Ein Kommentar

Der Krampus soll auch Spaß machen

Dienstag, 05. Dezember 2023 | 01:49 Uhr

Von: mk

Bozen – In der frühen Adventszeit treibt im Alpenraum immer auch der Krampus sein Unwesen. Ähnlich wie die Perchten sollen die Krampusse die bösen Geister des Winters austreiben – frei nach dem Motto: Dämonen sind so dumm, dass sie sich vor ihrem eigenen Spiegelbild fürchten. Der Brauch, der auf vorchristliche Zeit zurückgeht, ist allerdings nicht unumstritten.

Kritisiert wird etwa die zunehmende Kommerzialisierung: Die Masken auf Umzügen mit Käfigen und Pyroeffekten haben oft nichts mehr mit traditioneller Schnitzkunst zu tun und erinnern eher an Monster aus Hollywood-Filmen und -Serien.

Zuletzt hat Familienseelsorger Toni Fiung seine Bedenken geäußert und danach gefragt, ob wir den Krampus als Sinnbild des Bösen in einer Zeit voller Krieg und ökonomischer Belastungen überhaupt brauchen.

Doch gerade die Jüngsten lieben den Nervenkitzel. Noch heute gilt das “Tuifltratzen” als Mutprobe für Kinder und Jugendliche, bei der man versucht, die Krampusse zu necken, ohne sich von der Rute erwischen zu lassen. Auch im Leben müssen wir uns oft Gefahren und unangenehmen Situationen stellen. Etwas in uns sucht die Konfrontation mit der dunklen Seite.

Nerviger wird es, wenn Männer im vermeintlichen Schutz ihrer Verkleidung Aggressionen ausleben und Schlägereien anzetteln. Niemand wird gerne verprügelt und die neue Winterjacke voller Ruß findet auch niemand toll. Wenn wir uns dem Schrecken jedoch in einem sicheren Rahmen stellen können, gelingt es dem Krampus vielleicht, auch in uns so manch bösen Geist zu vertreiben.

Bezirk: Bozen