Von: luk
Brixen – Im Brixner Dom hat Bischof Ivo Muser heute der heiligen Messe zum Hochfest Pfingsten vorgestanden. Bei seiner Predigt hat der Bischof betont, dass Pfingsten mehr sei als ein langes Wochenende: „Pfingsten zeigt, dass ein Miteinander trotz aller Unterschiede gelingen kann. Der Pfingstgeist will vernetzen, verlinken, zusammenbringen. Einheit in der Vielfalt ist möglich.“
Pfingsten beschere uns jedes Jahr ein sogenanntes langes Wochenende, sagte Bischof Muser heute bei seiner Predigt im Brixner Dom. „In diesem Jahr ist das Wochenende besonders lang, weil nach dem Pfingstmontag auch noch ein Staatsfeiertag auf dem Kalender steht. Aber ein langes Wochenende ist noch kein Feiergrund. Festtage brauchen einen Inhalt; grundlos kann man nicht feiern. Festtage wollen uns helfen, das Leben zu deuten. Pfingsten ist der fünfzigste Tag nach Ostern, das Hochfest der Herabkunft des heiligen Geistes auf die entstehende Kirche, der krönende Abschluss der Osterzeit, zusammen mit Ostern und Weihnachten ein Höhepunkt im Kirchenjahr“, erklärte der Bischof.
Muser ging in seiner Predigt auf die Darstellung des Pfingstfestes in der Bibel ein: „Die Bibel liebt die Bilder. Pfingsten ist so ein Bild. Da tut sich Erstaunliches in Jerusalem. Menschen aus allen Völkern unter dem Himmel erleben plötzlich, dass alle Schranken und Grenzen der Sprachen zwischen ihnen wegfallen und alle einander verstehen können. Was die Menschen damals in Jerusalem tatsächlich erlebten, ist eine große Hoffnung auch für die Welt von heute. Gegenseitiges Verstehen ist möglich. Das Miteinander kann trotz aller Unterschiede gelingen. Der Heilige Geist öffnet die Herzen und verbindet die Menschen. Der Pfingstgeist will vernetzen, verlinken, zusammenbringen. Einheit in der Vielfalt ist möglich – wenn wir es wollen, wenn wir dazu bereit sind, wenn wir uns dafür einsetzen, wenn wir darum bitten.“
Die Bibel kenne aber auch ein anderes Bild, sagte der Bischof: „Es ist das Gegenteil von Pfingsten. Es ist die große Sprachenverwirrung, sodass die Menschen sich nicht mehr verständigen können. Dieses Bild ist der Turmbau von Babel. Babel steht für die Sprachenverwirrung, für das Nicht-Mehr-Verstehen unter uns Menschen. Babel und Pfingsten – zwei Bilder der Bibel. Zwei Erfahrungen, die bis heute weiterwirken. Der Turmbau zu Babel steht für die großspurigen, maßlosen Projekte der Menschen. Diese Versuchung gibt es im Großen wie im Kleinen, in der Weltpolitik und in den eigenen vier Wänden. Wenn wir nicht mehr miteinander reden, uns nicht mehr verstehen können, dann hat Babel gesiegt. Pfingsten ist die große Gegenbewegung. Was damals in Jerusalem begann, wurde ein weltweiter Aufbruch. Ein anderer Geist begann die Menschen zu erfassen. Menschen hören und verstehen einander, trotz unterschiedlicher Sprachen. Denn der Geist Jesu berührt die Herzen. Er überwindet die Schranken und Grenzen, die der Ungeist von Babel gezogen hat. Die Kirche steht von Anfang an für dieses weltweite Miteinander, das durch Pfingsten möglich geworden ist. Dieses verbindende, vernetzende Miteinander war nie einfach, nie spannungsfrei, nie perfekt – am Anfang nicht und heute nicht. Um es noch einmal im Bild von Pfingsten zu sagen: Die Kirche muss alle Sprachen lernen und sprechen. Sie muss Menschen über alle Grenzen hinweg verbinden und zusammenführen.“