Filippo Gorini in Residence

Das Konzertleben neu denken

Montag, 19. August 2024 | 16:44 Uhr

Von: luk

Bozen – Parallel zur Residenz des Gustav Mahler Jugendorchesters geht das im Bolzano Festival Bozen angesiedelte Busoni Klavierfestival nach den Feierlichkeiten zu Busonis 100. Todestag und dem umjubelten Recital von Grigory Sokolov in eine zweite verdichtete Programmphase.

Nach den Klaviertitanen der Vergangenheit und Gegenwart – Busoni und Sokolov – stehen nun junge Interpreten und innovative Ideen im Mittelpunkt, wie von keinem zweiten verkörpert durch den intellektuell vielseitigen jungen Pianisten Filippo Gorini.

1995 geboren gewann Gorini 2015 den Internationalen Beethoven-Wettbewerb in Bonn und gehörte bereits mit 20 Jahren zu den herausragenden Talenten seiner Generation. Doch der Interessenhorizont des inzwischen 29-jährigen, der aus einer Familie von Mathematikern und Physikern stammt, überschreitet immer wieder aufs neue die Grenzen des „reinen“ Klavierspiels. So realisierte er ein auf RAI 5 ausgestrahltes Filmprojekt, bei dem er zu jedem der 14 Teile aus Bachs „Kunst der Fuge“ eine prominente Persönlichkeit aus dem Kulturbetrieb befragte. Nicht nur Musiker wie Alfred Brendel und Steven Isserlis kamen dabei zu Wort, sondern auch der Architekt Frank Gehry, Choreografin Sasha Waltz und der Regisseur Peter Sellars. (Die Filmreihe ist noch bis zum 25. August in der Stadtgalerie Bozen im Rahmen der „Busoni 100“
Ausstellung zu sehen.)

Sein fast zweiwöchiger Aufenthalt in Bozen wiederum kann als Präambel zu seinem neuen Projekt gelesen werden, der Sonata for 7 Cities. „Nachdem ich lange über das Konzertleben und die Grenzen traditioneller Tourneen nachgedacht habe, habe ich beschlossen, meine Konzertsaison 2025–26 gänzlich anders zu gestalten und ein neues Format auszuprobieren. Die Idee ist einfach: Anstatt ständig von einem Ort zum anderen zu reisen, werde ich mich auf sieben Städte in verschiedenen Teilen der Welt konzentrieren, in denen ich jeweils einen ganzen Monat bleibe und wo ich mehr tun werde, als einfach nur ein Konzert zu spielen. Im Zentrum dieser Residenzen stehen fünf Themen: Konzerte, Lehrtätigkeit, Musikvermittlung, Erschließung neuer Publikumsgruppen und Philanthropie.“ erklärt Gorini das Konzept. Mit der Sonate für sieben Städte wird Gorini unter anderem in Hongkong, Wien, Portland, Kapstadt und Santa Fe in Residenz gehen. In Bozen gibt es einen verdichteten Auftakt zu diesem vielschichtigen Format.

Nachdem Filippo Gorini bereits am Sonntag in Bozen eingetroffen ist, wird er am Dienstag (Premstaller Park), Mittwoch und Donnerstag (Stadtgalerie Bozen) jeweils um 18.00 Uhr drei informelle Recitals bei freiem Eintritt und in unkomplizierter Atmosphäre spielen, ganz im Sinne seiner Idee einer niedrigschwelligen, menschlichen Musikvermittlung. Nach jedem dieser Recitals wird Gorini mit dem Publikum über das Repertoire sprechen. Im weiteren Verlauf stehen Meisterkurse, ein Konzert im Kreuzgang des Dominikanerklosters und ein Lunchkonzert in der Handelskammer auf dem Programm, am 26. August verlassen dann Klavier und Pianist sogar festen Boden: In einer Kabine der Rittner Seilbahn wird Filippo Gorini hoch über dem Bozener Talkessel für die Fahrgäste Auszüge aus Sonaten von Beethoven und Schubert, eine Auswahl von Bach-Busoni Transkriptionen sowie Werken von Kurtág spielen. Am 21. August steht ein weiterer Termin im Zeichen eines jungen Talentes auf dem Kalender von Bolzano Festival Bozen: Der Busoni Wettbewerb lädt stets auch Preisträger anderer im Weltverband der Musikwettbewerbe (WFIMC) organisierter Wettbewerbe ein, in Bozen im Rahme des Klavierfestivals zu spielen. Der junge Sinokanadier Eric Guo konnte im vergangenen Oktober den Chopin Wettbewerb auf historischen Instrumenten in Warschau für sich entscheiden – im Monteverdi Konservatorium ist er mit Chopins 24 Préludes, Op. 28, dem Andante spianato et grande polonaise brillante Op. 22 und der Sonate Nr. 2 in B-Moll, Op. 35 zu hören.

Alle Termine: www.bolzanofestivalbozen.it

Bezirk: Bozen

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