Von: luk
Brixen – Im Brixner Dom hat Bischof Ivo Muser am heutigen Gründonnerstag die Chrisammesse gefeiert. Der Bischof sprach den etwa 200 anwesenden Seelsorgern, unter ihnen auch Erzbischof Giampietro Dal Toso, in Zeiten des Priestermangels Mut zu. „Oft stehen wir mit leeren Händen da. Aber gerade diese leeren Hände können wir Gott hinhalten“, sagte Bischof Muser.
Die Chrisammesse wird vom Bischof gemeinsam mit allen Priestern der Diözese gefeiert. Dadurch wird die Verbundenheit der Priester mit dem Bischof, untereinander und mit dem ganzen Volk Gottes zum Ausdruck gebracht. Gemeinsam erneuern alle Priester und Diakone ihre Weihe. Bei der Chrisammesse wird das heilige Öl für die Spendung der Sakramente für ein ganzes Jahr geweiht. Das Chrisamöl findet Verwendung bei Taufen, Firmungen, Priesterweihen, sowie bei Weihen von Kirchen, Altären und Glocken. Die Chrisammesse ist die einzige heilige Messe, die außer der Messe vom letzten Abendmahl am Gründonnerstag gefeiert wird.
„Der Geist des Herrn ruht auf uns, wie die leeren Hände auf unserem Kopf am Tag unserer Weihe. Haben wir den „Geist des Herrn“ mit der Weihe in der Hand? Nichts haben wir in der Hand“, fragte Bischof Muser in seiner Predigt und gab selbst die klare Antwort.
Mit einem ganz konkreten Beispiel ging der Bischof dann auf oft nicht einfache Situationen für die Seelsorger ein: „Ein Priester unserer Diözese, der weiß, dass ich heute seine Worte hier zitiere, schrieb mir zu Weihnachten: ‚Ich habe ganz schwierige Jahre hinter mir. Die vergangenen Jahre haben mich oft bis an meine Grenzen und darüber hinaus geführt. Und doch ist meine Zuversicht nicht gebrochen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich die Dinge nicht im Griff habe. Dass ich auf Gottes Geist angewiesen bin, ist mir jetzt deutlicher als je zuvor. Ich möchte diese Erfahrung nicht missen. Ich weiß jetzt, nicht theoretisch, sondern aus Überzeugung: Ich muss nicht alles im Griff haben‘. Und dann schrieb er noch den bemerkenswerten Satz: ‚Man könnte heute oft resignieren, man kann aber auch gläubiger werden‘.“
Bischof Muser thematisierte auch die aktuelle Situation der Kirche: „Manchmal hört man heute, dass die Bischöfe die ganze Entwicklung nicht mehr richtig im Griff hätten. Ist das nur schlimm? Sicher, auch in der Kirche gibt es Dinge, die man im Griff haben kann und muss. Aber das Entscheidende haben wir nicht im Griff; Gottes Geist haben wir nicht im Griff. Und wo wir den Eindruck erwecken, wir hätten ihn im Griff, dort ist er sicher nicht. Könnte es nicht sein, dass Gott uns das in unserer gegenwärtigen Situation lehren will? Vieles, was wir noch vor wenigen Jahren wie selbstverständlich zu besitzen und zu gestalten meinten, ist uns aus der Hand genommen oder zerrinnt wie Sand zwischen den Fingern. Und oft stehen wir mit leeren Händen da. Aber gerade diese leeren Hände können wir Gott hinhalten und falten.“