute das große Wir allzu häufig durch ein ganz kleines Wir ersetzt wird“, so Muser. „Oder sogar durch ein Ich.“
Bischof Ivo Muser nutzte den heutigen Anlass auch, um an den Verstorbenen Herbert Denicolò zu erinnern und sich bei all jenen zu bedanken, die mit ihrer beharrlichen Arbeit verhindert hätten, dass Mayr-Nussers Beispiel vergessen werde.
Von den beiden Bürgermeistern gab es heute einen kurzen Abriss des Werdegangs der Städtepartnerschaft, die im Rahmen der Seligsprechung Josef Mayr-Nussers im März 2017 ihren Ausgang genommen hatte. „Unsere Stadt ist Teil der Geschichte Mayr-Nussers und wir alle sind überzeugt, dass er die richtige Figur ist, in deren Zeichen wir uns für ein friedliches Zusammenleben in Europa und über die Grenzen hinaus einsetzen können“, betonte Bürgermeister Janik. „Denn dies ist das Vermächtnis Mayr-Nussers.“
Janiks Bozner Amtskollege Renzo Caramaschi unterstrich wiederum, dass Josef Mayr-Nusser lange im Schatten gestanden habe. „Dabei ist er ein leuchtendes Beispiel für Frieden, Mut und Kraft, das vor allem für unsere Jugend wichtig ist“, so Caramaschi. Beide Bürgermeister zeigten sich überzeugt, dass die Partnerschaft durch viele gemeinsame Initiativen auch in der Bevölkerung Wurzeln schlagen werde. Die Delegation aus Erlangen besuchte heute auch die Wanderausstellung der Diözese, die auf zehn Paneelen über das Leben Mayr-Nussers informiert und Parallelen zur Gegenwart aufzeigt. Die Ausstellung wird im Herbst im Rathaus und in einer Schule in Erlangen zu sehen sein.