Von: bba
Bozen – Aus 1.500 Werken besteht die Sammlung Eccel Kreuzer, realisiert haben sie 300 Kunstschaffende, darunter nur 50 Frauen. Zwölf davon, ihre Werke und ihre Impulse im lokalen Kunstgeschehen des 20. Jahrhunderts sind das Thema der Ausstellung „Weibrations“. Im spielerischen Wortlaut des Titels schwingt ein Fingerzeig auf die Ratio mit, die man(n) Frau – ebenso wie schöpferisches Potenzial – lange nicht zugetraut hat. Grund genug, das Phänomen aus der Nähe zu betrachten.
Die von Verena Oberparleiter kuratierte Ausstellung, die zweite in der Sammlung Eccel Kreuzer in der Bozner Silbergasse 10, schöpft aus der Sammlung von Josef Kreuzer, die ein aussagekräftiges Panorama des modernen und zeitgenössischen Kunstschaffens zwischen Ala und Kufstein vereint.
Als Kind seiner Zeit spiegelt die Sammlung die Dominanz männlicher Akteure (250:50). Doch sie verfügt auch über eine beachtliche Auswahl weiblicher Positionen: Sie reichen von der ersten Generation von Frauen, der nach dem Ersten Weltkrieg neben privaten und kunstgewerblichen Schulen auch die Akademien offen stehen, bis hin zu Zeitgenossinnen, die im aktuellen Kunstgeschehen international mitmischen. Ihre Werke zeichnen weibliche Etappen lokaler Kunstentwicklung im Spannungsfeld der großen gesellschaftlichen und kulturellen Entwicklungen nach.
“Auch wenn in der Praxis noch einige Schritte in Richtung Gleichbehandlung zu gehen sind, so hat sich in der relativ kurzen Zeitspanne eines Jahrhunderts besonders im Hinblick auf die Arbeitsbedingungen und Ausbildungsmöglichkeiten von Künstlerinnen viel bewegt”, meint Kuratorin Verena Oberparleiter, „das Schaffen der ausgewählten Künstlerinnen steht somit beispielhaft für die Mischung aus Talent, Engagement, Mut und Freigeist, mit der jede in ihrer Zeit und mit ihren Mitteln sichtbare wie unsichtbare Grenzen für Frauen Stück für Stück aufweicht.“ Wie ihre männlichen Kollegen greifen sie die Strömungen und Themen ihrer Zeit auf und deklinieren sie im Einklang ihres schöpferischen Impetus. Sie schaffen Malereien, Textiles, Grafiken und Plastisches, arbeiten von figürlich bis abstrakt, expressiv, experimentell, konzeptuell und innovativ.
Ein Blick auf die Lebensstationen dieser Frauen verweist zudem auf die vielfältigen Impulse, die durch ihr Wirken in die Region gelangen bziehungsweise nach außen getragen werden: „Es ist das Prinzip von Schwingung und Resonanz, das sich im kreativen Schaffen neu auflädt und weiterträgt, ungeachtet geographischer oder geschlechtsspezifischer Grenzen“, so Oberparleiter abschließend.
Die Künstlerinnen
Die Protagonistinnen der Schau sind Julia Bornefeld, Maria Delago, Margareth Dorigatti, Hilde Goldschmidt, May Hofer, Elisabeth Hölzl, Gina Klaber Thusek, Erika Giovanna Klien, Sissa Micheli, Berty Skuber, Esther Stocker und Karin Welponer.
Die Ausstellung ist bis zum Tag der Frau am 8. März 2021 täglich außer montags von 10.00 bis 18.00 Uhr im Parterre der Sammlung Eccel Kreuzer zu sehen. Führungen durch die Sammlung Eccel Kreuzer, die in den oberen Stockwerken des Laubenhauses ausgestellt ist, können auf der Webseite www.fr-eccel.it gebucht werden.