Von: luk
Meran – Am Mittwoch, 14. Juni werden Ulrike Kindl, Germanistin an der Universität Ca’ Foscari in Venedig, und Patrick Rina, Journalist des ORF, um 19 Uhr im Palais Mamming Museum am Pfarrplatz 6 das erst kürzlich heraugegebene Buch “Franz Tappeiner – Kurarzt und Mäzen/Medico e mecenate” vorstellen.
Franz Tappeiner (1816-1902) war eine der Schlüsselfiguren aus der jüngeren Geschichte Merans: Über fünfzig Jahre lang wirkte er als Kurarzt und Berater im Gesundheitswesen des 19. Jahrhunderts, krönte sein Lebenswerk mit der Stiftung des Tappeinerweges am Küchelberg. Wenige wissen, dass der große Mediziner und Mäzen auch ein passionierter Botaniker war, dazu ein ernsthafter Anthropologe, der mit der Forscher-Elite seiner Zeit in regem Austausch stand.
Das Buch “Franz Tappeiner – Kurarzt und Mäzen/Medico e mecenate” soll dazu anregen, den Visionär Tappeiner und seine Zeit neu zu lesen. Es bildet den ersten Band der Merabilia-Schriften des Palais Mamming Museums Meran. In Zukunft sollen – in unregelmäßigen Abständen und mit Hilfe des umfassenden Stadtarchivs – Sammelbände herausgegeben werden, um die Stadtgeschichte wissenschaftlich aufzubereiten. Merabilia, der Titel der Reihe, verwebt den Ortsnamen Meran, den Ausdruck Mirabilien (Kuriositäten in Wunderkammern) und das italienische Wort meraviglia (Wunder) kunstvoll zu einem neuen Terminus. Wundersam war schließlich auch der Aufstieg Merans von einem Landstädtchen zu einem eleganten Kurort. Franz Tappeiner hat diese soziale und kulturelle Metamorphose maßgeblich gefördert. 1816 im Vinschgau geboren, ließ er sich 1846 als Arzt in der Passerstadt nieder. Er avancierte zu einer Institution des Kurwesens. Medizinische Behandlungen auf dem damals neuesten Stand, eine gesundheitliche Vorsorge auf der Basis ganzheitlicher Visionen und eine liberale Denkweise waren der Mehrwert, den Tappeiner seinen Patienten bieten konnte. Sein schönstes Vermächtnis ist die von ihm gestiftete und nach ihm benannte Höhenpromenade.
Das in deutscher und italienischer Sprache von verschiedenen Autorinnen und Autoren verfasste Buch wird von Ulrike Kindl, Germanistin an der Universität Ca’ Foscari in Venedig, und von Patrick Rina, Journalist des ORF, herausgegeben. Kindl widmet sich in ihren Beiträgen sowohl dem facettenreichen Tun des Arztes als auch der Genese des Tappeinerweges. Renate Abram nimmt sich der Kurmittel und Therapien im „Weltkurort“ Meran an. Auf das marmorne Tappeiner-Denkmal am Tappeinerweg geht Markus Neuwirth in seiner kunsthistorischen Analyse ein. Rosanna Pruccoli skizziert die Beziehungen Franz Tappeiners zum jüdischen Arztkollegen Raphael Hausmann. Über das Verhältnis Merans zum Vinschgau berichtet (mit Augenzwinkern) Sebastian Marseiler. Das Meraner Sanitätswesen um 1900 beleuchtet Francesco Rosani. Mit dem „Tod in Meran“ – einem kulturgeschichtlich faszinierenden Thema – setzt sich Alessandro Banda auseinander. Im Anhang des Buches finden sich – neben einer Zeitleiste zur Einordnung von Franz Tappeiners Biographie in das europäische Geschehen – das Schriftenverzeichnis des Arztes und bislang unveröffentlichtes Material aus dessen Nachlass, darunter eine handgeschriebene Weltanschauung, der Stiftbrief des Tappeinerweges von 1894 sowie die Widmungsurkunde der geplanten Tappeinerstraße von 1896, die 1913 gebaut werden konnte (heute: südliche Galileistraße).